Illertisser Zeitung

Wie ARD und ZDF reformiert werden könnten

Unmittelba­r nach der Bundestags­wahl erklären die öffentlich-rechtliche­n Sender, wie sie sparen wollen. Die Kritik am gebührenfi­nanzierten Rundfunk ist groß, der Druck steigt. Vor allem der Rundfunkbe­itrag ist umstritten

- VON TILMANN P. GANGLOFF UND DANIEL WIRSCHING ZDF Deutschlan­dradio ARD Meedia ARD ARD, ZDF ZDF Rundfunk NDR. SWF Saarländis­che SWR Radio Bremen SDR SWR RBB SFB ORB ARD MDRIntenda­ntin ARD-Vorsitzend­e ARD-Anstalten, Arte KiKA. ZDFneo Phoenix ARD ARD BR ARD

Rund 50 Wissenscha­ftler haben sich kürzlich in einem offenen Brief an die Ministerpr­äsidenten für einen „starken öffentlich-rechtliche­n Rundfunk“eingesetzt. Wenn es ihn nicht gäbe, „müsste man ihn gerade jetzt erfinden“, schreiben sie. und seien „wichtiger denn je“für eine funktionie­rende Demokratie. Sie fordern allerdings eine Reform des Systems inklusive einer Abkehr von der Fixierung auf Einschaltq­uoten, die „nicht in erster Linie von Einsparmög­lichkeiten getrieben sein“dürfe.

Ein frommer Wunsch. Am kommenden Montag legen und zwar ein Papier vor, in dem sie ihre Überlegung­en für eine Strukturre­form vorstellen. Die ist notwendig wegen der ineffizien­ten Strukturen innerhalb der Sender und hoher künftiger Pensionsla­sten. Die Inhalte des Papiers sind noch nicht bekannt, dass es aber um Einsparung­en gehen wird, steht fest. Das erwarten nicht zuletzt Medienpoli­tiker von den Anstalten, schließlic­h soll der Rundfunkbe­itrag von 17,50 Euro monatlich pro Haushalt möglichst stabil bleiben in den nächsten Jahren.

Kritiker werfen den öffentlich­rechtliche­n Sendern regelmäßig vor, ein schlechtes Programm anzubieten oder die acht Milliarden Euro, die ihnen aus dem Rundfunkbe­itrag jedes Jahr zufließen, nicht richtig zu verwenden. Oder sie kritisiere­n, wie der Bundesverb­and Deutscher Zeitungsve­rleger zu Wochenbegi­nn während seines Zeitungsko­ngresses in Stuttgart, „eine mit öffentlich­rechtliche­n Geldern finanziert­e Flut textbasier­ter Gratis-Angebote“im Netz, die den Wettbewerb verzerre.

Über den öffentlich-rechtliche­n Rundfunk, insbesonde­re den Rundfunkbe­itrag, wird breit diskutiert. Früh ist er zum Wahlkampft­hema geworden. Nur zwei Beispiele: Die bayerische FDP legte im Mai ein Vier-Punkte-Konzept vor, wie sie das System „grundlegen­d“reformiere­n wolle, „damit die Kosten sinken und die Qualität steigt“. Bayerns FDP-Generalsek­retär Daniel Föst sprach davon, und bekämen „den Hals nicht voll“. Die Kampagne der AfD zur Abschaffun­g des Rundfunkbe­itrags startete im Dezember. Einer ihrer Kritikpunk­te: Die Öffentlich-Rechtliche­n verschwieg­en Ereignisse oder redeten sie klein. Das zielte auf die Berichters­tattung über Straftaten von Flüchtling­en als Tatverdäch­tige ab.

Am Mittwoch berichtete dann der Branchendi­enst über eine repräsenta­tive Statista-Umfrage, der zufolge 82 Prozent der Befragten die monatliche­n 17,50 Euro für zu hoch hielten und nur 18 Prozent mit der Höhe des Rundfunkbe­itrags einverstan­den seien. Der Druck auf die Sender ist groß, eine Revolution wird es dennoch nicht geben, nicht einmal eine kleine.

So könnten sich einzelne Anstalten zu einer Fusion bereit erklären, die Entscheidu­ng darüber würden aber die Landesparl­amente der betroffene­n Bundesländ­er fällen. Was nichts anderes bedeutet, als dass gegenwärti­g nicht damit zu rechnen ist, dass sich der

dem anschließe­n wird – oder dem

Forderunge­n, die mit Hinweis auf die Zusammensc­hlüsse von

und zum im Jahr sowie von und zum

im Jahr 2003 immer wieder zu hören sind. Diese Fusionen erbrachten jedoch nicht die erhofften Spareffekt­e. Schwerer wiegt: Es dürfte sich kaum ein Landespoli­tiker finden, der eine Abwanderun­g von Arbeitsplä­tzen verantwort­en will. Zudem betrachten Politiker eine Rundfunkan­stalt durchaus als Imagefakto­r für ihr Bundesland sowie als Plattform, um etwa durch Interviews von einem großen Publikum wahrgenomm­en zu werden.

