Wie der Hund das Warten lernt
Die Vierbeiner stehen gerne im Mittelpunkt. Besitzer, die das ändern möchten, müssen selbst Geduld haben
VON TANJA WARTER Pfote auf das Knie legen, Spielzeug anschleppen, Köpfchen schief legen, winseln), damit sich die Welt um sie dreht. Das kann im Alltag aber nicht immer der Fall sein. Fast alle Menschen haben auch noch anderes zu tun, als sich permanent dem Hund zu widmen.
Hier beginnt für Hundebesitzer ein Konflikt. Weil sie für den Liebling nur das Beste wollen, muten sie ihm Aufgaben, die mit dem Entzug von Aufmerksamkeit zu tun haben, gar nicht erst zu. Ein Beispiel: Der Hund soll sich daran gewöhnen, in der Transportbox zu sitzen – also an einem Ort, von dem aus er nicht in ständigem Kontakt mit Herrchen oder Frauchen sein kann. Es ist vorhersehbar, dass er sich anfangs beschweren wird und am Gitter kratzt. Wer hat da nicht das Bedürfnis, den Schützling gleich herauszuholen?
Genau da liegt das Problem. Während sich Sitz oder Platz sofort mit einem Leckerli belohnen lassen, lernen Hunde das Warten im Körbchen oder Alleinbleiben nur mit einem Frusterlebnis. Das wollen sie durch Betteln nach Aufmerksamkeit ausgleichen. Erst, wenn dieses Betteln ignoriert wird, kann der Hund für sich erkennen, dass Alleinsein kein Weltuntergang ist. Wer aber sofort nachgibt und Sätze äußert wie „Unser Hund kann nicht allein bleiben“, schiebt seinen eigenen Erziehungsfehler dem Hund in die Schuhe. Oft richten diese Menschen ihren Alltag dann so ein, dass der Vierbeiner wirklich keine Sekunde allein bleiben muss. Und sollte es unbedingt nötig sein, werden Nichten, Enkel oder Schwiegereltern aktiviert, um als Hundesitter einzuspringen. Am Ende steht ein vollkommen verwöhnter Hund.
Das macht das Tier nicht glücklicher! Im Gegenteil. Es bekommt viel schneller Stress, wenn jemand den Raum verlässt oder den Mantel anzieht. Alleinbleiben übt man, indem man anfangs kurz die Tür hinter sich schließt und dann ohne Trara wieder öffnet. In kleinen Etappen wird gesteigert. Auch Hundebesitzer müssen Aushaltenkönnen erst lernen. Lernt der Mensch es aber nicht, kann der stets lästige und nervöse Hund das gesamte Umfeld an seine Grenzen bringen.
ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver knüpft sie die Leidenschaft für die Tiermedizin mit dem Spaß am Schreiben.