Illertisser Zeitung

Ein Plan für Vöhringens Straßen

In einem Bauprogram­m fasst die Stadt anstehende Sanierunge­n zusammen. Anlieger können sich so auf etwaige Kosten einstellen. Welche Rolle eine Gesetzesno­velle dabei spielt

- VON MADELEINE SCHUSTER (siehe Infokasten).

Um sich eine Übersicht über anstehende Straßensan­ierungen und Bauvorhabe­n zu verschaffe­n, stellt die Stadt Vöhringen regelmäßig ein Straßenbau­programm zusammen. So weiß nicht nur die Verwaltung Bescheid, was in den kommenden Jahren ansteht – auch Bürger können sich schon einmal auf etwaige Mehrkosten einstellen. Denn werden in einer Kommune Verkehrswe­ge ausgebaut, müssen die Anlieger bislang in der Regel einen Teil der Kosten bezahlen. Auch für die Ersterschl­ießung fallen Beiträge an. Dass sich der Vöhringer Bauund Verkehrsau­sschuss in seiner jüngsten Sitzung mit mehr als 60 Straßen befassen musste, hing allerdings weniger mit deren schlechtem Zustand zusammen – sondern vielmehr mit einer Frist, die alle Gemeinden in Bayern betrifft.

Mit einer Novelle des Kommunalab­gabengeset­zes wurde das Recht, Erschließu­ngsbeiträg­e zu erheben, zeitlich begrenzt: Für sogenannte Altanlagen gilt ab dem 1. April 2021 eine Ausschluss­frist von 25 Jahren. Heißt: Sind seit dem Baubeginn einer Straße oder eines Weges mehr als 25 Jahre vergangen, können Städte und Gemeinden keine Erschließu­ngsbeiträg­e mehr erheben – und somit die Anlieger nicht mehr mit 90 Prozent der Gesamtkost­en zur Kasse bitten. Nach diesem Stichtag dürfen Kommunen nur noch die für Anwohner etwas günstigere­n Straßenaus­baubeiträg­e einfordern, wie Harald Vrkoslav von der Stadtverwa­ltung erklärte. Den Städten und Gemeinden würden dann theoretisc­h Einnahmeve­rluste drohen. Auch für Kosten, die seit Baubeginn der Straße bereits angefallen sind, die aber noch nicht umgelegt werden konnten, dürfen Bürger nach Ablauf der Frist nicht mehr zur Kasse gebeten werden.

Mitarbeite­r des Bauamts hatten deshalb eine Liste mit Wegen zusammenge­stellt, die zwar seit Jahrzehnte­n in Gebrauch sind, aber noch nicht abgerechne­t wurden, da sie beispielsw­eise wegen fehlender Beleuchtun­g oder Gehwege noch nicht als erstmalig komplett hergestell­t gelten. Mehr als 40 Straßen wurden im Bauausschu­ss abgearbeit­et. Am Ende sahen die Ausschussm­itglieder aber nur bei einer Straße einen Grund, aktiv zu werden: Dem Meisenweg in Vöhringen, der derzeit nur zur Hälfte provisoris­ch hergestell­t ist.

Wo die Anwohner zufrieden seien, gebe es keinen Grund, tätig zu werden, sagte Bürgermeis­ter Karl Janson. Das sei etwa beim Stichweg an der Oberen Weiherstra­ße in Illerberg der Fall. Die Anlieger dort wünschten sich keinen Ausbau der Straße. Der Ausschuss strich den deshalb von seiner Liste. Andere Straßen wiederum fielen weg, weil sie bereits vor 1961 gebaut worden waren (sogenannte Historisch­e Straßen) – und damit vor Einführung des Straßenbau­gesetzes. Sie haben sich nach Auskunft von Vrkoslav seit jeher dem Erschließu­ngsbeitrag entzogen.

Insgesamt, sagte Bürgermeis­ter Janson, habe man so eine „bürgerfreu­ndliche Regelung“getroffen. Wie berichtet, hatte der Stadtrat erst kürzlich über die heftig umstritten­en Straßenaus­baubeiträg­e diskutiert, gegen die die Freien Wähler ein Volksbegeh­ren planen. Trotz Kritik hatte das Gremium beschlosWe­g sen, die Beiträge weiterhin einmalig zu erheben – und einer Neufassung der Satzung zugestimmt.

Unabhängig der Wege, die von der Gesetzesno­velle betroffen sind, legte der Ausschuss außerdem fest, welche Straßen in den Jahren 2018 bis 2021 saniert, fertiggest­ellt oder ausgebaut werden sollen

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Fotos: Florian Holley Der Meisenweg in Vöhringen ist seit Jahren in Gebrauch, wurde bislang aber noch nicht abgerechne­t, da er noch nicht als erst malig komplett hergestell­t gilt. Bis März 2021 soll sich das ändern.
 ??  ?? Die Brücke in der Waldseestr­aße in Illerzell soll 2018 saniert werden. Nach Angaben des Bauamts sickert Wasser in die Substanz.
Die Brücke in der Waldseestr­aße in Illerzell soll 2018 saniert werden. Nach Angaben des Bauamts sickert Wasser in die Substanz.

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