Wie steht es um die Jugendpflege?
Sozialpädagoge Volker Witt hat Illertissen verlassen. Seine ehemalige Kollegin Kathrin Grimm kümmert sich erst einmal alleine um die Belange. Wie es weitergeht, ist unklar
Das Mehrgenerationenhaus in Illertissen hat sich in den vergangenen zwei Jahren als Treffpunkt etabliert: Dort spielt sich auch ein Großteil der städtischen Jugendarbeit ab. Verantwortlich dafür waren bisher die Stadtjugendpfleger Volker Witt und Kathrin Grimm. Der Sozialpädagoge Witt hat seine Arbeitsstelle nun jedoch nach gerade einmal zwei Jahren verlassen – bis auf Weiteres kümmert sich Grimm allein um die Jugendarbeit. Und damit um die Organisation der Veranstaltungen im Mehrgenerationenhaus, wie etwa das Babycafé. Das wöchentliche Treffen ist das neueste Projekt, es bietet jungen Eltern die Gelegenheit, sich auszutauschen und bei Vorträgen mehr über die Erziehung und Pflege von Säuglingen zu lernen.
Wie Witts Stelle nachbesetzt wird und vor allem wie es mit der Jugendarbeit in Illertissen konkret weitergeht, werde eine spannende Frage, sagt Bürgermeister Jürgen Eisen auf Anfrage. Denn der Kulturausschuss muss nicht nur entscheiden, ob und wenn ja wie die Position besetzt wird. Der Landkreis Neu-Ulm will im kommenden Jahr sogenannte Familienstützpunkte, kurz FSPs, einrichten, die sich zum Teil mit den Aufgaben der Jugendpfleger überschneiden. Darüber und ob es in der Vöhlinstadt einen FSP geben soll, diskutieren die Stadträte im nicht öffentlichen Teil der Sitzung des Kulturausschusses am Dienstag, hieß es.
Dass es die Familienstützpunkte im Landkreis geben soll, hatte der zuständige Kreisausschuss bereits 2013 beschlossen. Die FSPs sollen den „veränderten Anforderungen an Familien in der heutigen Zeit“gerecht werden, wie es in dem Konzept heißt, das in den vergangenen Wochen in den Kommunen des Landkreises vorgestellt wurde. Verantwortlich für die Familienstützpunkte beim Landratsamt ist Lothar Girrbach, ehemaliger Stadtjugendpfleger Illertissens und in dieser Funktion Vorgänger von Witt.
In den FSPs soll vor allem Familienbildung angeboten werden. Das Ziel: Eltern sollen nah an ihrem Wohnort und möglichst unkompliziert Antworten zu Fragen aus den Bereichen Erziehung, Gesundheit, Beziehung, Medien, Alltag, Freizeitoder Erholungsgestaltung bekommen. Für einen Familienstützpunkt ist ein als Halbtagskraft ange- stellter Sozialpädagoge zuständig. Die betreffende Kommune bekommt dafür Geld vom Arbeitsministerium, bis zu 20 000 Euro im Jahr.
Bis zum 31. Dezember haben die Städte und Gemeinden nun Zeit, sich für einen solchen Stützpunkt zu bewerben. Bis dahin müssen auch die Illertisser Stadträte eine Entscheidung treffen, ob es einen FSP in der Vöhlinstadt geben könnte. Nach den Plänen aus dem Landratsamt sollen im Kreis insgesamt fünf eingerichtet werden.
Nicht nur die Verantwortlichen im Illertisser Rathaus denken derzeit über eine Bewerbung nach. Im Altenstadter Marktrat hält man die FSPs für eine gute Einrichtung. In einer kleineren Kommune würde eine Bewerbung allein allerdings keinen Sinn machen, sagte der Bürgermeister Wolfgang Höß kürzlich in einer Sitzung des Gremiums. Er schlug deshalb vor, sich mit den Gemeinden im südlichen Landkreis und auch der Stadt Illertissen abzusprechen. Möglicherweise könne man sich einen Stützpunkt teilen, hieß es. Das zieht auch Eisen in Erwägung: „Das macht ja durchaus Sinn, sich zusammenzutun.“Er wolle diese Idee den Stadträten im Kulturausschuss vorschlagen.
Weil derzeit noch Ungewissheit herrscht, sei noch nicht entschieden, wie es mit der Stadtjugendpflege weiter geht, sagt Eisen. Er geht davon aus, dass sich der Ausschuss dafür entscheidet, wieder einen zweiten Jugendpfleger einzustellen. Wann die Stelle ausgeschrieben wird, steht noch nicht fest. Einen geeigneten Kandidaten zu finden, könnte schwierig werden, sagt Eisen: „Sozialpädagogen sind gerade sehr gefragt. Da sind nicht so viele auf dem Markt.“
Ein Familienstützpunkt in Illertissen wäre nach Auffassung von Eisen ein zusätzliches Angebot zur bestehenden Jugendarbeit. Derzeit gibt es einen offenen Jugendtreff im Mehrgenerationenhaus. Darüber hinaus finden zum Beispiel Kulturveranstaltungen wie Konzerte statt und zweimal jährlich gibt es den Ferienspaß für Kinder. Außerdem organisiert Grimm besondere Aktionstage speziell für Mädchen und Buben.
Darum geht es im Kulturausschuss