US Kreuzer rammt Öltanker
Tod von zehn Soldaten befürchtet. Kollision gibt Rätsel auf
Schon wieder ein Unglück mit einem amerikanischen Kriegsschiff: Bereits zum zweiten Mal in diesem Sommer stößt ein Zerstörer der amerikanischen Pazifikflotte mit einem Handelsschiff zusammen. Befürchtet wird, dass es wieder Tote gibt: Zehn Seeleute der „USS John S. McCain“wurden auch viele Stunden nach dem Unglück noch vermisst. Mindestens fünf Soldaten, die an Bord waren, sind verletzt.
Die Kollision ereignete sich am Montag um 05.24 Uhr Ortszeit östlich der Straße von Malakka, einer Meerenge zwischen Malaysia und Indonesien. Die „McCain“prallte dort mit dem Öltanker „Alnic MC“zusammen, der unter der Flagge Malaysias fährt. Der Zerstörer mit 238 Soldaten Besatzung kam noch aus eigener Kraft bis nach Singapur. Auf Fotos ist der Schaden am hinteren Backbordbereich des 154-Meter-Schiffs – also links hinten – aber deutlich zu erkennen. Für den Tanker „Alnic MC“ging die Sache glimpflicher aus. Auf dem 183-Meter-Schiff wurde niemand verletzt.
Im Meer vor Singapur geht es sehr eng zu – gewissermaßen ein Nadelöhr der Weltschifffahrt. Die Straße von Malakka und ihre Verlängerung, die Straße von Singapur, gehören zu den meistbefahrenen Seerouten der Welt – mit mehr als 2000 Schiffen pro Tag. Von dort kommt man ins Südchinesische Meer, einem der aktuellen Krisenherde der Weltpolitik, durch den fast ein Viertel des weltweiten Handelsvolumens geschippert wird. Der Stadtstaat Singapur ist in der Region auch einer der wichtigsten Verbündeten der USA. Doch die Ursache gibt Experten Rätsel auf.
Auf hoher See gelten die internationalen Kollisionsverhütungsregeln
Bereits der zweite tödliche US Marine Unfall dieses Jahr
von 1972. Anders als im Straßenverkehr sehen sie genau genommen kein Vorfahrtsrecht, sondern nur Pflichten vor – wie die Pflicht, den Kurs zu halten oder im Notfall auszuweichen. Fahren zwei Motorschiffe aufeinander zu, weicht jedes nach Steuerbord rechts aus. Wenn sich die Kurse kreuzen, muss das Schiff ausweichen, das das andere an seiner rechten Seite hat.
Der US-Experte David Larter, früher selbst bei der Navy, sagt: „Solche Zusammenstöße sind extrem selten. Und jetzt gleich zwei in einem Sommer – das ist verblüffend.“Normalerweise wird auf USKriegsschiffen über Radargeräte und auch durch Wachposten auf der Brücke sehr genau auf den Verkehr geachtet. Trotzdem starben erst im Juni sieben US-Soldaten vor Japan bei der Kollision des Zerstörers „USS Fitzgerald“mit einem philippinischen Containerschiff. Dem USKapitän ist das Kommando inzwischen entzogen. Wegen des Konflikts mit Nordkorea und auch wegen Chinas Expansion im Südchinesischen Meer haben die Amerikaner ihre Flotte in der Region verstärkt.
Den Namen hat das 25 Jahre alte Schiff vom Vater und Großvater des republikanischen Senators John McCain: John S. McCain junior und senior, beides Admirale.