Ein edler Versuch?
Es ist bunter auf unseren Straßen. Wahlplakate politischer Parteien bringen Farbe von rot bis schwarz in unseren Alltag. Meistens schauen uns dabei freundliche Kanditatengesichter an. Schlagworte auf den Plakaten als kurze Botschaft formuliert, erkennen wir im Vorbeigehen Wahlwerbung in aller Öffentlichkeit als Mittel eines Parteienwahlkampfs für die Bundestagswahl am 24. September gehört zu unserer Demokratie. Wie groß sind die Chancen mit einem guten Listenplatz gewählt zu werden? Wer wird letztlich der Wahlgewinner sein?
In den nächsten Wochen wird darüber viel spekuliert, Wahlprognosen aufgrund von Meinungsumfragen werden abgegeben. Wie würde der Kandidat dabei wegkommen, dessen Wahlslogan lautet: „Wer der Erste sein will, der muss der Letzte von allen werden und allen anderen dienen.“Welcher Partei gehört er an, oder ist es ein Parteiloser? Bibelkenner haben in dem Slogan ein Jesuswort entdeckt. Jesus sagt es zu seinen Jüngern, die darum streiten, wer auf Platz eins kommt und der Größte unter ihnen ist. Mit seiner Meinung bekommt die Frage, wer ist der Größte, eine ganz neue Lebensqualität. Für Jesus entscheidet es sich daran, wie stark sich einer für die einsetzt, die in unserer Gesellschaft ganz unten, sozusagen „die Letzten“sind. Ihnen zu helfen, macht wahre menschliche Größe aus.
Aus diesem Lebensverständnis, das Jesus zum Maßstab hat, formulieren Wohlfahrtsverbände wie Caritas und Diakonie sogenannte Wahlprüfsteine. Die Prüfsteine orientieren sich am Wohl der Schwachen. Was sagen unsere Parteien dazu und was tun sie für die, die auf Solidarität angewiesen sind? Unter dieser Frage kann ich die Wahlwerbung und Parteiprogramme lesen und zu einer eigenen Wahlentscheidung kommen. Wenn unser Denken und Handeln sich am Wohl der Schwachen in unserer Gesellschaft orientiert, wird sie an Menschlichkeit wachsen und mehr Zukunft für alle mit sich bringen, als wenn es nur um die Machtfrage geht: Wer wird gewinnen?