Immer mehr schicken ihre Kreuzchen per Post
In der Region ist die Abstimmung per Brief beliebt. Was das für die Städte und Gemeinden bedeutet
Die Kreuzchen machen, den Zettel ins Kuvert stecken und in den nächsten Postkasten werfen: So funktioniert die Abstimmung per Briefwahl. Diese Möglichkeit der Stimmabgabe ist deutschlandweit beliebt, davon machen immer mehr Bürger Gebrauch: Bei der Bundestagswahl 2013 warf nach einem Bericht von fast jeder vierte Wähler einfach ein Kuvert ein (der bisherige Spitzenwert). Und heuer wird ein neuer Rekord erwartet. Auch in der Region liegt die Briefwahl im Trend.
Bis Anfang der Woche hatten 21,5 Prozent der Wahlberechtigten im Wahlkreis Neu-Ulm die Unterlagen beantragt, teilt Wahlleiter Stefan Hatzelmann auf Anfrage mit. Das sind drei Prozent mehr als bei der Bundestagswahl vor vier Jahren.
Eine mögliche Ursache für die Beliebtheit: Seit dem Jahr 2008 müssen die Bürger keinen besonderen Grund mehr angeben, um per Briefwahl abstimmen zu können. „Das ist bequem“, glaubt der Wahlleiter. So könnten die Wähler am arbeitsfreien Sonntag beispielsweise einen Ausflug unternehmen, ohne noch ins Wahllokal zu müssen.
In den Kommunen macht sich der Aufwärtstrend bei der Briefwahl durchaus bemerkbar, sagt Hatzelmann. Nicht so sehr beim Auszählen selbst: Dazu würden in den Städten und Gemeinden bei Bedarf mehr Wahlhelfer für die Briefwahl abgestellt – und im Gegenzug werde dann im jeweiligen Lokal vielleicht eine Wahlurne weniger bereitgestellt. Aber in der Zeit vor dem Sonntag binde die große Nachfrage durchaus Personal in den Rathäusern: Die Wahlunterlagen müssen an die zahlreichen Antragsteller verschickt und das Ganze dann genau festgehalten werden. „Damit niemand doppelt wählen kann“, sagt Hatzelmann. Dadurch seien die Verwaltungsmitarbeiter vielerorts zuletzt wohl ziemlich beschäftigt gewesen. Klagen darüber sind dem Wahlleiter jedoch nicht zu Ohren gekommen: „Das würde ja auch nichts helfen“, sagt Hatzelmann.
Nicht nur die Zahl der Briefwähler wächst – auch die der Wahlberechtigten: Am Sonntag dürfen im Wahlkreis Neu-Ulm (dazu gehören die Kreise Neu-Ulm und Günzburg sowie mehrere Gemeinden des Kreises Unterallgäu) 239719 Menschen ihre Stimmen abgeben. Das war zumindest Anfang dieser Woche der Stand: Bis zum Wahltag könnten sich noch „kleinere Schwankungen“ergeben, weiß Hatzelmann. Etwa durch Wegzüge. Im Jahr 2013 waren 237651 Bürger wahlberechtigt, also etwa 2000 weniger. Im Hintergrund stehen steigende Einwohnerzahlen, die der Wahlleiter zumindest im Kreis Neu-Ulm beobachtet. In der Region sind am Wahltag rund 3300 Helfer im Einsatz und zählen abends fleißig aus. Die Ergebnisse aus den Kommunen werden bei einem Wahlabend im Großen Saal des Landratsamts Neu-Ulm bekannt gegeben (Beginn: 18 Uhr). Dazu sind die Bürger eingeladen. Das Gesamtergebnis könnte gegen 21.15 Uhr vorliegen, heißt es. Wer jetzt noch per Briefwahl abstimmen will, sollte seinen Stimmzettel direkt bei der darauf angegebenen Stelle einwerfen. Der Brief muss dort am Sonntag bis 18 Uhr vorliegen.