Spengler feiert Ende einer langen Durststrecke
Der BMW-Pilot siegt am Samstag in Nürnberg. Der Sonntag lässt den Triumph in den Hintergrund treten
Bruno Spengler atmet tief durch. Ein Lächeln, ein erleichterter Blick gen Himmel, ein Daumen hoch in Richtung seines Teams. In der laufenden DTM-Saison war es für BMW bisher eher enttäuschend gelaufen. Mit dem ersten Platz gelingt Bruno Spengler am Samstag vor seinem BMW-Kollegen Maxime Martin nicht nur der erste Saisonsieg. Gleichzeitig gewinnt er nach 25 sieglosen Jahren als erster BMW-Pilot wieder am Norisring.
Doch der Triumph der Münchner rückte am Sonntag in den Hintergrund. Im zweiten Rennen kam es zwischen dem Mercedes-Pilot Gary Paffet und dem Audi-Fahrer Mike Rockenfeller zu einem Horror-Unfall, der das Renngeschehen gehörig durcheinander brachte. Nach einem Duell mit Audi-Pilot Jamie Green kam Paffet derart ins Schleudern, dass er zuerst mehrmals in die Leitplanke krachte, wobei sein Silberpfeil an Front und Heck völlig zerstört wurde.
Danach stieß er mit Rockenfeller zusammen. Dessen Tür wurde bei dem Unfall weggerissen und spektakulär durch die Luft geschleudert. Beide Fahrer konnten ihre Rennautos selbst verlassen. Sie hatten sich bei dem Unfall leicht verletzt und wurden zu Untersuchungen ins Krankenhaus gebracht. Rockenfeller zog sich einen kleinen Bruch am Mittelfuß zu.
Um die Unfallstelle zu räumen, die Leitplanke mit einem Schweißgerät zu flicken und den Vorfall zu klären, wurde das Rennen für eine knappe halbe Stunde unterbrochen. Auch erfahrene Ex-Meister wie Gary Paffet und Mike Rockenfeller vor Kollisionen am Norisring offensichtlich nicht gefeit. Der einzige Stadtkurs der DTM, der mit nur 2,3 Kilometern auch die kürzeste Strecke überhaupt ist, birgt für die Fahrer einige Risiken. Bruno Spengler sagte: „Obwohl er nur vier Kurven hat, ist der Norisring sehr anspruchsvoll. Du musst immer am Limit fahren, immer an der Mauer.“Abstände auf ihre Verfolger können die Fahrer kaum herausfahren, das Feld am Norisring ist sehr dicht, was die Rennen dort sehr intensiv macht. Überholmanöver bleiben nur selten ohne Schaden. So wie bei dem Rennen am Sonntag.
Einer, der sich von dem Durcheinander auf der Strecke nicht bremsen ließ, war BMW-Pilot Maxime Martin. Der Belgier hatte am Samstag bereits den BMW-Doppelsieg komplettiert und hinter Bruno Spengler den zweiten Platz erreicht. Das Rennen am Sonntag gewann er nach dem Safety-Car-Start am Ende ungefährdet vor den Mercedes-Piloten Lucas Auer und Edoardo Mortara, die sich bis zur letzten Runde einen harten Kampf um das Siegersind podest geliefert hatten und fast zeitgleich zu dritt mit Abt-Audi-Fahrer Matthias Ekström die Ziellinie überquerten. Der Schwede übernimmt mit seinem dritten Platz vom Samstag und dem vierten Platz vom Sonntag die Führung in der Gesamtwertung vor Lucas Auer (Mercedes) und Maxime Martin (BMW).
Ob BMW mit den ersten beiden Saisonsiegen der Saison die Wende schafft, darauf will sich der BMWMotorsportchef Jens Marquardt nicht festlegen: „Der Norisring ist ein zu spezieller Kurs, um Rückschlüsse für die kommenden Rennen zu ziehen. Unsere Piloten haben hier einfach keine Fehler gemacht, das wurde belohnt.“
Nicht nur für Fahrer und Teams, auch für Rennsportfans sind die DTM-Rennen am Norisring etwas Besonderes. Audi und BMW präsentieren ihren Fans das Rennsportwochenende als Heimrennen. Mehr als 100000 Motorsportfans waren am Wochenende vor Ort, etliche Zuschauer ließen sich selbst von heftigem Regen nicht abhalten, auf den Tribünen an der Rennstrecke Platz zu nehmen. Auf dem historischen Gelände des Zeppelinfelds, dessen Monumentalbauten teils als Tribünen dienen, kommen Fans den Fahrern so nah wie sonst nirgendwo in der DTM.
Die Sportler durchqueren vor und nach jedem Training, Qualifying oder Rennen einen öffentlichen Bereich zwischen ihren Trucks und der Box. Läuft es gut, sind sie häufig für ein Autogramm oder Foto zu haben. So wird auch Bruno Spengler einige Autogrammkarten nach dem Triumph im Samstags-Rennen unterzeichnet haben. Die Hymne bei der Siegerehrung war gerade verklungen, da holte er noch einmal tief Luft, nahm den Pokal entgegen und machte einen weiten Satz nach vorne. Ein Sprung der Freude, ein Sprung der Erleichterung. Und ein Kuss für den Pokal.