Frau getötet: Angeklagter äußert sich
Richter spielt Aufnahmen der sterbenden Mutter vor
Ein 45 Jahre alter Frührentner hat sich am gestrigen Montag vor dem Landgericht Passau nur zögerlich zum gewaltsamen Tod seiner Ehefrau geäußert. Auf die Frage des Richters, ob er seine Frau erstochen habe, antwortete er nur knapp: „Ja und nein.“
Laut Anklage hatte der Mann am vergangenen Silvestermorgen seiner von ihm getrennt lebenden Frau vor deren Haus in Thyrnau (Landkreis Passau) aufgelauert und sie mit einem Messerstich in den Bauch getötet. Der Anklage nach war die Frau wehrlos und die Tat heimtückisch.
Zum Prozessauftakt hatte der Angeklagte zum Mordvorwurf noch eisern geschwiegen. Der Richter griff daraufhin zu einem drastischen Mittel, das für erschütternde Momente im Saal des Passauer Landgerichts sorgte: Er ließ sowohl den Notruf der sterbenden Frau als auch den Notruf der damals 15-jährigen Tochter des Paares vorspielen. Mit letzter Kraft und kaum zu verstehen sagt die Frau: „Mein Mann, ExMann,
Er wollte mit ihr über die Trennung reden
hat mich mit dem Messer abgestochen.“Anschließend ruft die ältere der beiden Töchter um Hilfe: „Mein Dad hat die Mama totgestochen.“
Nach dem Abspielen der schockierenden Tonaufzeichnungen zog sich der Angeklagte zunächst mit seinem Anwalt zur Besprechung zurück. Anschließend äußerte er sich dann doch und schilderte, wie sich der Morgen zugetragen haben soll. Er habe mit seiner Frau über die Trennung reden wollen. Weil sie sein Auto schon am Geräusch erkannt hätte, sei er extra mit einem Mietwagen zu dem Haus gefahren. Als sie zur Arbeit gehen wollte, passte er sie ab. Es sei dann zu einem Streit gekommen, dann sei er weggelaufen und habe das Messer fortgeworfen.
Er könne sich an das Geschehen nicht erinnern, sagte der gelernte Metzger. „Vielleicht habe ich wirklich zugestochen.“Auf die Frage, warum er überhaupt ein Messer dabei hatte, sagte der Mann, er habe damit seine Frau zu einem Gespräch zwingen wollen.
Das Paar hatte sich nach Angaben des Gerichts im Sommer 2016 nach 15 Jahren getrennt. Die Frau hatte ein Kontakt- und Näherungsverbot gegen den Mann erwirkt. Die beiden haben zwei Töchter. Zunächst waren elf Verhandlungstermine geplant.