Mahler schnappt kräftig zu
Für rund 10 Millionen Euro soll das Möbelhaus zu einem Einkaufscenter umgebaut werden. Unter anderem soll auf 7000 Quadratmetern das Modegeschäft Röther eröffnen. Damit erwacht ein tot geglaubtes Schreckgespenst der Ulmer Konkurrenz zu neuem Leben
Mit der Ansiedlung eines 7000 Quadratmeter großen Textilgeschäfts beginnt Möbel Mahler dem Handel in Ulm und Neu-Ulm Konkurrenz zu machen. Wie Michael Mahler, der Chef des Möbelhauses an der Borsigstraße, mitteilte, eröffnet im ersten Quartal 2018 der Filialist Modepark Röther auf einer Fläche des Möbelhauses. Damit wird der Modepark eines der großen Textilgeschäfte der Region sein. Zum Vergleich: 7000 Quadratmeter hatte Röther in Senden, bevor die Filiale aufgrund einer Neukonzeption des Iller-Centers ausziehen musste. Zudem wurde ein Nachfolger für Kaufland gefunden: Edeka wird eine Verkaufsfläche von 5000 Quadratmetern im Erdgeschoss des ehemaligen Mall-Bereichs übernehmen. Die Eröffnung ist aktuell für Frühsommer 2018 geplant.
In der ohnehin stark umkämpften Handelslandschaft entsteht damit ein neuer, zugkräftiger und somit gefürchteter Konkurrent. „Überrascht und skeptisch“zeigt sich Josef Röll, der Einzelhandelsbeauftragte der Ulmer Industrie- und Handelskammer (IHK). Seine Skepsis begründet sich vor allem auf die möglicherweise fragliche Zulässigkeit. Denn Textilien zählen zu den „innenstadtrelevanten Sortimenten“deren maximal zulässige Verkaufsfläche in Bebauungsplänen geregelt wird.
Wie die Stadtverwaltung NeuUlm auf Anfrage mitteilt, hege sie deswegen aber keine Bedenken. Der gültige Bebauungsplan aus dem Jahr 1998 lasse die Pläne von Mahler zu. Bereits 2012 wurden Pläne von Mahler bekannt, das ehemalige Mutschler-Center mit allerlei möbelfremden Mietern zu bestücken. Im Gespräch war damals etwa der Sportriese Decathlon. Der eröffnet noch dieses Jahr im Ulmer Blautalcenter. Doch Mahler als Textil-Konkurrent für Ulm hat sich mit den Röther-Plänen damit nicht erledigt. Hermann Hutter, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Neu-Ulm/Günzburg, kritisiert, dass mit der Ansiedlung eines Modegeschäfts abseits der Innenstadt, Neu-Ulm eigene Pläne zur Stärkung des Zentrums mit der Glacis Galerie konterkariere. Die Borsigstraße sei nicht wirklich fußläufig mit dem Einkaufszentrum zu erreichen. Hutter: „Ich habe Zweifel, dass das genehmigungsfähig ist.“
Vergleichsweise gelassen sieht Tim Mayer, der Centermanager der Neu-Ulmer Glacis Galerie, die Mahler-Pläne. Denn Neu-Ulm als Einkaufsstandort stehe in Konkurrenz zu anderen Städten wie Ulm oder Senden. In der Vergangenheit habe es durchaus Kooperationen mit Mahler gegeben, beispielsweise eine Shuttlebus-Verbindung in der Vorweihnachtszeit.
Mayer weiß freilich auch, dass der Textilmarkt hart umkämpft ist und die zahlreichen Mode-Mieter in der Glacis-Galerie durchaus Befürchtungen haben, dass Röther mit den geplanten 7000 Quadratmetern Käufer abziehen könnte. Aber ein neuer Magnet in Neu-Ulm könnte auch zu mehr Besuchern der Glacis Galerie führen. Deren Betreiber, die Firma ECE, gibt den Textilanteil der Einkaufszentrumssortimente mit 43,66 Prozent an. Hinzukommen Schuhe und Leder mit 5,88 Prozent als Waren, die künftig ebenfalls mit Modepark Röther konkurrieren. Mayer sieht sein Einkaufszentrum in einer starken Position: Zuletzt sei die Kundenfrequenz um über 16 Prozent gestiegen, im davor gemessenen Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr sogar um 30 Prozent.
Was den regionalen Händlern zudem auf den Nägeln brennt, ist, dass Mahler derzeit in Verhandlungen mit einem Fahrrad-Anbieter steht. Denn in Ulm gelten Räder als „innenstadtrelevante Sortimente“, in Neu-Ulm jedoch nicht.
Möbelhaus-Chef Michael Mahler bestätigte auf Anfrage, dass es Kontakte mit einem Fahrrad-Großhändler gebe, der an der Anmietung einer 4000 Quadratmeter-Fläche interessiert sei. Noch sei kein Mietvertrag unterschrieben. Doch gerade ein Radhändler, der im Frühjahr Hochkonjunktur habe, wenn das Möbelgeschäft eher ruhig verlaufe, wäre eine gute Ergänzung um dauerhaft für hohe Kundenfrequenz im Haus zu sorgen.
Nach der zehnprozentigen Beteiligung der Möbelkette XXX Lutz sei der Neu-Ulmer Standort noch immer in einer Konsolidierungsphase. Jüngst seien deswegen neun Mitarbeiter entlassen worden. Mit derzeit 185 Beschäftigten im Möbelhaus und 129 in der Logistik seien aber unterm Strich mehr Menschen bei Mahler beschäftigt als noch vor einem Jahr. Hinzu kommen noch 50 Beschäftigte in der Gastronomie. Generell sei das Möbelhaus auf einem „guten Weg“.
Doch, um dem Kunden eine neue Dimension des Einkaufserlebnisses zu bieten, brauche es mehr als Möbel. Zehn Millionen Euro nimmt Mahler in die Hand, um den Standort an der Borsigstraße zu einem veritablen Einkaufscenter umzubauen. Um genügend Platz für den Textilhändler zu schaffen, werden bei Mahler Möbelsortimente aus der Mitnahme-Abteilung in bestehende Abteilungen integriert. Die Bauarbeiten im Unter- und Erdgeschoss haben bereits begonnen. Der Mietvertrag mit Bonprix wurde nach Mahler-Angaben gekündigt, um für KiK und Tedi zusätzliche Verkaufsfläche zu schaffen. Das 2000 Quadratmeter große Fitnessstudio McFit hat seinen Mietvertrag verlängert und wird noch in diesem Jahr seine Studiofläche nach den neuesten Standards umbauen. Im Zuge der Umbauarbeiten werde zudem das Parkhaus von Möbel Mahler inklusive der Aufzüge auf den neusten Stand gebracht.