Gene fördern Entzündung
Für Parodontitis gibt es eine Veranlagung
In der aktuell weltweit größten Studie zur Genetik der Parodontitis hat ein internationales Forschungsnetzwerk unter der Leitung von Wissenschaftlern der Charité – Universitätsmedizin Berlin unterschiedliche Varianten bestimmter DNA-Sequenzen identifiziert, die eindeutig mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Formen der Parodontitis verbunden sind. Für mindestens zwei Gen-Regionen fanden die Forscher hochsignifikante Assoziationen mit der Entstehung der Krankheit. Die Ergebnisse der Studie sind in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift
veröffentlicht. Parodontitis ist eine durch Bakterien hervorgerufene, sehr häufig vorkommende entzündliche Erkrankung des Zahnbettes. Weltweit wird die Prävalenz schwerer Parodontitis auf etwa elf Prozent geschätzt. Die Erkrankung gilt als komplex, da die individuelle Anfälligkeit durch das Zusammenspiel zwischen der Mundflora und dem Immunsystem, Rauchen und Ernährung, aber auch von Stoffwechselleiden wie Diabetes bestimmt ist. Die Reaktion des Körpers auf diese Faktoren wird zu einem großen Teil durch die individuelle genetische Konstitution reguliert.
Die Wissenschaftler der Arbeitsgruppe um Professor Arne Schäfer am Institut für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Charité haben jetzt den Zusammenhang zwischen Sequenzunterschieden in der Erbinformation und dem Auftreten der Erkrankung bei mehreren tausend Patienten mit aggressiver und chronischer Parodontitis untersucht und mit gesunden Individuen verglichen. Die Wissenschaftler fanden zwei Gen-Bereiche, die mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Manifestationen der Parodontitis verbunden sind. Eine der beiden Regionen ist für die Synthese von alpha-Defensinen (antimikrobiellen Peptiden) verantwortlich, die in spezialisierten Immunzellen hergestellt werden. Diese Immunzellen dienen der Identifizierung und Zerstörung von Mikroorganismen. Der zweite lokalisierte Gen-Bereich hemmt wiederum die Aktivierung dieser Immunzellen.
„Unsere Ergebnisse zeigen, dass die verschiedenen Formen der Parodontitis eine gemeinsame genetische Grundlage haben“, erklärt Schäfer. Er betont: „Es gibt also Patientengruppen, bei denen für die Entstehung einer Parodontitis eine Veranlagung vorliegen kann, die gänzlich unabhängig von anderen Risikofaktoren wie Rauchen, Mundhygiene oder dem Alter ist.“