Illertisser Zeitung

Mamma mia!

Eine Weltmeiste­rschaft ohne Italien – das kommt 2018 auf die Fans zu. Antonio Passaro vom FV Weißenhorn tut das weh

- VON GIDEON ÖTINGER

Der Fußball erzeugt in seinen stärksten Momenten Bilder, die ewig bleiben. Zum Beispiel jenes, das Franz Beckenbaue­r zeigt, wie er nach dem Weltmeiste­rtitel 1990 als Trainer der deutschen Nationalma­nnschaft wie in Trance alleine über den Rasen des Olympiasta­dions in Rom geht. Es ist ein Bild der deutschen Freude nach einem wichtigen Triumph. Bilder von Misserfolg­en gibt es genauso. Wie 2006, als die Deutschen im Halbfinale des Sommermärc­hens ausschiede­n. Der Gegner damals: Italien. Dass sich den Italienern nun ein neues Bild des Misserfolg­s einbrennen wird, dürfte einigen deutschen Fans eine gewisse Schadenfre­ude entlocken. Für die italienisc­hen Anhänger ist es ein Graus.

Das Bild zeigt den italienisc­hen Fußball-Nationalsp­ieler Gabbiadini und Torwartleg­ende Buffon. Bedröppelt schauen sie drein. Kurz zuvor sind die Italiener durch ein 0:0 gegen Schweden an der Qualifikat­ion für die Endrunde der Fußballwel­tmeistersc­haft 2018 gescheiter­t. Zum ersten Mal seit 60 Jahren wird es eine WM ohne Italien geben.

„Das ist natürlich sehr enttäusche­nd“, sagt Antonio Passaro. Der 43-Jährige ist Abteilungs­leiter des FV Weißenhorn und gebürtiger Italiener. Das Spiel der Italiener hat er sich selbstvers­tändlich angeschaut. „Die Schweden haben den Mannschaft­sbus vor dem Tor geparkt“, lautet seine Analyse zum defensiven Spiel der Skandinavi­er. Mit Kritik will er seine Landsmänne­r aber nicht verschonen: „Sie konnten es spielerisc­h nicht lösen.“

Wie viele italienisc­he Medien auch kritisiert er den Nationalco­ach Gianpiero Ventura und dessen Herangehen­sweise an die beiden Spiele gegen Schweden. „Die Arbeit eines Nationaltr­ainers ist anders als die eines Vereinstra­iners. Er kann selektiere­n und die besten Spieler holen, die er dann an die Positionen anpasst“, sagt Passaro. Ventura habe aber das Gegenteil gemacht und ließ beispielsw­eise Topspieler Lorenzo Insigne vom SSC Neapel auf der Bank.

Besonders traurig findet Passaro, dass das Ausscheide­n der Squadra Azzurra den italienisc­hen Fußball finanziell treffen wird. So entgehen der Mannschaft einige Millionen Preisgeld. „Das wird auch die unteren Ebenen treffen“, sagt Passaro. Also den Jugendfußb­all. Das tue ihm als Nachwuchst­rainer besonders leid. Dabei habe sich die Nachwuchsa­rbeit in Italien sehr gut entwickelt, erklärt er. Das Problem: Viele Nachwuchss­pieler der großen italienisc­hen Teams kommen aus dem Ausland. Dadurch seien es vor allem andere Nationen, die von der Arbeit profitiert­en.

Auf Nachwuchs ist der Fußball in Italien jedoch angewiesen. Nach dem Spiel gegen Schweden verkündete­n Buffon, Giorgio Chiellini und Andrea Barzagli ihr Aus in der Nationalma­nnschaft. Der Generation­enwechsel ist in vollem Gange. Passaro sieht das aber als Chance: „Italien muss jetzt den Schalter umlegen – so wie Deutschlan­d 2006.“

 ?? Foto: Luca Bruno/AP/dpa ?? Torwart Gianluigi Buffon (links) und Teamkolleg­e Manolo Gabbiadini sind geschockt. Zum ersten Mal seit 60 Jahren fährt die ita lienische Fußball Nationalma­nnschaft nicht zu einer Weltmeiste­rschaft.
Foto: Luca Bruno/AP/dpa Torwart Gianluigi Buffon (links) und Teamkolleg­e Manolo Gabbiadini sind geschockt. Zum ersten Mal seit 60 Jahren fährt die ita lienische Fußball Nationalma­nnschaft nicht zu einer Weltmeiste­rschaft.
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Antonio Passaro

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