Spielen statt protestieren
Der Tabellenletzte akzeptiert nun doch die Niederlage in Dortmund. Dadurch soll auch Ruhe einkehren – doch zu viel davon hält der Trainer für schädlich
Einen Nebenschauplatz hat der 1. FC Köln geschlossen, nun zählen nur noch Tore, Punkte und Siege. Nachdem der Verein auf den angekündigten Präzedenz-Protest gegen die Wertung der 0:5-Niederlage bei Borussia Dortmund verzichtet und Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke seine „schlechte Verlierer“-Vorwürfe zurückzog, gilt nun die volle Konzentration der prekären sportlichen Situation.
Der besten Spielzeit seit 25 Jahren folgte der schlechteste Saisonstart der Vereinsgeschichte. Dem Duell mit Eintracht Frankfurt heute (18.30 Uhr/Sky) kommt nach vier Niederlagen zum Auftakt wegweisende Bedeutung zu.
In der vergangenen Woche hatten die Euphorie vor dem Europa-League-Comeback beim FC Arsenal (1:3) sowie die Diskussionen um die dortigen Fan-Ausschreitungen und den geplanten Protest gegen das Dortmund-Spiel die sportliche Krise überlagert.
Hauptgrund für den Verzicht auf den Einspruch war laut FC, dass trotz des irregulären Treffers zum 0:2 „die Erfolgsaussichten gering sind.“Allerdings forderten die Kölner den Deutschen Fußball-Bund (DFB) aufgrund der Unklarheiten in Sachen Videobeweis zum Handeln auf. BVB-Boss Watzke erklärte bei
die Entscheidung nötige ihm Respekt ab: „Ich bin angenehm überrascht und ziehe meinen Vorwurf, Köln sei ein schlechter Verlierer, komplett zurück.“Nun steht für Köln nur noch die Verhandlung bei der Uefa wegen der außersportlichen Zwischenfälle von London am Donnerstag als besonderer Termin an. Doch da dieser die Mannschaft wenig betrifft, soll ihr Fokus wieder auf das Wesentliche gerichtet werden.
„Mit einem Sieg können wir eine Trendwende einleiten“, erklärte Torhüter Timo Horn. Doch der gebürtige Kölner weiß auch, dass im Falle einer erneuten Niederlage die Stimmung am Geißbockheim endgültig kippen könnte.
„Ich appelliere an die Fans, weiter hinter uns zu stehen“, sagte er deshalb. „Ich kann verstehen, dass sie sauer sind. In Dortmund haben wir teils Auflösungserscheinungen gezeigt. Wir können uns nur bei ihnen entschuldigen. Aber wir brauchen sie, um weiter eine Einheit zu bilden.“
Trainer Peter Stöger, der sich um seinen Job keinerlei Sorgen machen muss, bat zwar um Ruhe, ist sich des Ernstes der Lage aber bewusst. „Ruhe würde uns ganz guttun. Aber nur Ruhe zu bewahren, bringt dich da nicht raus“, sagte er.
Wie dramatisch schlecht der Start in die neue Saison ist, beweisen folgende Zahlen: Zwölf Gegentore wie nun in vier Spielen hatte der FC im Vorjahr erst nach dem 13. Spieltag im Dezember. Die vierte Niederlage kassierte er erst in der 20. Runde Mitte Februar. Und das Auftaktprogramm taugt trotz dreier Auswärtsspiele nur bedingt als Erklärung: In den gleichen Spielen der Vorsaison holten die Rheinländer sieben Punkte. später die Arthrose ihr aufreibendes Werk verrichtet und nach zwei Hüftoperationen, auch die Kniegelenke daran glauben müssen. Dann schnurren die Lebensradien schnell zusammen.
Umso schöner ist es, an Dana Zatopkova zu erinnern, die diese Woche bei bester Gesundheit Geburtstag gefeiert hat. Die Tschechoslowakin gewann 1952 in Helsinki olympisches Gold im Speerwerfen, am selben Tag, an dem ihr Mann Emil Olympiasieger im Marathonlauf wurde. Daneben räumte Emil, der immer den Eindruck vermittelte als pfeife er aus dem letzten Loch, noch Gold über 5000 und 10 000 Meter ab. Emil starb 78jährig – nach Jahren es Verfalls.
Dana blieb das glänzende Gegenmodell zum ramponierten Leistungssportler. In diesem Jahr, verriet Zatopkova, die am 19. September 1922 geboren ist, am gleichen Tag wie Emil, sei ihr erstmals aufgefallen, dass sie älter werde.
Sie ist jetzt 95. Nachträglich herzlichen Glückwunsch!