Wieland Werke gehen auf Fischfang
Am Standort Vöhringen werden künftig Netze für Aquakulturen gefertigt. Für die Vermarktung hat sich das Unternehmen einen Partner in Norwegen geangelt
Die Wieland-Werke mit Sitz in Ulm wollen von der weltweit steigenden Nachfrage der Verbraucher nach Fisch profitieren. Sie weiten deshalb ihr Geschäft mit speziellen Netzen für Aquakulturen aus und haben dafür ein Joint Venture, also ein Gemeinschaftsunternehmen, mit der Firma Lerow AS in Norwegen gegründet. Am Standort Vöhringen wird Wieland die Messingnetze künftig selbst herstellen.
In den Markt für maritime Fischzucht ist Wieland bereits vor einiger Zeit eingestiegen. „Wir machen dieses Geschäft weltweit, beispielsweise in China, Singapur und in den USA“, sagte Daniel Steitz, der die Geschäftsführung der neu gegründeten Blue Sea Technology übernehmen wird. Es geht dabei um Aquakulturen, die eine kontrollierte Aufzucht von Fischen im Meer ermöglichen. Die Wachstumsraten liegen nach Angaben der WielandWerke bei etwa sieben Prozent pro Jahr. Wieland hat für die bei Aquakulturen eingesetzten Fischkäfige einen speziellen Draht entwickelt. Der wird bereits in Vöhringen produziert. Daraus werden Netze gefertigt. Die Anlagen werden bislang von internationalen Partnern hergestellt. Jetzt fertigen die Kupferspezialisten die Messingnetze aus einer eigens entwickelten Legierung in Eigenregie. Dazu investiert die Wieland-Werke AG in eine neue Webanlage mit einer Webbreite von bis zu zwölf Metern in Vöhringen. „Die Produktion startet im neuen Geschäftsjahr“, erläuterte Daniel Steitz. Das beginnt für Wieland im Oktober. Die neue Anlage sei bereits fertig. „Sie befindet sich gerade in der Abnahme“, sagte Steitz. Zur Investitionssumme für den Neubau wollte sich Wieland nicht äußern.
Das Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in Norwegen teilt sich zwischen Wieland und Lerow im Ver- 60 zu 40 Prozent auf. Wieland liefert die Hardware, also die Netze, Lerow kümmert sich um den Service, also um die Installation und Instandhaltung der riesigen Anlagen vor Ort. Die Produkte für Aquakulturen werden unter der Dachmarke Blue Sea zusammengefasst. Nach Angaben von Wieland zeichnen sich die Fischernetze aus der speziellen Legierung durch eine wesentlich höhere Lebensdauer im Vergleich zu herkömmlichen Ny- lonnetzen aus. Die Fische würden optimal vor Raubfischen geschützt, und das Netz bleibe auch bei Stürmen stabil. Eine weitere Eigenschaft von Messing sei, dass es von Natur aus sauber bleibe und nicht bewachse. Dadurch werde der Reinigungsaufwand deutlich verringert. Dies führt laut Wieland zu einer deutlichen Stressreduzierung der Fische, da weniger von außen in den Lebensraum eingegriffen werden müsse. Wenn das Messinghältnis netz abgenutzt ist, kann es komplett recycelt werden.
Wieland ist einer der größten Arbeitgeber in der Region. Der Hersteller von Halbfabrikaten aus Kupfer und Kupferlegierungen beschäftigt insgesamt etwa 6650 Mitarbeiter, davon ungefähr 2300 in Vöhringen und 1200 in Ulm. Der Umsatz der Unternehmensgruppe betrug im vergangenen Geschäftsjahr 2,55 Milliarden Euro, der Gewinn lag bei 64 Millionen Euro.