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Die Freigabe für Jerrelle Benimon ist da, aber deswegen darf er nicht automatisch für Ulm spielen. Einen drohenden Ausfall könnte er ohnehin nicht kompensieren
Am Mittwoch hätte Jerrelle Benimon im Eurocup gegen Sankt Petersburg eigentlich für Ratiopharm Ulm spielen sollen. Aber er durfte noch nicht, weil die Freigabe aus China fehlte. Die ist inzwischen da und trotzdem muss der 2,03 Meter große Amerikaner beim Derby der Basketball-Bundesliga zwischen den Tübinger Tigers und den Ulmern am heutigen Samstag (20.30 Uhr) möglicherweise erneut in Zivilklamotten auf der Bank Platz nehmen. Auf nationaler Ebene dürfen bekanntlich nur sechs Ausländer eingesetzt werden, Neuzugang Benimon ist bei Ulm die Nummer sieben und so richtig schlecht hat bei der 93:95-Niederlage gegen Sankt Petersburg keiner seiner Konkurrenten gespielt. Trainer Thorsten Leibenath hält sich bei dieser Personalentscheidung noch bedeckt: „Jerrelle ist auf jeden Fall eine Option.“
Der Trainer verweist darauf, dass Kriterien wie Belastung und Taktik ebenfalls eine Rolle spielen: „Das ist auch in der Fußball-Bundesliga so, wenn Bayern München rotiert.“Richtig gut fand Leibenath die Leistung aller seiner Spieler am Mittwoch ohnehin auch wieder nicht: „Wenn wir 95 Punkte kassieren, dann fällt es mir schwer, dieses Prädikat zu vergeben.“
Falls allerdings im Derby Per Günther ausfallen sollte, dann kann Benimon diesen Verlust sowieso nicht kompensieren. Der Ulmer Kapitän ist bekanntlich erstens Deutscher und er ist zweitens zuständig für den Spielaufbau, während Benimon ein Mann für die großen Positionen ist. Die leichte Verletzung im Spiel gegen Bremerhaven am vergangenen Samstag hatte Günther zwar gut weggesteckt. Aber nachdem er gegen Sankt Petersburg einen Schlag auf die Brust bekommen hatte, bekam er plötzlich merkwürdige und untypische Probleme mit den Augen. Ein medizinischer Check in der Halbzeit ergab zwar keinen Befund, aber am späteren Abend klagte Günther dann über starke Kopfschmerzen.
Es könnte nun natürlich der Eindruck entstehen, dass es gegen Tübingen so oder so und in jeder beliebigen Besetzung reichen müsste. In den vergangenen Jahren hat schließlich immer Ulm gewonnen, aus den einst hoch emotionalen Derbys ist deswegen inzwischen die Luft ein bisschen raus. Mit sieben Niederla- gen aus den ersten sieben Spielen ziert Tübingen das Tabellenende der Bundesliga und wie schon in der vergangenen Saison entsteht ein bisschen der Eindruck, dass die Mannschaft ihr Potenzial nicht an- nähernd ausschöpft. Trainer Tyron McCoy ist in der Universitätsstadt jedenfalls längst nicht mehr unumstritten. Ihr eigener schwacher Start mit erst zwei Siegen sollte die Ulmer allerdings ein Stück weit demütig machen. Leibenath hat jedenfalls hohen Respekt vor Tübingen, das Ziel ist trotzdem klar: „Mit einem Sieg halten wir den Anschluss nach oben, bei einer Niederlage hängen wir erst mal unten drin.“