Ein Minister haut drauf
Mit dem Fassanstich eröffnet Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt das Tiefenbacher Dorffest. Den Bürgern verspricht er, sich für ihre Belange einzusetzen
Alexander Dobrindt zögert nicht lange. Den Holzhammer in der rechten Hand, holt er aus und schlägt kräftig zu. Einmal, zweimal, dreimal – dann sitzt der Hahn. „O’zapft is“, ruft der Bundesverkehrsminister in die Menge.
Die Bundestagswahl im September führt Dobrindt in diesem Jahr ins beschauliche Tiefenbach. „Eine Premiere“, wie Kreisrat Gerhard Leopold ein wenig stolz verkündet. Schließlich sei noch nie ein Bundesminister zu Gast im Illertisser Ortsteil gewesen.
Beim 28. Dorffest in Tiefenbach übernimmt Dobrindt also den Fassanstich. Leopold, selbst Mitglied der Freien Wähler, hat den CSU-Politiker in den Ort auf das Fest geholt. Von einigen Bürgern habe es dafür auch Kritik gegeben, sagt der Kreisrat, der sich selbst als „Ur-Tiefenbacher“bezeichnet. Schließlich ist nicht jeder an CSU-Wahlkampf ausgerechnet auf der liebsten DorfVeranstaltung interessiert. Leopold empfindet den Besuch des Ministers dennoch als richtig – und wichtig. Schließlich hat der Ortsteil in puncto Verkehr einiges Leid zu klagen. Es dauert dementsprechend nicht lange, bis auch der Bundesverkehrsminister von den Problemen des 2000-Einwohner-Ortes erfährt.
Um kurz nach 18.30 Uhr lässt sich Dobrindt mit einem schwarzen Auto vorfahren. Begleitet von Bodyguards betritt er das Festgelände auf dem Michl-Streit-Platz. Ein paar Bürger machten mit ihren Smartphones Fotos. Der Rest an den gut gefüllten Tischen lässt sich weiterhin Bier, Wurstsalat oder Hendl schmecken. Wie viele der rund 500 Bürger an diesem Abend tatsächlich extra wegen des Verkehrsministers gekommen sind, lässt sich nicht sagen. Einige Kommunalpolitiker aus den umliegenden Gemeinden hat der Besuch Dobrindts allerdings angelockt. Auch Landrat Thorsten Freudenberger und die Bundestagsabgeordneten Katrin Albsteiger und Georg Nüßlein (beide CSU) sind vor Ort. Die ersten Worte gebühren aber dem Bürgermeister der Stadt.
„Wir sind ländlich geprägt, haben aber das Verkehrsaufkommen einer Großstadt“, bringt es Jürgen Eisen nach einer kurzen Begrüßung Alexander Dobrindts gleich auf den Punkt. Es gebe einige Probleme, die der Bürgermeister mit dem Verkehrsminister später gerne persön- am Biertisch besprechen wolle. „Unser Ziel ist es, möglichst schnell den Autobahn-Anschluss Bellenberg-Tiefenbach zu bekommen“, sagt Eisen. Dieser liege derzeit auf Eis, da die A 7 zwischen dem Autobahndreieck Hittistetten und Illertissen sechsspurig ausgebaut werden soll. Auch der zweigleisige Ausbau der Illertalbahn und eine Lösung für die vielen Lkw-Fahrten zum Ziegelwerk nach Bellenberg stehen auf dem Wunschzettel des Rathauschefs. Für Letztere würde es laut Eisen bereits eine einfache Lösung geben: Ein Parkplatz an der A7 bei Vöhringen sollte so umgebaut werden, dass dort die Lastwagen für die Firma Wiest eingeleitet werden könnten.
„Das ist eine Fülle an Aufgaben, die man mir hier stellt“, sagt dem- entsprechend Alexander Dobrindt, als er nach Fassanstich und Musik der Blaskapelle Tiefenbach ans Rednerpult tritt. Die Probleme wolle er gar nicht später am Biertisch besprechen, sondern gleich jetzt und hier am Pult.
Er könne sehr gut nachvollziehen, so Dobrindt, dass die Region Entlastung vom Verkehrslärm brauche – gleichzeitig aber auch mehr Mobilität. In seiner Rede verspricht er den Bürgern: „Die sechsspurige Autobahn und auch der Anschluss Bellenberg wird kommen.“Gegenüber der Autobahnverwaltung wolle er deutlich machen, dass der Ausbau der A 7 nicht in zwei, sondern in einem Abschnitt vonstatten gehen sollte. Er selbst werde ein Auge darauf halich ben, dass die Planungen zügig umgesetzt werden.
Und auch in Sachen Lkw-Fahrten verspricht der Minister, sich für die Tiefenbacher einzusetzen. Er sehe zu, dass die von Eisen vorgeschlagene Lösung von der Autobahndirektion noch einmal geprüft werde. Der zweigleisige Ausbau der Illertalbahn liege allerdings nicht in seinem Bereich – „Da kann ich keine Zusage treffen.“
Neben Ausführungen zu Soli, Lkw-Maut und Diesel-Skandal geht Dobrindt in seiner Rede auch auf die Themen Heimat und Traditionspflege ein. „Es ist toll, dass Sie in Tiefenbach eine so große Tradition haben“, lobt er. Über die Einladung habe er sich gefreut – auch wenn diese nicht ganz ohne Hintersinn erfolgt sei.