Grüne beenden ihr Proporzdenken
Die „Realos“Habeck und Baerbock übernehmen Führung
Die Grünen haben sich vom Flügelproporz verabschiedet und treten mit einer Doppelspitze aus zwei Realpolitikern an: Auf ihrem Parteitag in Hannover wählten die Delegierten die brandenburgische Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock und den schleswigholsteinischen Umweltminister Robert Habeck mit überraschend klaren Mehrheiten zu neuen Vorsitzenden. Baerbock erhielt trotz einer Gegenkandidatin – die Parteilinke Anja Piel hatte keine Chance – 64,5 Prozent der Stimmen, Habeck, der allein kandidierte, 81,3 Prozent.
Habeck bekannte sich in seiner Bewerbungsrede vor den Delegierten zu einem „linksliberalen“Kurs der grünen Partei und sprach sich unter anderem für eine härtere Besteuerung von Kapital und Vermögen aus. Er betonte zugleich, Armut könne heutzutage nicht mehr mit der „linken Politik des letzten Jahrtausends“begegnet werden. Baer- bock warb ebenfalls um die Sympathien des linken Parteiflügels: „Das inhaltliche Ringen, das ja auch von den Flügeln kommt, ist ein wichtiger Bestandteil unserer Partei.“Im Gesamtvorstand halten sich Realos und Linke weiter die Waage. Der Politologe Oskar Niedermayer zeigte sich überzeugt, dass die Grünen jetzt auf dem Weg zu einer mehr praxisorientierten Politik sind. Dazu auch der und
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