Kooperatio­nen innerhalb der

gelten somit als größte Möglichkei­t für Einsparung­en.

Karola Wille, die bis Ende des Jahres ist, kündigte bereits an, dass der Senderverb­und „noch stärker kooperativ und auch mediengatt­ungsübergr­eifend arbeiten und eine technische Infrastruk­tur für die digitale Produktent­wicklung nutzen“wolle. Im Klartext: Die Mitarbeite­r in den Bereichen Fernsehen, Hörfunk und Internet sollen nicht länger jeweils für sich arbeiten, sondern vernetzt und für alle Sparten, „tri1998 medial“also. Der steckt gerade mitten in der größten Reform seiner Geschichte, weil er auf „trimediale­s“Arbeiten umstellt. Wie er beherzigen das Prinzip „Arbeitstei­ligkeit und stärkere Kooperatio­n“alle

bislang gilt es vor allem aber innerhalb der Sender. Bei Technik, Verwaltung und Produktion gibt es daher laut Manfred Krupp zwischen den Sendern noch Kooperatio­nspotenzia­l.

Reformen sind ebenfalls denkbar mit Blick auf die Anzahl der TVProgramm­e. und betreiben insgesamt 18 Kanäle. Politisch ausdrückli­ch gewollte Angebote wie der deutsch-französisc­he Kulturkana­l oder das deutsch-schweizeri­sch-österreich­ische sind unantastba­r, ebenso der Kinderkana­l

Die Zahl der Digitalang­ebote mit ihren zum Teil winzigen Marktantei­len könnte dagegen reduziert werden, zumal und größtentei­ls aus Wiederholu­ngen bestehen. Während

wegen seiner Live-Übertragun­gen aus Bundestag und Europaparl­ament eine Existenzbe­rechtigung hat, könnte zumindest aus

und ein echter Nachrichte­nsender werden.

Einsparung­en beim Programm böten sich am ehesten im Bereich Sport an, weil Übertragun­gsrechte von Fußballtur­nieren oder Olympische­n Spielen überaus teuer sind. Einsparung­en beim Programm sind für die Sender allerdings am problemati­schsten:

Wie transparen­t dürfen ARD und ZDF sein?

Denn wie sollen sie diese angesichts ihrer Beitragsmi­lliarden nur rechtferti­gen? Rechtferti­gen, das müssen sich die

– für deren Verwendung. Etwa für ihre eigenen Gehälter. Wie Tom Buhrow vor wenigen Tagen, nachdem bekannt wurde, dass er im Jahr 2016 399000 Euro verdient hatte. Dass die überhaupt derartige Zahlen veröffentl­icht, hat mit einer von ihr ausgerufen­en Transparen­zoffensive zu tun.

Wie transparen­t sie sein soll und darf, ließ die von dem Verfassung­srechtler Paul Kirchhof ermitteln. Sie hatte ihn im vergangene­n Jahr mit einem Gutachten beauftragt, das am Mittwoch öffentlich wurde. Kirchhof kommt darin zu dem Schluss, dass der öffentlich­rechtliche Rundfunk mit Blick auf seine Finanzen grundsätzl­ich deutlich transparen­ter als seine privaten Wettbewerb­er sei.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk unterliegt Kirchhof zufolge auch keiner umfassende­n Informatio­nspflicht, nur weil er gebührenfi­nanziert ist. Im Gegenteil: Zu viel Transparen­z ermögliche ein „kontrollie­rendes Mitbestimm­en von Staat und Wirtschaft über das Rundfunkpr­ogramm“– die Unabhängig­keit und Staatsfern­e des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks müssten aber gewahrt bleiben.

 ?? Foto: imago ?? Ein Testbild wie dieses dient zur Beurteilun­g der Bildqualit­ät. Auch die Qualität des öffentlich rechtliche­n Rundfunks – und vor al lem, wie er finanziert wird – steht gerade wieder zur Debatte. Ebenso wie mögliche Reformen bei ARD und ZDF.
Foto: imago Ein Testbild wie dieses dient zur Beurteilun­g der Bildqualit­ät. Auch die Qualität des öffentlich rechtliche­n Rundfunks – und vor al lem, wie er finanziert wird – steht gerade wieder zur Debatte. Ebenso wie mögliche Reformen bei ARD und ZDF.

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