Zwischen Fluten und Flammen
Tobias Brugger ist gerade einmal 19 Jahre alt und engagiert sich seit zwölf Jahren bei der Wasserwacht und Feuerwehr. Was ihn an den Einsätzen reizt
Autofahren, Wählen gehen, abends so lange wegbleiben, wie man möchte – das alles darf, wer 18 Jahre alt ist. Tobias Brugger aus Untereichen hatte noch einen Grund, sich auf diesen Geburtstag zu freuen. Der inzwischen 19-Jährige engagiert sich schon seit er zwölf Jahre alt ist bei der Freiwilligen Feuerwehr und seit rund zehn Jahren auch bei der Wasserwacht. Mit 18 durfte er endlich auf allen Einsätzen mitfahren.
Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm zum Beispiel ein Unfall, bei dem er als Erster bei dem Verletzten war und ihn so lange medizinisch versorgte, bis der Notarzt eintraf. Ein prägendes Erlebnis war auch das erste Mal, als er tatsächlich in einem brennenden Gebäude war. Inzwischen habe sich fast eine Art Routine eingestellt, sagt er. „Am Anfang war ich immer so voller Adrenalin, da hab ich erst am Einsatzort realisiert, was gerade passiert. Also praktisch erst dann, wenn man mitten im Feuer steht“, sagt der junge Mann. Doch trotz aller Erfahrung und Routine gibt es immer wieder Einsätze, die ihn länger beschäftigen.
Als Rettungstaucher bei der Wasserwacht musste der 19-Jährige beispielsweise schon eine Leiche bergen. „Da hilft es, immer ein super Team um sich herum zu haben. Egal, ob bei Feuerwehr oder Wasserwacht, da ist jeder immer für einen da und hört zu“, sagt Brugger.
Die Begeisterung für die Arbeit in Rettungsdiensten wurde dem jungen Mann mit in die Wiege gelegt. Schon sein Opa Matthäus Schütz war als Kreisbrandmeister und Kommandant der Auer Feuerwehr in dem Bereich sehr aktiv. Brugger erzählt: „Wenn ich ihn früher besucht habe, sind wir nicht ins Kino gegangen, sondern haben uns Einsatzbilder angeschaut.“Nicht zur Feuerwehr zu gehen, war nie eine Option. Bis heute ist der Großvater für ihn ein wichtiger Ansprechpartner bei fachlichen Fragen. Der wiederum sei sehr stolz auf seinen Enkel und steuert auch mal Geld bei, wenn sich der 19-Jährige neue Ausrüstungsteile für seine Arbeit bei Feuerwehr oder Wasserwacht kaufen will.
Was den Reiz an der ehrenamtli- Tätigkeit bei der Feuerwehr und Wasserwacht ausmacht, ist für den jungen Mann nicht ganz leicht in Worte zu fassen. Er freue sich über Einsätze, sagt er – wohlwissend, dass das für manche befremdlich klingt. „Natürlich wünsche ich niemandem, dass ihm etwas passiert.“Spaß mache ihm vielmehr, Menschen in Notsituationen mit dem, was er in vielen Übungen und Kursen bei Feuerwehr und Wasserwacht gelernt hat, helfen zu können. Gleichzeitig seien die Rettungseinsätze kleine Abenteuer, die seinen Alltag spannender machten.
Das Hobby des Untereichers ist sehr zeitintensiv: Nicht nur alle freien Abende nach der Arbeit oder der Berufsschule verbringt Brugger mit sozialem Engagement, sondern sogar Urlaubstage opfert er dafür. Seine nächste Reise geht an die Nordsee, wo er am Strand als Bademeis- ter arbeitet. „Für mich ist das aber wirklich Urlaub“, sagt der 19-Jährige. Meistens passiere ja nichts und man verbringe den Tag einfach so am Strand, wie Brugger zugibt.
In seinem Alter gebe es nicht viele, die sich bei den Rettungsdiensten engagieren. Bei der Feuerwehr seien Nachwuchsprobleme deutlich spürbar. „Da sind wir langsam an der Kapazitätsgrenze“, erklärt er. In der Wasserwacht sehe es vergleichsweise gut aus, obwohl es auch dort kaum junge Leute gibt.
Inzwischen hat der junge Erwachsene eine ganze Reihe an Fortbildungen und Lehrgängen hinter sich gebracht. Bei der Feuerwehr sind das der Truppmann und -führer, ein Atemschutzlehrgang und eine Fortbildung zum Maschinisten für Tragkraftspritzen und Löschfahrzeuge. Bei der Wasserwacht hat er den Rettungsschwimmer gechen macht, eine Sanitäterausbildung, die Grundausbildung zum Wasserretter, den Motorrettungsbootführer und den Wachleiter.
Und auch sein Hobby zum Beruf zu machen, kommt für den jungen Mann infrage. Momentan befindet er sich zwar mitten in der Ausbildung zum Elektroniker für Geräte und Systeme, doch seinen Kindheitstraum, hauptberuflich Feuer zu löschen und Leben zu retten hat er noch nicht aufgegeben. Wobei rational betrachtet einiges dagegen spreche: Allen voran die Arbeitszeiten und auch Verdienstmöglichkeiten. „Die sind einfach nicht so gut. Außerdem ist der Job körperlich anstrengend“, sagt Brugger. Dabei ist es nicht die harte Arbeit, die ihn abschreckt, sondern die Tatsache, dass viele mit 50 Jahren einfach aufhören müssen und dann eventuell ganz ohne Arbeitsperspektive dastehen.