Damit es im Notfall besser läuft
Studie untersucht Axt-Attacke
Der Axt-Angriff eines jungen Flüchtlings in einem Regionalzug in Würzburg vor einem Jahr beschäftigt Experten der Notfallmedizin und des Rettungswesens auch wissenschaftlich. Um in solchen lebensbedrohlichen Einsatzlagen künftig noch effektiver arbeiten zu können, ist der Großeinsatz genau ausgewertet worden. „Wir haben fast 160 Qualitätsindikatoren entwickelt, um solche Einsätze vergleichbar machen zu können“, sagte Thomas Wurmb, Leiter der Sektion Notfallund Katastrophenmedizin des Universitätsklinikums Würzburg.
Diese objektiven Kriterien beleuchten nicht nur Fakten wie Wetterlage, Zahl der Patienten, Täter und Einsatzkräfte, Alarmierungskette, Einsatzdauer und Angriffswaffen. Es geht auch darum, ob und wo Orte für die Betreuung unverletzter Betroffener festgelegt und wie Absprachen getroffen wurden, welche Einsatzstrategie gewählt und wie die psychologische Betreuung gewährleistet wurde. „Mit diesem Gerüst könnten Amokläufe und Terroranschläge sehr genau beleuchtet und vor allem Schlüsse daraus gezogen werden“, sagte Uwe Kinstle von der Johanniter-Unfall-Hilfe, der als Einsatzleiter am 18. Juli vor Ort war.
Die Würzburger Pilotstudie soll bis zum Jahresende abgeschlossen sein. Erste Lehren wurden aber schon gezogen: „Seitdem gibt es wieder das sogenannte Rote Telefon zwischen der Integrierten Leitstelle und der Polizeieinsatzzentrale“, sagte Wurmb dazu. Zudem seien bereits kurz nach der Attacke viele Polizisten zusätzlich in Sachen Erstversorgung und Einsatztaktik geschult worden. „Damit sie beispielsweise Blutungen bei Verletzten stillen können, wenn der Rettungsdienst noch nicht zu den Opfern kann.“