Von den Anden ins Rothtal
Familie Weis aus Buch hat sich einen lang gehegten Traum erfüllt und Lamas gekauft. Besucher sind willkommen – und müssen keine Angst haben, angespuckt zu werden
Lamas rennen eher selten. Die Tiere sind von Natur aus entspannte Geschöpfe und haben ihr eigenes Tempo. Fallen sie dann doch in einen leichten Galopp, sind sie weit entfernt von der stolzen Eleganz von Pferden, sondern erinnern eher an hoppelnde Hasen. Und sehen dabei zum Verlieben süß aus.
Szenen wie diese können Spaziergänger mit etwas Glück in Buch beobachten. Dort haben sich Stefanie und Thilo Weis ihren Traum von eigenen Lamas erfüllt. Hauptberuflich betreibt das Ehepaar eine Firma für Garten- und Landschaftsarchitektur. Auf dem großen Grundstück hinter dem eigenen Haus haben die beiden Tiergehege für Hängebauchschweine, Laufenten, Gänse, Hunde, Hasen und Hühner geschaffen. Als Letztes kamen dann die Lamas dazu. An dem Weg (Bürgermeister-Graf-Straße), der am Haus der Familie und an den Gehegen vorbeiführt, können Radfahrer und Spaziergänger eine Pause einlegen und die Tiere beobachten.
„Vor zwei Jahren haben wir mit fünf Lamastuten angefangen“, sagt Stefanie Weis. In diesem Jahr kamen dann eine weitere Stute, vier Lamahengste und zwei Alpakahengste dazu. Alpakas und Lamas sind eng miteinander verwandt. Beide gehören zur Familie der Kamele und sehen sich sehr ähnlich. Für den, der die Tiere unterscheiden will, lohnt
Alpakas haben gerade und kürzere Ohren
sich ein Blick auf die Ohren. Sind sie lang und gebogen – Bananenohren nennt Weis das – handelt es sich um ein Lama, bei geraden und vergleichsweise kurzen Ohren steht ein Alpaka vor dem Betrachter.
Die Faszination für Lamas hat Thilo Weis mit in die Familie gebracht. Bei einer Reise durch Südamerika hat er die Tiere kennengelernt. In den Anden, einem Hochgebirge in Südamerika, werden sie in unwegsamem Gelände bis heute als Lasttiere eingesetzt. Bei einem Ausflug in den Frankenwald konnte Thilo Weis auch seine Familie von den Tieren überzeugen. Dort nahmen die Eltern mit ihrem heute siebenjährigen Sohn Hugo an einer Lamawanderung teil.
Ein bis zwei Stunden müsse die Familie täglich für die Lamas aufbringen, vor allem zum Füttern und Misten. Letzteres wird dadurch vereinfacht, dass die Tiere ihr Geschäft immer an derselben Stelle erledigen. Auf was es bei der Haltung ankommt, hat das Bucher Ehepaar in einem Kurs gelernt. Grundsätzlich seien die Tiere aber eher anspruchslos und hielten sowohl Hitze als auch Kälte gut aus. Stefanie Weis sagt: „Die Lamas stehen auch noch draußen, wenn ich schon lang keine Lust mehr habe, vor die Haustür zu gehen.“Auf ihren Koppeln in Buch ha- ben die Tiere trotz ihrer Widerstandsfähigkeit mehrere Schatten spendende Unterstände und natürlich einen Stall, in den sie sich zurückziehen können. In einem überdachten Sandloch können sie sich außerdem zur Fellpflege wälzen.
Auf Anfrage bietet die Familie inzwischen kleine Wanderungen mit den flauschigen Tieren an. Deshalb arbeiten Stefanie und Thilo Weis ständig daran, dass ihre Lamas an die Halfter gewöhnt sind und sich gut führen lassen. Stefanie Weis erklärt: „Im Stall und auf der Weide können sich die Tiere frei bewegen. Sobald sie angeleint sind, müssen sie genau auf unser Kommando hören.“Zum Üben gehen sie mit den Tieren immer wieder durch das Bucher Ried. Demnächst will Weis auch die Strecke Richtung Matzenhofen ausprobieren. Die Frage, worin der Zauber solcher Lamawanderungen liegt, werde oft gestellt, sagt Weis. Ihre Antwort: „Ich glaube, sie übertragen Ruhe auf den Menschen.“Die La- mas laufen ihr Tempo. Da müsse sich der Mensch ein Stück weit darauf einstellen. Es gebe sogar Lamazüchter, die Wanderungen mit den Tieren als Therapie anböten.
Stefanie Weis hat außerdem einen weiteren Nutzen der Lamas für sich entdeckt. Aus deren kuschliger Wolle hat sie Bettdecken für ihre Familie fertigen lassen. Alle zwei Jahre müssen die Lamas komplett geschoren werden, im Jahr dazwischen bekommen sie nur einen sogenannten Bauchschnitt, bei dem die Haare rund um den Bauch abrasiert werden.
In Zukunft will die Familie auch eigenen Lama-Nachwuchs züchten. Schon beim Kauf der Tiere wurde darauf geachtet, zur Zucht geeignete Tiere zu kaufen. Weis sagt: „Unsere Junghengste und Jungstuten stam- men alle von prämierten Elterntieren ab.“Insbesondere die genetische Vielfalt sei ihnen wichtig. Da es in Europa nicht so viele der aus Südamerika stammenden Tiere gibt, könne es schnell zu Inzucht kommen. Männchen und Weibchen sind in Buch in getrennten Gehegen untergebracht, denn Lamastuten können immer trächtig werden, erklärt Weis.
Beim Thema Fortpflanzung spielt auch das Spucken eine Rolle, und zwar als Schwangerschaftstest. Lamaweibchen, die bereits trächtig sind, wehren sich nämlich mit solchen Speichelattacken gegen aufdringliche Liebhaber, erklärt Weis. Ansonsten würden sich Lamas gegenseitig anspucken, um die Rangfolge in der Herde festzulegen. Menschen würden nur dann Opfer solcher Angriffe, wenn sich die Tiere stark bedroht fühlten. Stefanie Weis sagt: „Mich hat es bisher nur ein einziges Mal erwischt – als ich ihnen eine Wurmkur verabreicht habe.“
Die Familie will eigenen Lama Nachwuchs züchten