Ihr Kampf für den „geplünderten Planeten“
Gabriela Schimmer-Göresz aus Osterberg kandidiert für die ÖDP. Aus ihrer Sicht ist die Erde in großer Gefahr
Die Wirtschaft wächst – aber im Gegenzug werden Ressourcen verbracht, Abfall produziert, Kohlendioxid in die Luft geblasen und in vielen Ländern zu niedrige Löhne bezahlt. Das alles prangert die Ökologisch-Demokratische Partei (ÖDP) an – aus Sicht ihrer Mitglieder muss dringend ein politischer Kurswechsel her: „Es ist nicht mehr fünf vor Zwölf, sondern allerhöchste Eisenbahn“, sagt Gabriela Schimmer-Göresz aus Weiler bei Osterberg. Die 65-Jährige ist die hiesige Kreisvorsitzende, zugleich Bundesvorsitzende und kandidiert im Wahlkreis Neu-Ulm für den Bundestag. Sie warnt: „Die Welt darf nicht so bleiben, wie sie ist.“
Ein Beispiel: Aktuell werde ein Vielfaches von dem verbraucht, was der Planet an nachwachsenden Quellen zur Verfügung habe. Schimmer-Göresz spricht von einer „Leitkultur der Verschwendung“. Sie hat aber nicht nur mahnende Worte – sondern will mit ihrer Partei ein Heilmittel anbieten. Die Grundregel des 120-seitigen Wahlprogramms fasst sie bei einem Vortrag über faire Wirtschaft in Altenstadt so zusammen: „Mensch und Umwelt vor Profit.“Um mit Blick auf Umweltzerstörung und Ausbeutung einen effektiven Gegenkurs einzuschlagen, die sogenannte „Ethik des Teilens“, müssten die Menschen allerdings ihre Lebensweisen ändern. Das ist es, was Schimmer-Göresz „die unbequeme Wahrheit“vom „geplünderten Planeten“nennt.
Sie versuche, mit gutem Beispiel voranzugehen: Zu Hause versorge sie sich weitgehend selbst – mit Energie aus einer Solaranlage und mit Gemüse aus dem eigenen Garten. Ihr Haus verfüge über einen zweiten Wasserkreislauf – so kann Regenwasser für Toilettenspülung verwendet werden. Urlaub mache sie daheim, geflogen werde nicht.
Für den aus Sicht von SchimmerGöresz wichtigen „Systemwechsel“– weg vom Wachstumskurs hin zum nachhaltigen Wirtschaften – will die ÖDP Handlungsansätze anbieten. So sollen zunächst Spenden von Unternehmen an Parteien verboten werden: Lobbyisten beeinflussten die Politik viel zu stark, heißt es. Dafür sollen die Meinungen der Bürger stärker einfließen, etwa durch Volksentscheide auf Bundesebene und niedrigere Hürden bei Bürgerbegehren. Die Partei setze sich gegen Freihandel ein und für faire Bedingungen im Welthandel. Schimmer-Göresz: „Uns geht es so gut, weil es vielen anderen schlecht geht.“Verbesserten sich die Bedingungen, würden Ursachen für Flucht und Vertreibung schwinden. Zudem will die ÖDP die Arbeitnehmer entlasten, beispielsweise die Sozialabgaben senken. Im Gegenzug sollen Luxusgüter stärker besteuert werden. Erwerbsunfähigen, Familien und Pflegenden soll ein Gehalt aus der Staatskasse bezahlt werden.
Für all das wirbt Schimmer-Göresz um Stimmen, auch um die der Protestwähler. Viele Menschen verspürten ein Gefühl, dass sich etwas ändern müsse. Zugleich gebe es jedoch eine Angst vor Veränderungen. „Ein Dilemma“, das der ÖDP zu schaffen mache. Genauso wie die Fünfprozenthürde bei Bundestagswahlen, an der die Partei stets scheiterte. Potenzielle Wähler hätten das Gefühl, ihre Stimme „wegzuwerfen“, sagt Schimmer-Göresz, die für ein neues Wahlsystem plädiert.
Wann es die ÖDP in den Bundestag schafft? „Gute Frage“, sagt Schimmer-Göresz. Ihre Antwort: „Sobald die Leute begreifen, dass sich etwas ändern muss.“Und dafür will die 65-Jährige weiter kämpfen. Wie bisher bei Debatten und Vorträgen. Aber am liebsten wohl mit einem Mandat im Bundestag.