Ein freies Plätzchen für die TSV Halle
Nach jahrelangen Diskussionen um das Gebäude an der Jahnstraße in Illertissen tut sich nun etwas: Zwei andere Grundstücke stehen zur Auswahl für ein neues Haus
Beim TSV Illertissen scheint „Land in Sicht“: Nach Jahren oft kontroverser Diskussionen um eine Renovierung oder den Abbruch der alten Turnhalle an der Jahnstraße gibt es nun zwei Optionen für den Neubau einer Halle.
Denn diese sei notwendig, sagte der im Vorjahr gewählte Vorsitzende Ulrich Hartmann während einer außerordentlichen Mitgliederversammlung. So sei eine vereinseigene Halle unter anderem wegen des zunehmenden Bedarfs an Sporthallen angesichts der wachsenden Stadt nötig. Auch weil die bestehenden Gebäude bereits ausgelastet seien. Außerdem sei eine Halle für die Jugendarbeit wichtig. Ein weiterer Punkt, der die Bedeutung der Halle zeigt, sei das reduzierte Sportangebot, durch die Schließung der Jahnhalle sowie der damit verbundene Rückgang auf aktuell 1702 Mitglieder. Mit einer Zweifach-Halle könne dann, so Hartmann, sowohl das Angebot wieder deutlich erweitert werden, als auch dem zu erwartenden Einwohnerzuwachs der Stadt Rechnung getragen werden.
Die Kommune, bestätigte auch Bürgermeister Jürgen Eisen, könne nämlich keine bauen. Die Schulen seien mit Hallen gut versorgt und so gäbe es für eine neue städtische Halle keinerlei Zuschüsse. Zweiter Vor- sitzender Udo Schultze legte weitere Grundgedanken der neuen Konzepte dar: Wenn der TSV einen Neubau erstellt, hat er Zuwendungen des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) zu erwarten. Darüber hinaus werden in dem bestehenden Gebäude Kapazitäten für andere Vereine frei, da der TSV sein Angebot auf die eigene Halle konzentriert. Und das heißt wiederum: Die TSV-Kurse könnten erweitert werden. In einem bereits gefassten Beschluss hatten sich die Mitglieder deshalb darauf geeinigt, das Vereinsgelände samt der abbruchreifen Halle zu verkaufen und mit dem Erlös einen Grundstock für die neue zu legen.
Der Dritte Vorsitzende, Heiner Semsch, erklärte die mit Spannung erwarteten Vorschläge dafür: Eine Möglichkeit sei, am Eldernweg – also in der Nähe des Reiterhofes Illertal und der Anlagen des Tennisclubs Illertissen – das Grundstück für den Neubau zu kaufen.
Die andere Option sei, die Wiese zwischen Nautilla, Mühlbach und Parkplatz an der Gottfried-HartStraße in Erbpacht auf 99 Jahre zu übernehmen und dort die Halle zu errichten. Darin, so Semsch, sollten eine Zweifach-Halle unter anderem mit Nebenräumen und das seit Jahren vermisste „Stüble“ihren Platz finden. Für die Tennisabteilung könnten zwei bisherige Plätze auf der Nordwestseite des Stadiongeländes renoviert werden. Auch zwei weitere Plätze sowie ein kleines Betriebsgebäude könnten ergänzt werden. Damit wären den Schulen wieder Tennismöglichkeiten geboten. Für diese Option in der Nähe von Nautilla und Sportzentrum spreche die Erreichbarkeit mit dem CityNauti-Bus und über gut gesicherte Schulwege.
Semsch listete noch eine Reihe weiterer Vorteile auf: Bebauungsplan und Erschließung bestehen schon, es gebe kurze Wege zwischen den Schul- und Sportanlagen, außerdem ließe die Lage gegenüber dem künftigen Neubaugebiet einen Mitgliederzuwachs erwarten.
Doch umsetzen lassen sich die Pläne nur, wenn auch die Finanzen stimmen. Finanzreferent Christian Rott stellte deshalb die Kosten- und Refinanzierungs-Situation mit den bisher geschätzten Zahlen vor: Der Verkaufserlös des Geländes an der Jahnstraße wird auf 2,5 Millionen Euro geschätzt; der Verein hat Rücklagen in Höhe von 250 000 Euro, vom BLSV sind als „optimaler Ansatz“knapp 650 000 Euro als Zuschüsse zu erwarten.
Der Neubau am Eldernweg koste wegen des Grundstückskaufs und der Erschließung etwa 4,26 Millionen. Der Bau beim Sportzentrum etwa 3,6 Millionen. So verblieb bei der Option Eldernweg eine Lücke von 860000 Euro. Bei der Option Erbpacht an der Gottfried-HartStraße wären es rund 200000 Euro als Finanzlücke. Die 2016 durchgerechnete Renovierung der Jahnhalle sei mit 3,8 Millionen Euro fast teurer als die Erbpacht-Option. Zu bedenken gab Rott, dass die Finanzierung des am Eldernweg zu kaufenden Geländes nach 30 Jahren abgeschlossen sei. Die Erbpacht hingegen 99 Jahre lang zu zahlen ist.
Chancen zur Gegenfinanzierung sah Rott in der Einsparung bisheriger Mietkosten in nicht vereinseigenen Hallen, einer Beitragserhöhung, in Spendenaktionen und Eigenleistungen. Dies alles könne jedoch erst genau berechnet werden, wenn man in konkrete Verhandlungen einsteige.
Die Vorschläge stießen auf große Zustimmung, wenngleich noch keine Entscheidung verlangt wurde. Gerade das aber beeindruckte die TSV-Mitglieder, denn sie haben nun einige Wochen Zeit zur Meinungsbildung. Bei einer weiteren Versammlung will die Vorstandschaft beschlussreife Anträge vorlegen und so die seit fast 20 Jahren diskutierte Frage einem guten Ende zuführen.
Die Kommune wird keine Halle bauen