Illertisser Zeitung

Wie die Region an ihrer Zukunft bastelt

Städte und Gemeinden im Raum Donau-Iller arbeiten am neuen Regionalpl­an. Dabei geht es um Verkehr und Entwicklun­gsachsen, aber auch um Natur und Landwirtsc­haft

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Wie soll sich die Region Donau-Iller in den nächsten Jahren entwickeln? Wo soll es Siedlungss­chwerpunkt­e und wo Freiräume geben? Wie können die natürliche­n Lebensgrun­dlagen geschützt und die Innenstädt­e und Ortskerne erhalten werden? Mit diesen und weiteren Fragen befassen sich die Mitglieder des Regionalve­rbands Donau-Iller derzeit intensiv. Der Planungsau­sschuss des länderüber­greifenden Gremiums hat bei seiner Sitzung im Ulmer Rathaus zu mehreren Bereichen Beschlüsse gefasst, die Teil des neuen Regionalpl­ans werden sollen. ● Zentrale Orte sollen als ein Netz, das die gesamte Region überspannt, die Versorgung der Bevölkerun­g mit Waren und Dienstleis­tungen sicherstel­len. Es gibt Ober- und Mittelzent­ren, Klein- und Unterzentr­en. Im künftigen Regionalpl­an sollen aber auch Gemeinden, die nicht als zentrale Orte eingestuft werden, Entwicklun­gsmöglichk­eiten erhalten, die über die Eigenentwi­cklung hinaus gehen. Diese werden als Siedlungsb­ereiche bezeichnet. Das könnten Gemeinden sein, die besonders verkehrsgü­nstig liegen. Denkbar ist aber auch die Ausweisung von Siedlungsb­ereichen, um struktursc­hwache Gebiete zu stärken. ● Zum einen sollen Gebiete für Naturschut­z und Landschaft­spflege ausgewiese­n werden, beispielsw­eise im Donautal, auf der Schwäbisch­en Alb oder im Bereich zwischen Weißenhorn und Krumbach. Dabei geht es um die Sicherung des regionalen Biotopverb­unds, den Schutz von Kulturland­schaften und den Naturhaush­alt. Zum anderen sollen hochwertig­e landwirtsc­haftliche Flächen vor der Inanspruch­nahme durch andere Nutzungen geschützt werden. Denn zwischen 1988 und 2013 wurden der Landwirtsc­haft insgesamt etwa 21 000 Hektar (6,5 Prozent der Fläche) entzogen. Auch Vorbehalts­gebiete für Naherholun­g sollen künftig ausgewiese­n werden, beispielsw­eise im Allgäu, zwischen Blaubeuren und Laichingen oder rund um das Kloster Roggenburg. ● Diese sollen Freifläche­n entlang der Siedlungsu­nd Verkehrsac­hsen erhalten. Hier geht es beispielsw­eise um eine Verbesseru­ng des Bioklimas und um Möglichkei­ten zur Erholung. Außerdem sollen die Siedlungsr­äume dadurch sinnvoll gegliedert werden. Vorgeschla­gen werden folgende Grünzüge: vom Blautal bis Ulm, Illertal zwischen Neu-Ulm und Memmingen, Donautal zwischen Öpfingen und Günzburg sowie der Bereich zwischen Günzburg, Burgau und Jettingen-Scheppach. Die Funktionen der Grünzüge dürfen durch Planungen und Maßnahmen nicht beeinträch­tigt werden. Ausnahmen sind allerdings möglich. ● Im Straßenver­kehr hat Ausbau Vorrang vor Neubau. Die Gestaltung­smöglichke­iten des Verbands sind hier zwar begrenzt. Doch geplant ist, eigene Vorschläge zur Weiterentw­icklung des Straßennet­zes in den neuen Regionalpl­an aufzunehme­n. Im Schienenve­rkehr stehen die Pläne für eine RegioS-Bahn im Mittelpunk­t. Darüber hinaus sollen die Bahnstreck­en Brenz-, Donau-, Iller- und Allgäubahn für einen zweigleisi­gen Ausbau vorgehalte­n werden, um die Entwicklun­gsmöglichk­eiten des Schienenne­tzes langfristi­g zu sichern. ● Während es in Baden-Württember­g auch weiterhin landesweit­e Entwicklun­gsachsen gibt, hat Bayern diese abgeschaff­t. Der Regionalve­rband kann nur regionale Achsen festlegen. Sie sollen die grenzübers­chreitende Entwicklun­g verbessern und Impulse geben. Direkte Wirkungen, etwa auf die Vergabe von Fördermitt­eln, hat die Festlegung jedoch nicht. Geplant sind drei regionale Entwicklun­gsachsen: 1. Ehingen – Laupheim – Schwendi – Dietenheim – Illertisse­n – Buch – Krumbach – Ursberg – Thannhause­n – Ziemetshau­sen. 2. Erolzheim/Kirchdorf – Boos – Babenhause­n. 3. Weißenhorn – Senden – Ulm/Neu-Ulm – Blaustein – Blaubeuren. Hier spielt insbesonde­re die Reaktivier­ung der Bahnstreck­e Senden – Weißenhorn eine wichtige Rolle. ●

Viele größere Industrieb­etriebe hätten Schwierigk­eiten, geeignete Flächen zu finden, sagte Verbandsdi­rektor Markus Riethe, beispielsw­eise Logistikun­ternehmen. „In den Oberund Mittelzent­ren gibt es Engpässe.“Deshalb schlägt er vor, Flächen in der Region für künftige gewerblich­e Nutzung zu sichern. Dazu soll eine Studie erstellt werden. Erkenntnis­se zum Flächenbed­arf soll das Baulandgut­achten in Zusammenar­beit mit der IHK liefern. Sowohl Ulms Baubürgerm­eister Tim von Winning als auch Landrat Heiner Scheffold (Alb-Donau-Kreis) hatten jedoch Zweifel, ob die darin vorgelegte­n Daten stichhalti­g sind. Die Stadt Ulm, die erst kürzlich eine Strategie für Gewerbeflä­chen beschlosse­n hat, hat ganz andere Zahlen als die Baulandgut­achter. Scheffold hält die Angaben zum Flächenbed­arf für nicht schlüssig.

 ?? Archivfoto: Alexander Kaya ?? Der Regionalve­rband Donau Iller arbeitet derzeit am neuen Regionalpl­an. Dabei geht es unter anderem um die Infrastruk­tur und die Ausweisung von Gewerbeflä­chen, etwa in der Doppelstad­t Ulm/Neu Ulm.
Archivfoto: Alexander Kaya Der Regionalve­rband Donau Iller arbeitet derzeit am neuen Regionalpl­an. Dabei geht es unter anderem um die Infrastruk­tur und die Ausweisung von Gewerbeflä­chen, etwa in der Doppelstad­t Ulm/Neu Ulm.

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