Illertisser Zeitung

Zwischen Fluten und Flammen

Tobias Brugger ist gerade einmal 19 Jahre alt und engagiert sich seit zwölf Jahren bei der Wasserwach­t und Feuerwehr. Was ihn an den Einsätzen reizt

- VON FRANZISKA WOLFINGER

Autofahren, Wählen gehen, abends so lange wegbleiben, wie man möchte – das alles darf, wer 18 Jahre alt ist. Tobias Brugger aus Untereiche­n hatte noch einen Grund, sich auf diesen Geburtstag zu freuen. Der inzwischen 19-Jährige engagiert sich schon seit er zwölf Jahre alt ist bei der Freiwillig­en Feuerwehr und seit rund zehn Jahren auch bei der Wasserwach­t. Mit 18 durfte er endlich auf allen Einsätzen mitfahren.

Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm zum Beispiel ein Unfall, bei dem er als Erster bei dem Verletzten war und ihn so lange medizinisc­h versorgte, bis der Notarzt eintraf. Ein prägendes Erlebnis war auch das erste Mal, als er tatsächlic­h in einem brennenden Gebäude war. Inzwischen habe sich fast eine Art Routine eingestell­t, sagt er. „Am Anfang war ich immer so voller Adrenalin, da hab ich erst am Einsatzort realisiert, was gerade passiert. Also praktisch erst dann, wenn man mitten im Feuer steht“, sagt der junge Mann. Doch trotz aller Erfahrung und Routine gibt es immer wieder Einsätze, die ihn länger beschäftig­en.

Als Rettungsta­ucher bei der Wasserwach­t musste der 19-Jährige beispielsw­eise schon eine Leiche bergen. „Da hilft es, immer ein super Team um sich herum zu haben. Egal, ob bei Feuerwehr oder Wasserwach­t, da ist jeder immer für einen da und hört zu“, sagt Brugger.

Die Begeisteru­ng für die Arbeit in Rettungsdi­ensten wurde dem jungen Mann mit in die Wiege gelegt. Schon sein Opa Matthäus Schütz war als Kreisbrand­meister und Kommandant der Auer Feuerwehr in dem Bereich sehr aktiv. Brugger erzählt: „Wenn ich ihn früher besucht habe, sind wir nicht ins Kino gegangen, sondern haben uns Einsatzbil­der angeschaut.“Nicht zur Feuerwehr zu gehen, war nie eine Option. Bis heute ist der Großvater für ihn ein wichtiger Ansprechpa­rtner bei fachlichen Fragen. Der wiederum sei sehr stolz auf seinen Enkel und steuert auch mal Geld bei, wenn sich der 19-Jährige neue Ausrüstung­steile für seine Arbeit bei Feuerwehr oder Wasserwach­t kaufen will.

Was den Reiz an der ehrenamtli- Tätigkeit bei der Feuerwehr und Wasserwach­t ausmacht, ist für den jungen Mann nicht ganz leicht in Worte zu fassen. Er freue sich über Einsätze, sagt er – wohlwissen­d, dass das für manche befremdlic­h klingt. „Natürlich wünsche ich niemandem, dass ihm etwas passiert.“Spaß mache ihm vielmehr, Menschen in Notsituati­onen mit dem, was er in vielen Übungen und Kursen bei Feuerwehr und Wasserwach­t gelernt hat, helfen zu können. Gleichzeit­ig seien die Rettungsei­nsätze kleine Abenteuer, die seinen Alltag spannender machten.

Das Hobby des Untereiche­rs ist sehr zeitintens­iv: Nicht nur alle freien Abende nach der Arbeit oder der Berufsschu­le verbringt Brugger mit sozialem Engagement, sondern sogar Urlaubstag­e opfert er dafür. Seine nächste Reise geht an die Nordsee, wo er am Strand als Bademeis- ter arbeitet. „Für mich ist das aber wirklich Urlaub“, sagt der 19-Jährige. Meistens passiere ja nichts und man verbringe den Tag einfach so am Strand, wie Brugger zugibt.

In seinem Alter gebe es nicht viele, die sich bei den Rettungsdi­ensten engagieren. Bei der Feuerwehr seien Nachwuchsp­robleme deutlich spürbar. „Da sind wir langsam an der Kapazitäts­grenze“, erklärt er. In der Wasserwach­t sehe es vergleichs­weise gut aus, obwohl es auch dort kaum junge Leute gibt.

Inzwischen hat der junge Erwachsene eine ganze Reihe an Fortbildun­gen und Lehrgängen hinter sich gebracht. Bei der Feuerwehr sind das der Truppmann und -führer, ein Atemschutz­lehrgang und eine Fortbildun­g zum Maschinist­en für Tragkrafts­pritzen und Löschfahrz­euge. Bei der Wasserwach­t hat er den Rettungssc­hwimmer gechen macht, eine Sanitätera­usbildung, die Grundausbi­ldung zum Wasserrett­er, den Motorrettu­ngsbootfüh­rer und den Wachleiter.

Und auch sein Hobby zum Beruf zu machen, kommt für den jungen Mann infrage. Momentan befindet er sich zwar mitten in der Ausbildung zum Elektronik­er für Geräte und Systeme, doch seinen Kindheitst­raum, hauptberuf­lich Feuer zu löschen und Leben zu retten hat er noch nicht aufgegeben. Wobei rational betrachtet einiges dagegen spreche: Allen voran die Arbeitszei­ten und auch Verdienstm­öglichkeit­en. „Die sind einfach nicht so gut. Außerdem ist der Job körperlich anstrengen­d“, sagt Brugger. Dabei ist es nicht die harte Arbeit, die ihn abschreckt, sondern die Tatsache, dass viele mit 50 Jahren einfach aufhören müssen und dann eventuell ganz ohne Arbeitsper­spektive dastehen.

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Fotos: Wolfinger (1) /Brugger (2) Der 19 jährige Tobias Brugger hat schon einige Einsätze mitgemacht – und dabei viel Spannendes erlebt.

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