Illertisser Zeitung

Beten, Bibeln und Besinnung

Die Gemeinde Taizé ist bekannt für ökumenisch­e Jugendtref­fen. Tausende Menschen aus aller Welt kommen dorthin. Auch unsere Josephine Glogger-Hönle war da

- VON JOSEPHINE GLOGGER HÖNLE

Die „Gemeinscha­ft von Taizé“ist ein internatio­naler ökumenisch­er Männerorde­n in einem Ort im Südosten Frankreich­s. Hier kommen überwiegen­d Jugendlich­e, aber auch Erwachsene oder Familien aus der ganzen Welt zusammen. Sie wollen gemeinsam beten, aber auch die Zeit zum ruhigen Nachdenken nutzen.

Die „Communaute de Taizé“, wie die Gemeinscha­ft im Original heißt, beschreibt sich im Internet als ein Ort, an dem man darauf vorbereite­t wird, „zu Hause Verantwort­ung zu übernehmen, um Frieden und Vertrauen zu stiften“. Ein Aufenthalt in Taizé dauert meist eine Woche. In der Regel beginnt er bei Jugendlich­en mit der Zuteilung von Aufgaben für die nächste Zeit. Die folgenden Tage bestehen aus Morgen-, Mittags-, und Abendgebet in der Versöhnung­skirche. Statt einer langatmige­n Predigt steht dabei Besinnung und Stille im Vordergrun­d. Damit alle Gläubigen Platz haben, wurde beim Bau der Kirche auf Bänke verzichtet. Stattdesse­n gibt es einen mehr oder weniger weichen Teppichbod­en, auf dem Gottesdien­stbesucher sitzen. Eingeschla­fene Füße sind da an der Tagesordnu­ng. Bekannt ist Taizé auch für die Lieder, die die Brüder selbst schreiben. Die bestehen in der Regel aus wenigen Zeilen Text, die immer wieder wiederholt werden.

Nach dem Frühstück findet jeden Tag eine Bibeleinfü­hrung statt, die von einem der Brüder gestaltet wird. Hier werden Bibeltexte gelesen und besprochen. „Für mich war das immer sehr unterhalts­am und der persönlich­e Kontakt zu den Brüdern hat mir gefallen“, sagt Jonas Mertens. Der 18-Jährige war dieses Jahr das erste Mal in Taizé. Für Familien finden die Bibeleinfü­hrungen in Form eines Theaters statt. Das macht es Kindern leichter, die Texte zu verstehen.

Den Rest des Tages kann jeder, abgesehen von den einzelnen kleinen Aufgaben, wie etwa Verkaufen im Kiosk oder Helfen in der Küche, individuel­l gestalten. Es finden Thementref­fen statt, die Jugendlich­en können im Park die Sonne genießen oder Souvenirs einkaufen. Alternativ besteht die Möglichkei­t, die Zeit in Stille zu verbringen: Im ● ren Diese Busse fah

von nach Taizé und eine Woche später wieder zurück. Mit dem Bus ist die An reise Schon während der Fahrt kann man

knüpfen. (www.regenbogen tourservic­e.de) Gebet, oder anhand der Bibel und im persönlich­en Nachdenken herauszufi­nden, wie Gott im eigenen Leben gegenwärti­g ist.

Hannah Weber ist mit einer Jugendgrup­pe nach Taizé gekommen. „Ich kannte davor eigentlich nur die laute Version Gott zu loben. Mit Gesang und fetzigen WorkshopSo­ngs“, sagt die Schülerin. „In Taizé habe ich dann die ruhige Meditation kennengele­rnt und habe verstanden: Man muss nicht immer laut und aufgedreht sein, um glücklich und zufrieden zu sein.“Übernachte­n können die Besucher entweder in spartanisc­h eingericht­eten Hütten. Viel mehr Luxus als ein Bett und eine Steckdose gibt es nicht.

In Taizé herrscht üblicherwe­ise ein Sprachenge­wirr, das durchaus an die biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel erinnert. Denn viele Menschen aus der ganzen Welt treffen an diesem Ort aufeinande­r. Jonas Mertens, der zum ersten Mal in Taizé ist, mag das internatio­nale Wer mit dem Auto kommt, ist unterwegs. Neben fallen auf der französi schen Autobahn auch an. Von Neu Ulm/Illertisse­n bietet sich eine über Stuttgart Karlsruhe Freiburg Belfort Besançon Beaune Chalon sur Saône Taizé an. ● Klima: „Ich bin mit dem Ziel nach Taizé gekommen, Jugendlich­e auch aus anderen Ländern kennenzule­rnen“, sagt der Schüler. „Ich war überrascht, wie schnell man hier neue Freunde finden kann. Es herrscht eine unglaublic­h ruhige und freundlich­e Atmosphäre.“

Die Geschichte von Taizé ist besonders mit einer Person verbunden: Frère Roger. 1940 kaufte er dort ein Haus, in dem Kriegsflüc­htlinge beherbergt­e. Neun Jahre später legten die ersten sieben Brüder, alle evangelisc­he Christen, ihr Gelübde zum gemeinsame­n, einfachen Leben in Ehelosigke­it ab.

Nachdem 1964 ein Katholik dazu kam, wurde die Gemeinscha­ft von Taizé die erste ökumenisch­e Brüdergeme­inschaft. 1966 fand das erste Jugendtref­fen mit 1400 Jugendlich­en aus 30 Ländern statt. 2005 starb der Taizé-Begründer auf tragische Weise. Eine psychisch kranke Frau hatte ihn während einer Andacht erstochen.

Zeit in Stille verbringen oder die Sonne im Park genießen Wege nach Taizé – Die Anreise

 ?? Foto: Josephine Glogger Hönle ?? Das französisc­he Dorf Taizé hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n zum Sehnsuchts­ort für junge Menschen entwickelt. Jedes Jahr pilgern Jugendlich­e aus der ganzen Welt dorthin um in der Gemeinscha­ft zu Gott zu finden.
Foto: Josephine Glogger Hönle Das französisc­he Dorf Taizé hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n zum Sehnsuchts­ort für junge Menschen entwickelt. Jedes Jahr pilgern Jugendlich­e aus der ganzen Welt dorthin um in der Gemeinscha­ft zu Gott zu finden.
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