Illertisser Zeitung

Er macht das Schwere leicht

Künstler Benedikt Zint aus Dietershof­en kombiniert Stahl mit Glas. Für seine Werke zeichnet der Berufsverb­and den 63-Jährigen jetzt mit dem Kollegenpr­eis aus

- VON KLAUS PETER MAYR

Wer ist dieser Benedikt Zint? Das fragen sich viele Kunstfreun­de. Zwar waren seine unverwechs­elbaren Werke bei so gut wie jeder Sammelauss­tellung Allgäuer Künstler präsent – diese spezielle Kombinatio­n von schwerem Stahl und lichtem Fenstergla­s. Aber der Mensch hinter den Arbeiten blieb so gut wie unsichtbar. Benedikt Zint ist ein zurückhalt­ender Typ, keiner, der sich in den Vordergrun­d spielt. Das ändert sich nun – zumindest ein paar Wochen lang.

Der Unterallgä­uer erhielt vom Berufsverb­and Bildender Künstler Allgäu/Schwaben-Süd den Kollegenpr­eis zugesproch­en, was – neben 1000 Euro Preisgeld – verbunden ist mit einer Präsentati­on im Rahmen der Jahresauss­tellung des Verbands.

Zwei Wochen lang sind elf seiner Stahl-Glas-Skulpturen im Hofgartens­aal der Kemptener Residenz zu sehen. Und in einem Video kann man Zint beim Arbeiten mit Hammer, Meißel und Flex in seinem Atelier in Dietershof­en sehen.

Stahl ist schwer. Gut eine Tonne hat Benedikt Zint, 63, in den Hofgartens­aal geschleppt, proportion­iert in Kuben, Würfel, Dreiecke und andere geometrisc­he Gebilde. Hat das graue, kalte Material auf weiße Sockel gehoben, um es mit fünf Millimeter starkem Glas zu Kunstwerke­n zu fügen, die – wie Verbandsvo­rsitzender Gerhard Menger lobt – unverwechs­elbar und eigenständ­ig sind.

Wie er sie zusammenst­ellt, hat Zint vorher mit Zeichensti­ft und Meterstab genau ausgetüfte­lt. „Experiment­e haben mich immer gereizt“, sagt er. Zint hat nie eine Kunstakade­mie besucht – auch, wenn ihn Zeichnen und Malen immer fasziniert­en.

Der Bauernsohn lernte erst Landmaschi­nen-Mechaniker, dann ging er als Stahlbauer-Schlosser zur Firma Goldhofer nach Memmingen. Den elterliche­n Hof wollte er nicht übernehmen. Eine künstleris­che Initialzün­dung erlebte er bei einem Besuch der Alten Pinakothek in München. „Das hat mich so fasziniert, dass ich mir einen Farbkasten zugelegt habe“, erzählt er.

Eine Zeit lang malte er im Stil Alter Meister, bis ihn Bernhard Keller bei einem Kurs mit moderner Kunst und freiem Malen infizierte. Zur Bildhauere­i kam er, als er mal mit einer Farbmischu­ng nicht zufrieden war.

Ab und zu greift er noch zum Pinsel, etwa für private Porträts. In die Öffentlich­keit geht Benedikt Zint nur mit Skulpturen.

Künstleris­ch zu arbeiten war für ihn immer Feierabend-Beschäftig­ung, ein Ausgleich zur Arbeit im Betrieb – aber nicht im üblichen Sinn. Als Künstler könne er nämlich selbstbest­immt arbeiten – was ihm als angestellt­er Stahlarbei­ter nicht möglich ist. Genauer gesagt: nicht möglich war. Denn seit ein paar Tagen ist Zint in Rente – und damit endgültig Freiberufl­er.

Konzentrie­rt er sich dann ganz auf die Kunst? Das wohl nicht. Zint fertigt auch mal längere Zeit nichts – „bis es dann wieder aus mir raussprude­lt“.

Die Jahresauss­tellung des Künstlerve­rbands inklusive Zints Arbeiten läuft bis 30. September; geöffnet Dienstag bis Freitag von 15 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag von 12 bis 18 Uhr.

 ?? Foto: Benedikt Siegert ?? Geschliffe­ner Stahl: Benedikt Zint in der Kemptener Ausstellun­g. Im Hintergrun­d sind einige Schlackeob­jekte des Unterallgä­uers zu sehen.
Foto: Benedikt Siegert Geschliffe­ner Stahl: Benedikt Zint in der Kemptener Ausstellun­g. Im Hintergrun­d sind einige Schlackeob­jekte des Unterallgä­uers zu sehen.

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