Dalí muss zum Vaterschaftstest
Wie eine Wahrsagerin eine ziemlich verrückte Geschichte anzettelte
Sie sagt, es gehe ihr um die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Und wer kann der Wahrheit näher sein als sie, eine Wahrsagerin? Vielleicht konnte Pilar Abel also gar nicht anders, als diese, sagen wir: surreale Geschichte anzuzetteln. Die 61-Jährige aus dem spanischen Girona ist unter dem Künstlernamen Jasmine in der lokalen Zukunftsbranche tätig. Irgendwann erweitert sie ihr Portfolio. Ein sehr persönlicher Blick in die Vergangenheit führt zu der überraschenden Aussage: Ich bin die uneheliche Tochter von Salvador Dalí.
Nun muss man wissen, dass der exzentrische Meister surrealisti- scher Kunst – offiziell kinderlos – schon seit 28 Jahren tot ist. Der Mann mit dem verrückten Schnurrbart und dem Abermillionen Euro schweren Erbe fällt also als Zeuge aus. Ihre eigene Mutter, demzufolge die angebliche Dalí-Geliebte, sei an Demenz erkrankt, berichtet Jasmine, und könne sich kaum noch erinnern. Was tun, um der Wahrheit auch objektiv näher zu kommen? Jasmine alias Pilar Abel meint es ernst. Sie tingelt durch Fernsehshows, lässt sich das gut bezahlen und fordert ihren gesetzlichen Erbteil, indem sie den spanischen Staat sowie eine Stiftung verklagt. Denen hat Dalí nämlich sein komplettes Vermögen vermacht. Nach langem Hin und Her hat ein Richter ein Einsehen. Er ordnet einen Vaterschaftstest an. So kommt es, dass Gerichtsmediziner gestern Abend sein Grab öffnen, das sich in einem Museum in Dalís Geburtsstadt Figueres befindet. Die den sterblichen Überresten entnommene DNA-Probe soll im Anschluss mit dem genetischen Code von Jasmine verglichen werden. Mit der Wahrheit – und nichts als der Wahrheit – wird in einigen wenigen Wochen gerechnet.