Weißenhorner Biersommelier fährt zur Weltmeisterschaft
Sommeliers für Weine sind bekannt. Aber für den Gerstensaft? Martin Wörner ist einer davon – einer mit Ambitionen
In jeder schwäbischen Gaststätte würden ihn erstaunte Blicke verfolgen; denn so, wie er Bier konsumiert, fällt das auf. Der Weißenhorner Martin Wörner lässt es langsam in ein Sektglas rinnen. Als Biersommelier darf er das, er muss es sogar machen. Es gehört zu seinen Aufgaben, herauszufinden, wie ein Bier seine Aromen optimal entfalten kann. Dafür ist die Wahl der richtigen Glasform entscheidend. Aber auch das Einschenken muss gelernt sein, schließlich soll eine schöne Schaumkrone das frisch eingefüllte Bier zieren.
Sommeliers für Wein oder Whisky sind schon länger bekannt. Beim Bier hingegen ist dies eine noch ziemlich junge Bewegung. „Wir hinken den Weinen beim Image deutlich hinterher“, sagt Wörner. Bier war in der Vergangenheit vor allem das Getränk der kleinen Leute. Für einen weltgewandten Menschen sei Bier nicht das angemessene Getränk, lautet ein Vorurteil, mit dem der 38-Jährige aufräumen will. Die Voraussetzungen dafür seien gerade optimal, die Bierwelt befinde sich im Aufbruch. In Gastronomie und Handel lasse sich die Entwicklung einer neuen Bierkultur quer durch alle Gesellschaftsschichten beobachten.
Das hat auch Martin Wörner, selbst Braumeister in Autenried (Landkreis Günzburg), für den Lehrgang zum Biersommelier motiviert. In einer zweiwöchigen Ausbildung wurde er zunächst zum Bierbotschafter geschult, anschließend besuchte er den Aufbaukurs zum Sommelier. Wie Wörner hatten auch die meisten anderen Kursteilnehmer zuvor berufliche Erfahrungen gesammelt.
Während er als Braumeister vor allem Qualität und Geschmack der hergestellten Biere überprüfe, muss Wörner als Sommelier nach eigenen Angaben die erschmeckten Eigenheiten der unterschiedlichen Sorten darstellen können. Dafür reiche es aber bei Weitem nicht aus, nur die heimischen Produkte zu kennen. Weltweit gebe es unzählige Variationen mit jeweils unterschiedlichen Herstellungsverfahren. Während in Deutschland hauptsächlich traditionelle Sorten wie Pils oder Weizen vertrieben werden, gebe es beispielsweise in Belgien einen großen Markt für Fruchtbiere.
Für die am 10. September anstehende Weltmeisterschaft der Biersommeliers in München muss Wörner wegen der Sortenvielfalt intensiv üben. Am vergangenen Wochenende erfolgte der Auftakt zur Vorbereitung mit einem Trainingslager der „Deutschen Nationalmannschaft“in Bamberg. Dabei trafen sich alle Vertreter, die sich über ihre Platzierung bei der Deutschen Meisterschaft für die WM qualifiziert haben. Zur Schärfung ihrer Wahrnehmung mussten die Teilnehmer Kapseln mit Aromen, die im Bier aufgelöst wurden, erkennen.
In der ersten Runde der Weltmeisterschaft müssen Fehlaromen und typische Gerüche von zehn internationalen Bieren analysiert werden. Die größte Herausforderung stelle die Zuordnung der Bierstile und der Brauerei dar, sagt Wörner. Nach einem schriftlichen Test und einer Zwischenrunde kommen nur die besten der mehr als 60 Sommeliers ins Finale. Dort muss ein zuvor ausgelostes Bier der Fachjury und den Besuchern präsentiert werden. Derjenige, dem das am überzeugendsten gelingt, wird Weltmeister.
Für Wörner wird es erst das zweite große Turnier sein. Bei der Deutschen Meisterschaft gelang ihm zwar auf Anhieb der vierte Platz. Vor der hochkarätigen Konkurrenz, vor allem vor erfahrenen Teilnehmern aus Italien, Österreich und der Schweiz, hat er dennoch großen Respekt. Die Weltmeisterschaft nimmt der Weißenhorner auf jeden Fall „bierernst“. Er möchte die bestmögliche Platzierung erreichen.