Auf den Lautsprecher, fertig, los!
Internet-Konzerne bringen vermehrt Boxen auf den Markt. Bislang ist keine perfekt
Amazons Echo-Lautsprecher, mit dem man sich unterhalten konnte, wirkte beim Start vor knapp drei Jahren wie eine Spielerei. Inzwischen ist klar: Sprechende digitale Assistenten sind die Zukunft. Und Lautsprecher, die den Assistenten der verschiedenen Internet-Konzerne eine Stimme geben, bieten sich als Schnittstelle geradezu an.
Das Boxen-Geschäft, das einst Hifi-Firmen dominierten, wird nun zur Konkurrenz-Arena für die Online-Riesen Amazon, Google, Apple, Microsoft und Samsung. Junge Anbieter vernetzter Lautsprecher mit Internet-Zugang bangen um ihre Zukunft. „Uns ist klar: Auf absehbare Zeit wird keiner ohne Anschluss an einen digitalen Assistenten in dem Geschäft bestehen können“, sagt ein Topmanager einer dieser Firmen. Dabei sei offenkundig, dass man auf eine der fremden Assistenten-Plattformen aufspringen muss, weil es für eine Hardware-Firma kaum möglich wäre, eine Software zu entwickeln.
Das Interesse ist auf beiden Seiten vorhanden – denn die ersten smarten Lautsprecher wie Amazons Echo oder Googles Home kommen bei der Musikwiedergabe nicht wirklich an Hifi-Qualität heran. Sonos, ein Pionier bei vernetzten Mehrzimmer-Systemen, die ein ganzes Haus koordiniert mit Musik versorgen können, erkannte schon im vergangenen Jahr die AudioSchwäche der Konkurrenz – und bot Amazon seine Dienste an. Der Nutzer soll sich mit Amazons Assistentin Alexa über die Echo-Geräte unterhalten, aber die Musik soll automatisch über die Sonos-Lautsprecher abgespielt werden.
Microsoft geht einen anderen Weg und lässt den Lautsprecher Invoke für seine Assistentin Cortana vom Hifi-Spezialisten Harman/Kardon entwickeln. Das Gerät, das äußerlich Amazons Echo-Zylinder ähnlich sieht, soll im Herbst auf den Markt kommen.
Amazon hat derzeit einen klaren Vorsprung auf dem Markt. Laut einer Erhebung der Marktforschungsfirma eMarketer liegt der Echo-Marktanteil in den USA bei rund 70 Prozent. Rund ein Viertel des Marktes nimmt Google Home ein, den Rest teilt sich die Konkurrenz. Unbekannt ist weiterhin, wie viele Lautsprecher Amazon verkauft hat. Die Schätzungen gehen von 10 bis 20 Millionen aus – das Geschäft stünde damit am Anfang.
Und Ende des Jahres tritt ein starker Rivale auf die Bühne: Apple will seinen Lautsprecher HomePod auf den Markt bringen. Der Konzern verspricht dabei, die Nützlichkeit seiner Assistentin Siri mit einer hochwertigeren Musikwiedergabe als bei der Konkurrenz zu verbinden.
Auch Samsung kündigte am Rande der jüngsten Vorstellung des neuen Smartphones Galaxy Note 8 den Eintritt ins Geschäft mit smarten Lautsprechern an. Der Smartphone-Marktführer könnte dabei auf seinen neuen Assistenten Bixby zurückgreifen. Und hätte für die Zukunft auch ein Ass im Ärmel, was den Klang angeht: Beim Anfang des Jahres von Samsung übernommenen Audio-Konzern Harman wurde ein revolutionärer Lautsprecher entwickelt, der für perfekten Ton sorgen kann, egal wie man gerade zur Box steht.