Augsburg jubelt weiter
Dem FCA gelingt gegen Leipzig der dritte Ligasieg in Folge. Beim 1:0-Erfolg profitiert das Team auch von der allzu großzügigen Rotation des Gegners
Den fünften Spieltag der noch jungen Saison sollten die Fans des FC Augsburg gut in Erinnerung behalten. Nach dem hart erkämpften, aber nicht unverdienten 1:0-Heimsieg gegen RB Leipzig steht der FCA auf jeden Fall für ein paar Stunden auf Platz drei der Tabelle. Eine Momentaufnahme, sicher, aber eine wunderschöne.
Fakt ist aber: Mit zehn Punkten aus fünf Spielen ist der FCA so gut wie noch nie in eine Bundesligasaison gestartet. Dabei bewies FCA-Trainer Manuel Baum vor 26 113 Zuschauern gegen Leipzig bei seiner Personalauswahl ein glückliches Händchen. Er hatte seine Startelf gegenüber dem Frankfurt-Spiel auf drei Positionen verändert. Jan Moravek, Michael Gregoritsch und Caiuby durften beginnen. Dafür mussten Marcel Heller, Ja-Cheol Koo und Jonathan Schmid auf die Bank.
RB-Coach Ralph Hasenhüttl hatte nach der ersten ChampionsLeague-Woche gleich auf neun (!) Positionen gewechselt. Schon allein dies zeigte, welch Unterschiede zwischen dem umstrittenen Red-BullProjekt mit Top-Finanzausstattung und dem Mittelstandsklub klafften.
Doch wesentlich frischer wirkte zu Beginn der FCA. Schon nach vier Minuten überrumpelten die Gastgeber mit einem mutig und direkt zu Ende gespielten Konter. Über Caiuby und Alfred Finnbogason kam der Ball im Strafraum zu Michael Gregoritsch, der überlegt zum 1:0 (4.) einschob.
Es war der Start, den sich Baum gewünscht hatte. Seine Taktik, der RB-Millionen-Offensive mit einer Dreier-Kette (Gouweleeuw, Khedira, Hinteregger) und einem dichten Mittelfeld weit weg vor dem eigenen Tor zu begegnen, schien aufzugehen. „Wir wollen auf Sieg spielen“, hatte er vor der Partie gegen den Fa- voriten versprochen. Und Wort gehalten.
Denn es entwickelte sich eine mehr als attraktive Bundesligapartie, die hin und her wogte. Leipzig baut mit schönen Ballstafetten viel Druck auf, während der FCA mit schnörkellosem Umschaltspiel und gefährlichen Weitschüssen wie von Gregoritsch, Baier oder Hinteregger dagegenhielt. Der beste Saisonstart mit sieben Punkten aus vier Spielen hatte Selbstvertrauen aufgebaut.
Darum war es in der ersten Halbzeit ein Duell mit unterschiedlichen Spielauffassungen, aber durchaus auf Augenhöhe. RB hatte bis zur Pause zwar über 61 Prozent Ballbesitz, doch der FCA führte da, wo es wichtig war: auf der Anzeigetafel. „Der FCA tritt kompakt auf, verteidigt tief und lauert auf Konter“, hatte RB-Coach Hasenhüttl prophezeit und recht behalten.
Auch nach der Halbzeit änderte sich das Geschehen nicht. RB spielte und drückte, der FCA blieb mit seinen wenigen Kontern aber nicht weniger gefährlich. Und in der Defensive verteidigte man mit taktischer Disziplin und viel Herz. Besonders Rani Khedira war in der Innenverteidigung gegen seinen ExVerein überall zu finden. So als wollte er zeigen, ihr habt mich nach dem Bundesliga-Aufstieg zu Unrecht nicht mehr spielen lassen. Beim FCA darf er das auch von Beginn an. Seine Bilanz blieb auch gegen Leipzig makellos. Drei Mal Startelf, drei Siege. Eine Momentaufnahme, aber…
Hitz – Gouweleeuw, R. Khe dira, Hinteregger – Opare, Baier, Max – Moravek (63. Heller), Gregoritsch (46. Koo), Caiuby – Finnbogason (89. Cordova)
Mvogo – Schmitz (81. Do. Kaiser), Orban, Compper (46. Ilsanker), Halstenberg – Demme, Kampl – Sabitzer, Bruma – Y. Poulsen (60. Forsberg), Ti. Wer ner 1:0 Gregoritsch (4.) 26 113 Siebert (Berlin)
So sehr uns der Leistungssport begeistert, so dringend müssen wir doch von ihm abraten. Eltern, die noch einen Funken Verantwortung für ihre Sprösslinge empfinden, empfehlen ihnen in der Berufswahl noch eher den städtischen Bauhof, eine FDP-Laufbahn oder eine Ausbildung zum Sprengmeister, als eine Karriere im Leistungssport. Medizinisch gesehen spielt er in einer Liga mit Schreibtischarbeit in gekrümmter Körperhaltung, übermäßigem Genuss von Alkohol und Nikotin sowie einem Leben im Steinkohlebergbau. Jede dieser Beschäftigungen führt früher oder später zum Arzt. Den kürzesten Weg nimmt der Leistungssportler. Unter einem Dutzend Bänder-, Kapsel- und Muskelrissen, Knochenbrüchen, Schambein- und Fersensporn-Entzündungen sowie Schultereckgelenksprengungen ist eine Karriere als Fußball-Profi nicht hinzubekommen. An dieser Stelle beste Genesungswünsche an die frisch operierten Christian Gentner (Knochenbrüche im Gesicht) Bremens Max Kruse (Schlüsselbeinbruch) und Manuel Neuer (Haarriss im Knöchel).
Natürlich ist das finanziell alles hervorragend bandagiert und abgefedert. Aber was nützt es, wenn