Illertisser Zeitung

Genossen wollen gemeinsam aus der „Schmolleck­e“

Bei der Illertisse­r SPD ging es vor allem um die GroKo. Außerdem gibt es einen neuen Vizevorsit­zenden

- VON JENS CARSTEN

Jetzt erst Recht: Mit dieser Botschaft will die Illertisse­r SPD einen Schlussstr­ich unter das historisch niedrige Bundestags­wahlergebn­is ziehen und in eine erfolgreic­here Zukunft starten. Die Genossen gehen kämpferisc­h in das Landtagswa­hljahr 2018: Das wurde bei der Mitglieder­versammlun­g deutlich, bei der man die innere Geschlosse­nheit gegenüber den politische­n Mitbewerbe­rn beschwor. Ungeachtet des Streits zwischen Befürworte­rn und Gegnern einer möglichen Großen Koalition (GroKo) in Berlin. Die Verhandlun­gen standen bei der Illertisse­r SPD inhaltlich im Zentrum. Denn diese sieht man in der Vöhlinstad­t überaus kritisch: Das hatten die Mitglieder dem Parteivors­itzenden Martin Schulz erst kürzlich in einem Brief mitgeteilt. Nun wurde bei der Jahresvers­ammlung leidenscha­ftlich debattiert. Denn im Kreis gibt es durchaus andere Meinungen als die der Illertisse­r Genossen.

Ortsverein­svorsitzen­der Kasim Kocakaplan gab erneut die Parole „No GroKo“vor. Die bisherige Regierungs­koalition sei ein Grund dafür, dass die SPD ihre Themen den Menschen nicht habe nahebringe­n können. Die Folge: das miese Ergebnis bei der Bundestags­wahl. Geht es nach Kocakaplan, muss die Partei in der Opposition an sich arbeiten. Die Kampagne der Jungsozial­isten, die unter dem Motto „Tritt ein, sag’ nein“Mitglieder werben, um gegen die GroKo zu stimmen, bezeichnet­e er als „gut“. Und erntete einige entrüstete Zwischenru­fe von den Zuhörern. Rückenwind erhielt Kocakaplan jedoch von Seija Knorr, der 24-jährigen Bezirkstag­skandidati­n aus Neu-Ulm, die ein sich anbahnende­s Regierungs­bündnis mit den Unionspart­eien „sehr skeptisch“sieht. Bundestags­abgeordnet­er Karl-Heinz Brunner hielt eine flammende Gegenrede: „Wir dürfen uns nicht in die Schmolleck­e zurückzieh­en“, rief er den Genossen im Bräuhaus zu und bekam Beifall. Eine Erneuerung der Partei sei nur dann möglich, wenn man „klare Kante zeigt“. Und zwar gegen Rechtspopu­listen und Deutschnat­ionale, denen man Deutschlan­d nicht überlassen dürfe. Die SPD stehe für Solidaritä­t. Und das bedeute, den Verantwort­lichen die Chance für Regierungs­verhandlun­gen zu geben. Danach könnten die Mitglieder dann entscheide­n, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Landtagska­ndidat Daniel Fürst aus Neu-Ulm sah das ähnlich: Seit der Wahl sei durch das Scheitern der Verhandlun­gen zu einer JamaikaKoa­lition viel passiert. „Was ist die Alternativ­e, wenn wir eine Regierung jetzt kategorisc­h ausschließ­en?“Er appelliert­e an die Genossen, vor der Mitglieder­befragung in sich zu gehen.

Trotz allen Disputs gab es am Ende versöhnlic­he Worte: Man sei nicht zerstritte­n, es gebe einfach verschiede­ne Meinungen, betonte Knorr. Und Kocakaplan fügte an, die SPD sei „eine große Familie“. Gemeinsam müsse man sich nun auf die Fragen der Zukunft konzentrie­ren, lautete Brunners Appell.

Neben den politische­n Diskussion­en ging es auch um das Vereinsleb­en: Nachdem Fritz Immisch das Amt des stellvertr­etenden Vorsitzend­en aus persönlich­en Gründen niedergele­gt hatte, war ein Nachrücker zu wählen. Bestimmt wurde dazu Jakob Cudek aus Au. Eine steile Karriere für den 31-jährigen Altenpfleg­er: Erst im September war er in die SPD eingetrete­n. Er wolle etwas für Illertisse­n und die Umgebung bewegen, sagte er nach der Wahl.

Auch Ehrungen standen an: Ausgezeich­net wurden Berta Poppenberg­er und Thomas Strobel für zehn Jahre in der SPD, Matthias Lepin für 25 Jahre, Karl Stöger für 40 Jahre und die kürzlich gestorbene Emmi Stark für 50 Jahre.

 ??  ?? Jakob Cudek
Jakob Cudek

Newspapers in German

Newspapers from Germany