Sie reiten wieder
Nach der Absage im vergangenen Jahr und einigen Querelen um den Versicherungsschutz steht nun fest: Der Leonhardiritt in Tiefenbach findet statt. Was geplant ist
Mit vereinten Kräften hat sich die Vöhlinstadt ein Stück Brauchtum bewahrt: Nach der Absage im vergangenen Jahr findet der Leonhardiritt in Tiefenbach heuer statt. Das hat der Vereinsring, der die Veranstaltung im Auftrag der Kirche organisiert, nun offiziell bekannt gegeben. Ob die Prozession tatsächlich wieder durch den Ort zieht, war lange unklar. Im Hintergrund standen versicherungsrechtliche Fragen, die es zu klären galt. Das ist geglückt: Eine neue Police sichert die Veranstaltung ab, die Kosten in Höhe von 680 Euro dafür teilen sich Pfarrgemeinde, Stadt, Vereinsring und ein Sponsor.
Die Vorteile: Die Veranstalter haften im Ernstfall nicht selbst für etwaige Schäden, wie zunächst befürchtet. Und sie müssen nicht alle teilnehmenden Reiter kontrollieren, ob diese eine Haftpflichtversicherung für ihre Tiere haben. „Das wäre auch nicht möglich gewesen“, sagt Heiner Loop, der den Ritt vonseiten des Vereinsrings organisiert. Er hatte zuletzt kritisiert, dass die Veranstaltung unzureichend abgesichert sei. Der Umstand habe nun behoben werden können. Somit findet der Ritt am Sonntag, 12. November, statt. Ein Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Antonius beginnt um 10.30 Uhr, der Festzug dann um 13.30 Uhr im Hardtweg, wo sich die Teilnehmer mit ihren Tieren und Gespannen aufstellen.
Rund 100 Reiter und sechs Wagen werden in diesem Jahr durch Tiefenbach ziehen, schätzt Loop. Möglicherweise werden es noch einige mehr, denn viele entschieden sich erst am Tag selbst für eine Teilnahme, je nach Wetter. Auch für Kurzentschlossene wird es in Tiefenbach Platz geben, auch wenn den Ausrichtern eine vorherige Anmeldung aus mehreren Gründen deutlich lieber wäre. Nur dann könne der Moderator alle Gruppen korrekt ansagen – und man dafür Sorge tragen, dass am Ende für alle genug Wurstsemmeln und Glühwein bereitstehen, sagt Loop. Droht ein Sturm – ähnlich wie am Sonntag, als der Weißenhorner Ritt kurzfristig wegen Sicherheitsbedenken abgesagt wurde – soll die Tiefenbacher Veranstaltung entfallen: Das sei dann auf der Homepage der Stadt Illertissen (am Samstagabend) und auf der Site des Ritts im sozialen Netzwerk Facebook (spätestens am Sonntagmorgen) zu erfahren, sagt der Organisator.
Davon gehen alle Beteiligten momentan aber nicht aus: „Ich bin mehr als glücklich, dass der Ritt heuer wieder stattfindet“, sagt Gerhard Leopold, der Vorsitzende des Tiefenbacher Vereinsrings. Immerhin werde der Umzug seit 1947 jedes Jahr abgehalten. Einzige Ausnahme: 2016.
Auch Pfarrer Andreas Specker freut sich, dass die Tradition bestehen bleibt: „Wäre die Veranstaltung noch einmal ausgefallen, wäre dies wohl ihr endgültiges Aus gewesen.“Die Versicherungslücke zu schließen, sei sinnvoll gewesen. Auch wenn die ursprüngliche Bedeutung der Tiersegnung heute lange nicht mehr so groß sei wie früher – geht es nach Specker, soll der Ritt solange stattfinden, wie die Menschen dafür Interesse aufbringen. Das müssen Reiter wie Besucher nun mit ihrer Teilnahme zeigen, sagt Organisator Loop. Er hofft, dass die Zuschauer die Gebühr von einem Euro bezahlen: eine wichtige Einnahmequelle für den Ring. Die Musikkapellen, Sicherheit und medizinische Versorgung, das alles müsse eben bezahlt werden, so Loop.
Gesegnet werden die Teilnehmer bei dem Umzug vor der Raiffeisenbank in Tiefenbach. Ansprachen gibt es dann danach auf der Festwiese am Neuen Friedhof. Für Verpflegung sorgen die Mitglieder der Singgemeinschaft am Dorfplatz und am Kindergarten.
Das alles deutet darauf hin: Der wiederbelebte Leonhardiritt könnte ein schönes Fest werden. Mit vereinten Kräften. »
Wichtige Einnahmequelle für den Vereinsring