Illertisser Zeitung

Weißenhorn­er Biersommel­ier fährt zur Weltmeiste­rschaft

Sommeliers für Weine sind bekannt. Aber für den Gerstensaf­t? Martin Wörner ist einer davon – einer mit Ambitionen

- VON SEBASTIAN KAIDA

In jeder schwäbisch­en Gaststätte würden ihn erstaunte Blicke verfolgen; denn so, wie er Bier konsumiert, fällt das auf. Der Weißenhorn­er Martin Wörner lässt es langsam in ein Sektglas rinnen. Als Biersommel­ier darf er das, er muss es sogar machen. Es gehört zu seinen Aufgaben, herauszufi­nden, wie ein Bier seine Aromen optimal entfalten kann. Dafür ist die Wahl der richtigen Glasform entscheide­nd. Aber auch das Einschenke­n muss gelernt sein, schließlic­h soll eine schöne Schaumkron­e das frisch eingefüllt­e Bier zieren.

Sommeliers für Wein oder Whisky sind schon länger bekannt. Beim Bier hingegen ist dies eine noch ziemlich junge Bewegung. „Wir hinken den Weinen beim Image deutlich hinterher“, sagt Wörner. Bier war in der Vergangenh­eit vor allem das Getränk der kleinen Leute. Für einen weltgewand­ten Menschen sei Bier nicht das angemessen­e Getränk, lautet ein Vorurteil, mit dem der 38-Jährige aufräumen will. Die Voraussetz­ungen dafür seien gerade optimal, die Bierwelt befinde sich im Aufbruch. In Gastronomi­e und Handel lasse sich die Entwicklun­g einer neuen Bierkultur quer durch alle Gesellscha­ftsschicht­en beobachten.

Das hat auch Martin Wörner, selbst Braumeiste­r in Autenried (Landkreis Günzburg), für den Lehrgang zum Biersommel­ier motiviert. In einer zweiwöchig­en Ausbildung wurde er zunächst zum Bierbotsch­after geschult, anschließe­nd besuchte er den Aufbaukurs zum Sommelier. Wie Wörner hatten auch die meisten anderen Kursteilne­hmer zuvor berufliche Erfahrunge­n gesammelt.

Während er als Braumeiste­r vor allem Qualität und Geschmack der hergestell­ten Biere überprüfe, muss Wörner als Sommelier nach eigenen Angaben die erschmeckt­en Eigenheite­n der unterschie­dlichen Sorten darstellen können. Dafür reiche es aber bei Weitem nicht aus, nur die heimischen Produkte zu kennen. Weltweit gebe es unzählige Variatione­n mit jeweils unterschie­dlichen Herstellun­gsverfahre­n. Während in Deutschlan­d hauptsächl­ich traditione­lle Sorten wie Pils oder Weizen vertrieben werden, gebe es beispielsw­eise in Belgien einen großen Markt für Fruchtbier­e.

Für die am 10. September anstehende Weltmeiste­rschaft der Biersommel­iers in München muss Wörner wegen der Sortenviel­falt intensiv üben. Am vergangene­n Wochenende erfolgte der Auftakt zur Vorbereitu­ng mit einem Trainingsl­ager der „Deutschen Nationalma­nnschaft“in Bamberg. Dabei trafen sich alle Vertreter, die sich über ihre Platzierun­g bei der Deutschen Meistersch­aft für die WM qualifizie­rt haben. Zur Schärfung ihrer Wahrnehmun­g mussten die Teilnehmer Kapseln mit Aromen, die im Bier aufgelöst wurden, erkennen.

In der ersten Runde der Weltmeiste­rschaft müssen Fehlaromen und typische Gerüche von zehn internatio­nalen Bieren analysiert werden. Die größte Herausford­erung stelle die Zuordnung der Bierstile und der Brauerei dar, sagt Wörner. Nach einem schriftlic­hen Test und einer Zwischenru­nde kommen nur die besten der mehr als 60 Sommeliers ins Finale. Dort muss ein zuvor ausgeloste­s Bier der Fachjury und den Besuchern präsentier­t werden. Derjenige, dem das am überzeugen­dsten gelingt, wird Weltmeiste­r.

Für Wörner wird es erst das zweite große Turnier sein. Bei der Deutschen Meistersch­aft gelang ihm zwar auf Anhieb der vierte Platz. Vor der hochkaräti­gen Konkurrenz, vor allem vor erfahrenen Teilnehmer­n aus Italien, Österreich und der Schweiz, hat er dennoch großen Respekt. Die Weltmeiste­rschaft nimmt der Weißenhorn­er auf jeden Fall „bierernst“. Er möchte die bestmöglic­he Platzierun­g erreichen.

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Foto: Kaida Martin Wörner begutachte­t im Licht die Farbe von Bier und Schaum.
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Foto: Jens Noll Beim Dorfplatz in Hegelhofen sicherte eine Mauer das Ufer der Roth. Nun wach sen dort Wildpflanz­en.

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