Illertisser Zeitung

Vinzenz Geiger stiehlt den „Chefs“die Show

Während Johannes Rydzek und Eric Frenzel bei der Generalpro­be vor Olympia schwächeln, läuft der 20-jährige Oberstdorf­er in Seefeld zur Höchstform auf

- VON THOMAS WEISS (mit dpa)

Vinzenz Geiger ist der neue Shooting-Star bei den erfolgsver­wöhnten deutschen Kombiniere­rn. Der 20-jährige Oberstdorf­er nutzte im österreich­ischen Seefeld die Gunst der Stunde und stellte beim Seefeld-Tripel die Hierarchie im deutschen Team zwischenze­itlich auf den Kopf. Nach Rang sieben am Freitag und Platz zwei am Samstag lieferte sich der junge Allgäuer gestern zum Abschluss der Dreier-Serie einen erbitterte­n Zweikampf um Platz drei der Gesamtwert­ung mit Fabian Rießle. Erst im Foto-Finish musste sich Geiger seinem DSV-Rivalen aus dem Schwarzwal­d geschlagen geben.

Der bisherige Tripel-Triumphato­r Eric Frenzel (er gewann bislang alle vier Wettbewerb­e seit 2014) sowie Vierfach-Weltmeiste­r Johannes Rydzek (12.) haderten das gesamte Wochenende über mit ihren Sprungleis­tungen und hatten als Sechster bzw. Zwölfter mit dem Ausgang des Tripels nichts zu tun. Der Oberstdorf­er Rydzek malte dann auch nichts schön: „Es ist ernüchtern­d und hart, ausgerechn­et bei der Generalpro­be vor Olympia so einen Tiefpunkt zu haben.“Er wolle diese neue Herausford­erung aber annehmen und im anstehende­n Trainingsl­ager in Oberstdorf weiter an seiner Sprungtech­nik feilen. Während der vierfache Weltmeiste­r von Lahti grübelte und am Samstag ebenso wie Frenzel nach dem Zieleinlau­f das Weite gesucht hatte, strahlte Vinzenz Geiger nach seinem bislang besten Weltcup-Resultat mit der untergehen­den Sonne in Seefeld um die Wette. „Es war einfach grandios. Schon der Sprung war gut“, blickte Geiger zufrieden auf seinen 99,5-Meter-Satz zurück. In der 10-Kilometer-Loipe habe er sich nur an die Vorgabe von Bundestrai­ner Hermann Weinbuch gehalten und sich an die Fersen der beiden Norweger Jan Schmid und Espen Andersen geklemmt. Angefeuert von seinen Eltern und einer Delegation aus Oberstdorf, die sich als WM-Ausrichter 2021 in Seefeld umsah, fühlte sich Geiger beim Laufen bärenstark: „Beim letzten Anstieg habe ich gemerkt, dass da noch was geht. Drum hab ich noch mal alles rausgehaue­n.“Auch an Fabian Rießle und dem norwegisch­en Sprungwund­er Jarl Magnus Riiber war Geiger am Samstag locker vorbeigezo­gen und überquerte 1:08 Minuten nach dem in diesem Jahr überragend­en Japaner Akito Watabe mit einem lauten Jubelschre­i die Ziellinie.

Watabe, der sich auch am Freitag und Samstag durchgeset­zt hatte, übernahm mit dem Gewinn des Seefeld-Tripels nicht nur die Führung im Gesamtwelt­cup, sondern gehört nun zu den heißen Medaillenk­andidaten in Pyeongchan­g. Hermann Weinbuch gab sich zuversicht­lich, auch seine zwei schwächeln­den „Chefs“Rydzek und Frenzel bis Olympia noch in Form zu bringen: „Vinzenz kann und wird den beiden helfen. Sie müssen nur die Birne frei kriegen und sich sagen: ,Wenn der Kleine das kann, dann wissen wir, dass wir es auch können.‘“ ● Trotz eines intensiven Trainingsb­locks vor Olympia liefen die deutschen Langläufer in Seefeld zu ordentlich­en Ergebnisse­n. Thomas Bing mit Rang elf im Massenstar­t-Wettbewerb, Victoria Carl als Sprint-Zwölfte und Katharina Hennig als 13. über 10 Kilometer holten sich zwei Wochen vor Beginn der Spiele zumindest Selbstvert­rauen. Nicole Fessel dagegen enttäuscht­e mit Rang 30.

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Foto: AFP Holte mit Rang zwei am Samstag in Seefeld sein bislang bestes Weltcup Ergebnis: der Oberstdorf­er Kombiniere­r Vinzenz Geiger.

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