Genossen wollen gemeinsam aus der „Schmollecke“
Bei der Illertisser SPD ging es vor allem um die GroKo. Außerdem gibt es einen neuen Vizevorsitzenden
Jetzt erst Recht: Mit dieser Botschaft will die Illertisser SPD einen Schlussstrich unter das historisch niedrige Bundestagswahlergebnis ziehen und in eine erfolgreichere Zukunft starten. Die Genossen gehen kämpferisch in das Landtagswahljahr 2018: Das wurde bei der Mitgliederversammlung deutlich, bei der man die innere Geschlossenheit gegenüber den politischen Mitbewerbern beschwor. Ungeachtet des Streits zwischen Befürwortern und Gegnern einer möglichen Großen Koalition (GroKo) in Berlin. Die Verhandlungen standen bei der Illertisser SPD inhaltlich im Zentrum. Denn diese sieht man in der Vöhlinstadt überaus kritisch: Das hatten die Mitglieder dem Parteivorsitzenden Martin Schulz erst kürzlich in einem Brief mitgeteilt. Nun wurde bei der Jahresversammlung leidenschaftlich debattiert. Denn im Kreis gibt es durchaus andere Meinungen als die der Illertisser Genossen.
Ortsvereinsvorsitzender Kasim Kocakaplan gab erneut die Parole „No GroKo“vor. Die bisherige Regierungskoalition sei ein Grund dafür, dass die SPD ihre Themen den Menschen nicht habe nahebringen können. Die Folge: das miese Ergebnis bei der Bundestagswahl. Geht es nach Kocakaplan, muss die Partei in der Opposition an sich arbeiten. Die Kampagne der Jungsozialisten, die unter dem Motto „Tritt ein, sag’ nein“Mitglieder werben, um gegen die GroKo zu stimmen, bezeichnete er als „gut“. Und erntete einige entrüstete Zwischenrufe von den Zuhörern. Rückenwind erhielt Kocakaplan jedoch von Seija Knorr, der 24-jährigen Bezirkstagskandidatin aus Neu-Ulm, die ein sich anbahnendes Regierungsbündnis mit den Unionsparteien „sehr skeptisch“sieht. Bundestagsabgeordneter Karl-Heinz Brunner hielt eine flammende Gegenrede: „Wir dürfen uns nicht in die Schmollecke zurückziehen“, rief er den Genossen im Bräuhaus zu und bekam Beifall. Eine Erneuerung der Partei sei nur dann möglich, wenn man „klare Kante zeigt“. Und zwar gegen Rechtspopulisten und Deutschnationale, denen man Deutschland nicht überlassen dürfe. Die SPD stehe für Solidarität. Und das bedeute, den Verantwortlichen die Chance für Regierungsverhandlungen zu geben. Danach könnten die Mitglieder dann entscheiden, ob sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.
Landtagskandidat Daniel Fürst aus Neu-Ulm sah das ähnlich: Seit der Wahl sei durch das Scheitern der Verhandlungen zu einer JamaikaKoalition viel passiert. „Was ist die Alternative, wenn wir eine Regierung jetzt kategorisch ausschließen?“Er appellierte an die Genossen, vor der Mitgliederbefragung in sich zu gehen.
Trotz allen Disputs gab es am Ende versöhnliche Worte: Man sei nicht zerstritten, es gebe einfach verschiedene Meinungen, betonte Knorr. Und Kocakaplan fügte an, die SPD sei „eine große Familie“. Gemeinsam müsse man sich nun auf die Fragen der Zukunft konzentrieren, lautete Brunners Appell.
Neben den politischen Diskussionen ging es auch um das Vereinsleben: Nachdem Fritz Immisch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden aus persönlichen Gründen niedergelegt hatte, war ein Nachrücker zu wählen. Bestimmt wurde dazu Jakob Cudek aus Au. Eine steile Karriere für den 31-jährigen Altenpfleger: Erst im September war er in die SPD eingetreten. Er wolle etwas für Illertissen und die Umgebung bewegen, sagte er nach der Wahl.
Auch Ehrungen standen an: Ausgezeichnet wurden Berta Poppenberger und Thomas Strobel für zehn Jahre in der SPD, Matthias Lepin für 25 Jahre, Karl Stöger für 40 Jahre und die kürzlich gestorbene Emmi Stark für 50 Jahre.