Bürger sprechen sich gegen Dorfgemeinschaftshaus aus
Nach dem Entscheid steht vorerst fest: Das Gebäude wird nicht gebaut. Mehr als die Hälfte der Wähler stimmte dagegen. Die Entscheidung war dennoch knapp
Die Stimmung in Oberschönegg war in den vergangenen Tagen ganz besonders angespannt. Denn bis gestern war unklar, ob das vom Gemeinderat bereits mehrheitlich abgesegnete Dorfgemeinschaftshaus entstehen kann oder nicht. Mehr als 160 Bürger hatten sich bereits in einem Bürgerbegehren gegen das Haus ausgesprochen, unter anderem weil ihrer Meinung nach keine Bedarfsanalyse für den Bau stattgefunden habe. Einige Gemeinderäte stellten diesem Bürgerbegehren ein Ratsbegehren gegenüber, in dem die Einwohner auch für das Haus stimmen konnten. Die beiden Abstimmungen und damit der erste Bürgerentscheid in der Gemeindegeschichte Oberschöneggs fanden gestern – zusammen mit der Bundestagswahl – statt. Nun steht fest: Das umstrittene und emotional diskutierte Gebäude wird vorerst nicht gebaut.
Knapp 56 Prozent der 652 Wähler (wahlberechtigt waren 774) stimmten für die Frage des Bürgerbegehrens und damit gegen den Bau der großen Variante des Hauses. 48 Prozent der Wähler machten ihr Kreuzchen aufseiten des Ratsbegehrens und somit für die Variante I. Für Bürgermeister Günther Fuchs eine herbe Niederlage. „Es gibt keinen Plan B. Das ist ein Stillstand“, sagte er kurz nachdem das Ergebnis bekannt wurde. Für die Gemeinde sei das eine einmalige Chance gewesen, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. „Zwei Jahre Arbeit sind zunichte gemacht“, sagte der Rathauschef bedrückt. Fuchs verbrachte den spannenden Abend zusammen mit etwa 25 bis 30 anderen Befürwortern des Dorfgemeinschaftshauses im Oberschönegger Schützenheim.
Die Enttäuschung war den Bürgern dort sichtlich anzusehen. Nach Bekanntgabe des Ergebnisses durch den Bürgermeister herrschte Totenstille. Einige wütende Rufe hallten durch den Raum. Robert Wegele sagte beispielsweise: „Die Gemeinde geht nun wieder um 40 Jahre zuRund rück“. 40 Jahre habe man nämlich das Zusammenwachsen aufgebaut. Damals habe jeder Ortsteil sein eigenes „Süpple“gekocht, sagte er aufgebracht. Nun sei dieser Zustand wieder hergestellt worden. „Denen ist das Ausmaß der Abstimmung nicht bewusst.“
Ganz anders sah Markus Wanner das Ergebnis des Bürgerentscheids. Er ist einer der Vertreter der Bürgerbegehrens. Es sei die demokratischste Form, Bürger abstimmen zulassen. „Die Meinung der Bürger ist so zu akzeptieren“, sagte Wanner. „Und unser Wunsch ist, dass jetzt Friede im Dorf ist.“Auch er habe, wie die Befürworter, das Ergebnis mit Spannung erwartet. Die Bürger hätten entschieden, dass sie für dieses Ergebnis stimmen, so Wanner. Die Wahlbeteiligung lag bei 84 Prozent. Von der Seite der Variante-I-Kritiker gebe es keine weiteren Pläne. „Es geht ja darum, dass jeder Ortsteil adäquat seine notwendigen Gebäude zur Verfügung gestellt bekommen soll. Das sind die ureigensten Aufgaben einer Gemeinde.“
Ganz offiziell werde das Ergebnis laut Fuchs heute bekannt gegeben.