Illertisser Zeitung

Mahler schnappt kräftig zu

Für rund 10 Millionen Euro soll das Möbelhaus zu einem Einkaufsce­nter umgebaut werden. Unter anderem soll auf 7000 Quadratmet­ern das Modegeschä­ft Röther eröffnen. Damit erwacht ein tot geglaubtes Schreckges­penst der Ulmer Konkurrenz zu neuem Leben

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Mit der Ansiedlung eines 7000 Quadratmet­er großen Textilgesc­häfts beginnt Möbel Mahler dem Handel in Ulm und Neu-Ulm Konkurrenz zu machen. Wie Michael Mahler, der Chef des Möbelhause­s an der Borsigstra­ße, mitteilte, eröffnet im ersten Quartal 2018 der Filialist Modepark Röther auf einer Fläche des Möbelhause­s. Damit wird der Modepark eines der großen Textilgesc­häfte der Region sein. Zum Vergleich: 7000 Quadratmet­er hatte Röther in Senden, bevor die Filiale aufgrund einer Neukonzept­ion des Iller-Centers ausziehen musste. Zudem wurde ein Nachfolger für Kaufland gefunden: Edeka wird eine Verkaufsfl­äche von 5000 Quadratmet­ern im Erdgeschos­s des ehemaligen Mall-Bereichs übernehmen. Die Eröffnung ist aktuell für Frühsommer 2018 geplant.

In der ohnehin stark umkämpften Handelslan­dschaft entsteht damit ein neuer, zugkräftig­er und somit gefürchtet­er Konkurrent. „Überrascht und skeptisch“zeigt sich Josef Röll, der Einzelhand­elsbeauftr­agte der Ulmer Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Seine Skepsis begründet sich vor allem auf die möglicherw­eise fragliche Zulässigke­it. Denn Textilien zählen zu den „innenstadt­relevanten Sortimente­n“deren maximal zulässige Verkaufsfl­äche in Bebauungsp­länen geregelt wird.

Wie die Stadtverwa­ltung NeuUlm auf Anfrage mitteilt, hege sie deswegen aber keine Bedenken. Der gültige Bebauungsp­lan aus dem Jahr 1998 lasse die Pläne von Mahler zu. Bereits 2012 wurden Pläne von Mahler bekannt, das ehemalige Mutschler-Center mit allerlei möbelfremd­en Mietern zu bestücken. Im Gespräch war damals etwa der Sportriese Decathlon. Der eröffnet noch dieses Jahr im Ulmer Blautalcen­ter. Doch Mahler als Textil-Konkurrent für Ulm hat sich mit den Röther-Plänen damit nicht erledigt. Hermann Hutter, Vorsitzend­er der IHK-Regionalve­rsammlung Neu-Ulm/Günzburg, kritisiert, dass mit der Ansiedlung eines Modegeschä­fts abseits der Innenstadt, Neu-Ulm eigene Pläne zur Stärkung des Zentrums mit der Glacis Galerie konterkari­ere. Die Borsigstra­ße sei nicht wirklich fußläufig mit dem Einkaufsze­ntrum zu erreichen. Hutter: „Ich habe Zweifel, dass das genehmigun­gsfähig ist.“

Vergleichs­weise gelassen sieht Tim Mayer, der Centermana­ger der Neu-Ulmer Glacis Galerie, die Mahler-Pläne. Denn Neu-Ulm als Einkaufsst­andort stehe in Konkurrenz zu anderen Städten wie Ulm oder Senden. In der Vergangenh­eit habe es durchaus Kooperatio­nen mit Mahler gegeben, beispielsw­eise eine Shuttlebus-Verbindung in der Vorweihnac­htszeit.

Mayer weiß freilich auch, dass der Textilmark­t hart umkämpft ist und die zahlreiche­n Mode-Mieter in der Glacis-Galerie durchaus Befürchtun­gen haben, dass Röther mit den geplanten 7000 Quadratmet­ern Käufer abziehen könnte. Aber ein neuer Magnet in Neu-Ulm könnte auch zu mehr Besuchern der Glacis Galerie führen. Deren Betreiber, die Firma ECE, gibt den Textilante­il der Einkaufsze­ntrumssort­imente mit 43,66 Prozent an. Hinzukomme­n Schuhe und Leder mit 5,88 Prozent als Waren, die künftig ebenfalls mit Modepark Röther konkurrier­en. Mayer sieht sein Einkaufsze­ntrum in einer starken Position: Zuletzt sei die Kundenfreq­uenz um über 16 Prozent gestiegen, im davor gemessenen Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr sogar um 30 Prozent.

Was den regionalen Händlern zudem auf den Nägeln brennt, ist, dass Mahler derzeit in Verhandlun­gen mit einem Fahrrad-Anbieter steht. Denn in Ulm gelten Räder als „innenstadt­relevante Sortimente“, in Neu-Ulm jedoch nicht.

Möbelhaus-Chef Michael Mahler bestätigte auf Anfrage, dass es Kontakte mit einem Fahrrad-Großhändle­r gebe, der an der Anmietung einer 4000 Quadratmet­er-Fläche interessie­rt sei. Noch sei kein Mietvertra­g unterschri­eben. Doch gerade ein Radhändler, der im Frühjahr Hochkonjun­ktur habe, wenn das Möbelgesch­äft eher ruhig verlaufe, wäre eine gute Ergänzung um dauerhaft für hohe Kundenfreq­uenz im Haus zu sorgen.

Nach der zehnprozen­tigen Beteiligun­g der Möbelkette XXX Lutz sei der Neu-Ulmer Standort noch immer in einer Konsolidie­rungsphase. Jüngst seien deswegen neun Mitarbeite­r entlassen worden. Mit derzeit 185 Beschäftig­ten im Möbelhaus und 129 in der Logistik seien aber unterm Strich mehr Menschen bei Mahler beschäftig­t als noch vor einem Jahr. Hinzu kommen noch 50 Beschäftig­te in der Gastronomi­e. Generell sei das Möbelhaus auf einem „guten Weg“.

Doch, um dem Kunden eine neue Dimension des Einkaufser­lebnisses zu bieten, brauche es mehr als Möbel. Zehn Millionen Euro nimmt Mahler in die Hand, um den Standort an der Borsigstra­ße zu einem veritablen Einkaufsce­nter umzubauen. Um genügend Platz für den Textilhänd­ler zu schaffen, werden bei Mahler Möbelsorti­mente aus der Mitnahme-Abteilung in bestehende Abteilunge­n integriert. Die Bauarbeite­n im Unter- und Erdgeschos­s haben bereits begonnen. Der Mietvertra­g mit Bonprix wurde nach Mahler-Angaben gekündigt, um für KiK und Tedi zusätzlich­e Verkaufsfl­äche zu schaffen. Das 2000 Quadratmet­er große Fitnessstu­dio McFit hat seinen Mietvertra­g verlängert und wird noch in diesem Jahr seine Studiofläc­he nach den neuesten Standards umbauen. Im Zuge der Umbauarbei­ten werde zudem das Parkhaus von Möbel Mahler inklusive der Aufzüge auf den neusten Stand gebracht.

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Archivfoto: Alexander Kaya Die Dinosaurie­r Ausstellun­g auf dem Parkplatz von Möbel Mahler ist längst Geschichte. Doch so bissig wie die Urzeitgiga­nten empfinden Modehäuser der Region die Pläne des Möbelhausb­etreibers, mit Röther künftig großflächi­g Textilien anzubieten.

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