„Harvey“steuert auf New Orleans zu
Sturm hat nun den Bundesstaat Louisiana erreicht, der vor zwölf Jahren von „Katrina“heimgesucht worden war. Dort rüsten sich die Menschen für den Ernstfall
Nach tagelangen beispiellosen Regenfällen über dem US-Bundesstaat Texas hat Tropensturm „Harvey“jetzt Louisiana erreicht. „Harvey“traf am frühen Mittwochmorgen (Ortszeit) in der Grenzregion der beiden Nachbarstaaten zum zweiten Mal auf Land. Meteorologen warnen vor lebensbedrohenden Überflutungen. New Orleans, das bereits 2005 vom Wirbelsturm „Katrina“verwüstet wurde, rüstet sich nun für katastrophale Regenfälle.
Bürgermeister Mitch Landrieu hat den Bewohnern empfohlen, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Getränke und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Der Bundesstaat hat die Zahl seiner Rettungsboote und der einsatzbereiten Hubschrauber verdoppelt.
In Texas ist die Lage weiter unübersichtlich. Über die genaue Zahl der Todesfälle herrschte Unklar- Die berichtete von etwa 30 Toten durch „Harvey“. Klarheit dürfte aber erst herrschen, wenn die Fluten zurückgegangen sind und die Bergungstrupps Zugang zu den überfluteten Häusern bekommen.
In Houston verhängte Bürgermeister Sylvester Turner eine Ausgangssperre, um Plünderungen zu verhindern. US-Präsident Donald Trump machte sich am Dienstag in der vom Hochwasser betroffenen Stadt Corpus Christi ein Bild von der Lage. Zahlreiche Wirtschaftsführer und Prominente spendeten zum Teil große Summen für die Hochwasseropfer. Viele Opfer sind nicht gegen Flutschäden versichert.
Verwirrung gab es um einen Dammbruch in der Nähe von Houston. Die Behörden im Brazoria County hatten den Bruch bekannt gegeben und die Bewohner unterhalb des Dammes zum sofortigen Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. „Macht, dass ihr wegkommt!“Anschließend hieß es, der Damm sei stabilisiert.
Die sintflutartigen Regenfälle erreichten derweil einen Rekordwert: In der Stadt Pearland im Südosten von Houston wurden seit Freitag insgesamt Niederschlagsmengen von 125 Zentimetern gemessen. Das markiere einen Rekord bei einem Tropensturm auf dem US-Festland. Im Jahr 1978 waren beim Sturm „Amelia“124 Zentimeter gemessen worden. In Houston kündigte Bürgermeister Sylvester Turner an, weitere Notquartiere für Schutzsuchende zu öffnen. Laut Rotem Kreuz suchten in Texas bereits in der Nacht auf Dienstag 17 000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften. Die Infrastruktur in und um die Metropole ist zusammengebrochen. Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wasserheit. massen, um festsitzende Menschen aus ihren Häusern zu befreien. Nach Angaben von Meteorologen ist „Harvey“der zweitstärkste Wirbelsturm seit „Katrina“vor zwölf Jahren in der Gegend um New Orleans.
Der Sturm sog über dem sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen abgibt. Klimaforscher Mojib Latif sieht einen Zusammenhang zwischen „Harvey“und dem Klimawandel. Einen Shitstorm erntete Trumps Ehefrau Melania, die ihn nach Texas begleitet hatte. Die First Lady war auf High Heels in das Flugzeug gestiegen, was mit viel Spott kommentiert wurde. Ein Nutzer bezeichnete Melania als „Katastrophenhilfe-Barbie mit schlechtem Geschmack“. Hollywoodstar Sandra Bullock, 53, kündigte unterdessen an, eine Million Dollar für die Opfer von „Harvey“an das Rote Kreuz zu spenden.