Chinesen reisen ab
Der DFB hat die umstrittenen Testspiele gegen die U20 der Asiaten für dieses Jahr abgesagt. Ob es weitergeht, ist unklar
Das Hickhack um die Testspieltour der chinesischen U20-Nationalmannschaft durch die Regionalliga Südwest geht weiter. Nachdem der Deutsche Fußballbund (DFB) kürzlich mitgeteilt hatte, die Testspiele bis zum Ende der Winterpause auszusetzen, sieht Peking offensichtlich keinen Grund, seine Nachwuchsfußballer in Deutschland zu lassen. Das meldete zumindest das chinesische Sportportal
Demnach werde sich die Mannschaft bald auf den Rückflug nach China begeben.
Damit reagiert der chinesische Fußballverband CFA auf Proteste beim Auftakt der Tour gegen den TSV Schott Mainz. Dort schwenkten Aktivisten Tibetfahnen und demonstrierten so gegen die chinesische Regierung. Zwischen Tibet und China herrscht ein jahrelanger Konflikt. Die chinesischen Spieler weigerten sich 20 Minuten lang, weiterzuspielen. Da begann die Harmonie zwischen dem CFA und dem DFB schon zu bröckeln.
Weil der FSV Frankfurt vor sei- nem Spiel gegen die Chinesen keine Tibet-Aktivisten aussperren wollte, zog der DFB die Reißleine. Das Spiel hätte eigentlich am vergangenen Samstag stattfinden sollen. Aus Angst vor „weiteren Eskalationen“einigte sich der Verband mit dem CFA darauf, bis nach der Winterpause mit den Testspielen zu warten. „So schaffen wir ausreichend Zeit, um die neu entstandene Situation in aller Ruhe und Offenheit zu besprechen und um im Sinne des Sports eine vernünftige Lösung zu finden“, sagte DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann. Der DFB beruft sich auf die Meinungsfreiheit und will die Proteste der Tibet-Anhänger nicht unterbinden. Das scheint den chinesischen Verantwortlichen nicht zu schmecken. In einem Interview auf der DFB-Webseite äußerte Zimmermann deshalb Bedenken, ob es die Spiele im Jahr 2018 überhaupt geben wird: „Ich hoffe weiterhin, dass das Projekt zugunsten der Vereine weitergeht, aber es kann natürlich auch scheitern.“
Davon wäre auch der SSV Ulm 1846 Fußball betroffen. Sein Test- spiel soll eigentlich am 24. Februar stattfinden. Fiele es aus, hätte das in erster Linie finanzielle Folgen für die Spatzen. 15000 Euro bekommt jedes Regionalligateam, das an einem der Testspiele teilnimmt. „Die 15 000 Euro sind geplant und im Etat enthalten“, sagt Spatzen-Vorstandsmitglied Anton Gugelfuß. Sie fielen dann weg. Für ein Team wie das der Ulmer ist das viel Geld. Gugelfuß bedauert die Entscheidung des DFB. Für ihn gehören der Sport und die Politik getrennt. Zudem wäre die Partie gegen die Chinesen eine sportliche Bereicherung, sagt er weiter.
Auch der Sportliche Leiter der Ulmer, Lutz Siebrecht, fände es schade, sollte das Testspiel ausfallen. Neben dem finanziellen Aspekt für die Spatzen sieht er auch Chancen für die Stadt Ulm: „Man könnte mit Sicherheit etwas aus dem Tag machen.“Das Verhalten des CFA, die Proteste nicht hinnehmen zu wollen, kritisiert er und verweist auf die Meinungsfreiheit: „Das geht bei uns in Deutschland überhaupt nicht. Es ist richtig, dass der DFB darauf reagiert hat.“