Schmeckt das auch mit weniger Zucker?
Die Supermarkt-Kette Rewe lässt ihre Kunden über den Zuckergehalt eines Schokopuddings abstimmen. Was dahinter steckt und wie der Nachtisch schmeckt
Schmeckt ein Schokopudding, der 40 Prozent weniger Zucker enthält? Das will die Supermarkt-Kette Rewe von ihren Kunden wissen. In einer Aktion lässt sie ihre Kunden testen, welchen Pudding sie am liebsten mögen. Zur Auswahl steht die Süßspeise in der Originalrezeptur und mit 20, 30 und 40 Prozent weniger Zucker. Kunden kaufen sich den Nachtisch für einen Euro und stimmen im Internet ab, welchen sie am besten finden.
Dahinter steckt mehr: Im Mai 2017 hat Landwirtschaftsminister Christian Schmidt einen Vorschlag in den Bundestag eingebracht, um in bestimmten Lebensmitteln den Zucker-, Salz- und Fettgehalt zu senken. Ihm ging es um Produkte, von denen die Deutschen viel essen und die viel der Stoffe enthalten – zum Beispiel Erfrischungsgetränke oder Pudding. Sinkt bei ihnen etwa der Zuckergehalt, so die Überlegung, ernährten sich die Deutschen automatisch gesünder. Obwohl der Entwurf heiß diskutiert wurde, ist bislang nichts passiert. Das Bundeslandwirtschaftsministerium teilte mit, man habe den Entwurf erarbeitet, doch noch liege kein Beschluss vor. Kein Wunder, findet Sophie Herr, die sich beim Bundesverband der Verbraucherzentralen um das Thema kümmert. „Herr Schmidt ist das Thema ja auch reichlich spät angegangen. Und dann war Bundestagswahl.“Dass sich etwas ändern soll, hat der Bundestag schon im Rahmen der Landwirtschaftsmesse Grüne Woche 2015 beschlossen. Nun handeln die Hersteller. Rewes Aktion ist Teil einer größeren Strategie, die der Händler vor gut einer Woche vorstellte. Die Kette will in 200 Pilot-Produkten der Eigenmarken den Zucker- und Salzanteil reduzieren. Andere Ketten – etwa Lidl – haben Ähnliches angekündigt.
Verbraucherschützerin Herr bewertet die Aktion positiv. Auch Dario Sarmadi von der Organisation Foodwatch sagt: „Dass Rewe weniger Zucker verwenden will, ist grundsätzlich begrüßenswert.“Er schiebt nach: „Aber lange nicht ausreichend.“Denn beide Experten üben Kritik.
Ein Minuspunkt: Bei der TestPortion, die 40 Prozent weniger Zucker enthält, ist die Menge an Fett gegenüber dem Original-Rezept höher – auch wenn der Kaloriengehalt sinkt. Zucker mit Fett zu ersetzen, sei nicht der beste Weg, sagt Herr. „Wenn der Zucker reduziert wird, sollten Hersteller darauf achten, dass der gesamte Kaloriengehalt des Essens sinkt.“Deshalb, fordern Herr und Sarmadi, brauche es gesetzliche Vorgaben, die für alle gleich sind und an die sich alle halten müssen. Und sie bemängeln noch etwas: „Verbraucher können sich nur schwer einen Überblick darüber verschaffen, wie viel Zucker in welchem Produkt ist“, sagt Sarmadi. Wer das wissen möchte, muss sich die Zutatenlisten anschauen. Doch Zucker heißt darauf oft nicht Zucker, sondern Glucose, Fructosesirup oder Maltodextrin. Deshalb fordern sie eine bessere Kennzeichnung der Inhaltsstoffe – am besten auf der Vorderseite der Produkte.
Bleibt die Frage: Schmeckt ein Pudding, der 40 Prozent weniger Zucker enthält? Um das herauszufinden, haben wir in der Redaktion eine Blindverkostung gemacht. Unser Fazit: Im direkten Vergleich zwischen dem Pudding mit dem wenigsten und mit dem meisten Zucker ist das Original wirklich sehr süß. Da kann man sich leicht umgewöhnen. So sehen das auch die meisten Teilnehmer der Rewe-Umfrage. Auf der Homepage des Unternehmens stimmte die Mehrheit der Kunden bislang für den 30-Prozentweniger-Zucker-Pudding.