Kalkulierte Provokation
VON SIMON KAMINSKI innenpolitischem Kalkül gesetzte Provokation des Präsidenten den Friedensprozess in Gang setzen könnte, ist abstrus. Zumal die USRegierung zuletzt mehrfach bewiesen hat, dass sie weder über den langen Atem noch über das diplomatische Personal für nachhaltige Diplomatie verfügt. Wer sagt denn, dass Trumps Ankündigung überhaupt Teil einer durchdachten Strategie ist, die über seine „TwitterGeistesblitze“hinausgeht? Angesichts der Persönlichkeitsstruktur des 71-Jährigen und seiner bisherigen Amtsführung sind die Zweifel daran erheblich.
Trumps Anhänger werden ihr Idol dafür feiern, dass ein Wahlkampfversprechen eingelöst wurde. Die Folgen tragen andere. die Palästinenser zu einem neuen Aufstand aufgerufen. In der Nähe von Bethlehem kam es am Mittwoch zu einer Konfrontation zwischen Palästinensern und israelischen Soldaten. In Bethlehem verbrannten Demonstranten Bilder von Trump.
Der deutsche Außenminister Sigmar Gabriel erklärte, dass „die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels nicht einen Konflikt beruhigt, sondern ihn eher noch einmal anheizt“. Sein britischer Amtskollege Boris Johnson kritisierte die Entscheidung ebenfalls. Großbritannien habe „keine Pläne“, seine Botschaft nach Jerusalem zu verlegen, fügt er hinzu. Auch Papst Franziskus mahnte, alle Parteien müssten den Status quo der Stadt respektieren.