Eine neue Farbe für die Marienkirche?
Die Vöhringer kennen ihr Wahrzeichen in hellem Gelb. Während der Sanierung kam allerdings ans Licht: Das Gotteshaus war ursprünglich in einem anderen Farbton gestrichen
Leuchtend helles Gelb oder kühles Grauweiß: Welche Farbe die Vöhringer Marienkirche künftig tragen soll, war Thema während eines Lokaltermins am Gotteshaus. Das Wahrzeichen der Stadt mit seinem markanten Satteldach kennen die Bürger nur als Bau, der in hellem Ocker gehalten war – und der nach Erneuerung der Fassade so auch wieder aussehen soll. Während der Sanierung der Kirche machte Malermeister Johannes Riggenmann jetzt eine Entdeckung: An einer Stelle der Außenhaut stieß er mit dem Skalpell auf Spuren einer grauweißen Farbe. Die war mit rund drei Zentimeter starkem Kalkzementputz in den Jahren 1971 bis 1974 überdeckt worden.
Für Kirchenpfleger Andreas Kaffarnik Anlass, vor Ort mit Pfarrer Martin Straub, Architekt Martin Büchele, Vertretern der Kirchenverwaltung, des Fördervereins und des Pfarrgemeinderats die neue Situation zu erörtern. Es ging um die Frage, ob der ursprüngliche Ton der Kirche in hellem Grau wieder aufgebracht werden soll oder man beim lichten Ocker bleibt. Das Merkmal des einzig historisch bedeutsamen Gebäudes der Stadt war auch die hell leuchtende Farbe, die auf einen Bau mit Geschichte schließen ließ.
Kirchenmaler Riggenmann war akribisch an seine Entdeckung herangegangen. Er stellte fest, dass 1947 heller Ocker mit einem Kalkgemisch aufgetragen worden war. Bei der Restaurierung in den Jahren 1971 bis 1974 wurde wieder heller Ocker in Mineralfarben aufgebracht. Die grauweiße Farbe, die wohl vor Jahrhunderten aufgetragen worden war, wurde sowohl an der östlichen Turmseite bei den unteren Schalllöchern als auch auf der Südseite des Turmes beim gemalten Zifferblatt der Uhr gefunden. Riggenmann hatte auch herausgefunden, dass die erste Fassung des Zifferblattes in dunklem Grau gehalten war, die zweite Fassung in Goldocker und die dritte Fassung (1947) in Caput mortuum, ein Farbton wie getrocknetes Blut.
einem Befundprotokoll listete der Kirchenmaler seine Beobachtungen auf. Diese wurden an das ausführende Architekturbüro weitergeleitet. Architekt Büchele sieht den Vorteil eines helleren, grauen Anstrichs „in der klaren Abzeichnung der Fugen des Backsteinmauerwerks. Auch das Zifferblatt und Wandgemälde würden sich besser abheben.“Jetzt müsse überprüft werden, für welchen Farbton man sich entscheidet. Das Landesamt für Denkmalpflege hielt sich diesbezüglich weitgehend zurück. Einbußen an Fördermitteln sind also nicht zu erwarten, wenn das ursprüngliche Grauweiß nicht aufgetragen wird.
Die Vertreter der Pfarrgemeinde taten sich vor Ort gar nicht so leicht mit der Entscheidung. Kirchenpfleger Kaffarnik kann damit leben, wenn der gewohnte Farbton wieder aufgetragen wird. Aber es gab auch Stimmen, die sich für die Wiederherstellung des ursprünglichen Farbtones aussprachen. Anita Lübke, Vorsitzende des Pfarrgemeinderates, formulierte es so: „Das Grauweiß gefällt mir gut, aber ich kann das lichte Gelb auch akzeptieren.“Der Vorsitzende des Fördervereins zum Erhalt der Marienkirche, Altlandrat Erich Josef Geßner, meinte, wenn die Denkmalpflege mit dem Erhalt der zuletzt gebrauchten FarIn be leben kann, dann könne er das auch. Wie Kirchenpfleger Kaffarnik sagte, müsse auch bedacht werden, was die Vöhringer denken, wenn ihr Wahrzeichen plötzlich in anderer Farbe da stünde.
Für Pfarrer Martin Straub ist entscheidend, dass sich die Pfarrkirche St. Michael, in strahlendem Weiß gehalten, von der Marienkirche auch farblich unterscheidet. Schließlich mache die leicht gelbe Farbtönung auf die Bedeutung der Kirche als historisches Denkmal aufmerksam. Dieser Argumentation konnte sich das Gremium anschließen.
Die Kirche soll frisch saniert und in lichtem Ocker ab Herbst wieder erstrahlen. Die Kosten für die Instandsetzung belaufen sich auf rund 320000 Euro. 190000 Euro werden von der Diözese übernommen, die Stadt Vöhringen schießt bis zu 50 000 Euro zu.