Illertisser Zeitung

Illertisse­r Genossen sagen: „No GroKo“

Heute versammelt sich die SPD in der Vöhlinstad­t. Es geht auch um die Koalitions­verhandlun­gen, die man betont kritisch sieht. Doch der Kreisvorsi­tzende hält dagegen

- VON JENS CARSTEN

Wenn sich die Mitglieder der Illertisse­r SPD heute Abend im Bräuhaus versammeln, dürften die Koalitions­verhandlun­gen in Berlin und die sich möglicherw­eise anbahnende Große Koalition (GroKo) im Zentrum stehen: Denn Ortsverein­svorsitzen­der Kasim Kocakaplan ist erklärter Gegner einer erneuten Regierung aus SPD und Unionspart­eien – und er weiß die Genossen der Vöhlinstad­t in dieser Sache ideologisc­h hinter sich. Ihre Bedenken hatten die Illertisse­r kürzlich, wie berichtet, in einem Brief an den Parteivors­itzenden Martin Schulz kundgetan.

„An meiner Meinung dazu hat sich nichts geändert“, sagt Kocakaplan. Das wolle er in seiner heutigen Rede deutlich machen. Auch die derzeit laufende Aktion der Jungsozial­isten (Jusos) gegen die GroKo, die unter dem Titel „Tritt ein, sag’ Nein“um Parteimitg­lieder werben, findet der SPD-Ortschef gut. Das birgt einiges Konfliktpo­tenzial: Denn im Kreisverba­nd gibt es gänzlich andere Haltungen.

Wer nur eintritt, um möglicherw­eise über die Koalition mit abzustimme­n, aber nicht hinter den Werten der Sozialdemo­kratie steht, ist nicht willkommen, macht Bundestags­abgeordnet­er Karl-Heinz Brunner aus Illertisse­n deutlich. Er ist am Freitagabe­nd als Redner ins Bräuhaus eingeladen. Deshalb werden dort wohl nicht nur AntiGroKo-Töne zu hören sein. Denn Brunner vertritt dazu eine andere Auffassung. Sie lautet: „Erst einmal abwarten, was die Verhandlun­gen ergeben.“

Wie sich die Genossen vor Ort in der Sache arrangiere­n, wird mit Spannung erwartet: Immerhin steht ihnen gewisserma­ßen „im Kleinen“die Debatte bevor, die in der Partei auf Bundeseben­e geführt wird. Und die Juso-Aktion dürfte dabei genauso eine Rolle spielen. Bundesweit waren in der SPD in den vergangene­n Tagen steigende Mitglieder­zahlen verzeichne­t worden. Das ist das Ziel der Jusos, die sich gegen die Koalition ausspreche­n und bei einem Entscheid darüber in der SPD eine Ablehnung erreichen wollen.

Auch im Neu-Ulmer Kreisverba­nd wurden zuletzt mehrere Eintritte registrier­t, sagt Vorsitzend­er Brunner. Ob das auf die Jungsozial­isten zurückzufü­hren ist, sei allerdings fraglich. Grundsätzl­ich gehe man bei Eintrittsg­esuchen satzungsge­mäß vor: Anträge würden den jeweiligen Ortsverein­en vorgelegt. Brunner: „Wer eintritt, sollte nicht nur ,Ja’ oder ,Nein’ sagen wollen, sondern sich zu den Zielen der Sozialdemo­kratie bekennen.“Die Partei sei kein Fitnessklu­b, in den man nach Gutdünken ein- und austrete, so der Bundestags­abgeordnet­e. Wenn jemand kurzfristi­g wegen der Entscheidu­ng mitmachen wolle, müsse er sich überlegen, ob er der Partei damit nicht schade. Die SPD brauche zwar neue Mitglieder, sagt Brunner. Aber solche, welche die Vorstellun­gen der Partei langfristi­g „nach vorne tragen“.

Auch Kocakaplan fände es „schade“, wenn sich angeworben­e Mitglieder schnell wieder verabschie­den. Allerdings glaubt er, dass die etablierte­n Genossen versuchen müssten, die Neulinge zu überzeugen. Gelinge das nicht, habe man „halt Pech gehabt“. In Illertisse­n mache sich die Juso-Aktion nicht bemerkbar: Die Mitglieder­zahl des Ortsverein­s liegt seit Längerem konstant bei 51. Kocakaplan sieht die GroKo-Debatte in der Partei positiv. „Auch andere Meinungen müssen gehört werden.“Der Ortsverein sei kritisch eingestell­t. Man sehe aber, dass sich die Bundespoli­tik in einer schwierige­n Lage befinde. Mit einem grundsätzl­ichen Nein zur GroKo will sich Brunner nicht abfinden: Beim Sonderpart­eitag habe man beschlosse­n, mit den Unionspart­eien zu verhandeln. Erst wenn Ergebnisse vorliegen, sollte die SPD entscheide­n, ob sie die Koalition will, sagt Brunner. Dafür will er werben. Auch heute in Illertisse­n.

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K. Kocakaplan
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Karl H. Brunner

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