Morgen zeigt Illertissen ein Herz für Parksünder
Zum Valentinstag lassen die Kontrolleure ausnahmsweise Milde walten. Und wer richtig steht, bekommt ein Geschenk
Der kleine Zettel an der Windschutzscheibe ist schon von Weitem zu sehen – und er sorgt bei ertappten Falschparkern meistens für großen Verdruss: Knöllchen können einem die Zornesröte ins Gesicht treiben. Doch am Mittwoch soll es in der Illertisser Innenstadt keinen Grund für solche Wutausbrüche geben: Am Valentinstag gilt eine Schonfrist, die Mitarbeiter der Kommunalen Verkehrsüberwachung (KVÜ) werden keine Strafzettel verteilen. Im Gegenteil: Wer sein Fahrzeug korrekt abgestellt hat, darf sich über eine kleine Anerkennung freuen. Vormittags werden Faltblätter mit kleinen Schokoladenherzchen verteilt. „Wir wollen einfach mal darauf hinweisen, dass in Illertissen viele Leute richtig parken“, sagt Martina Matzner, die Leiterin der Verkehrsüberwachung, die neben Illertissen auch in Senden, Vöhringen, Weißenhorn, Altenstadt und Unterroth tätig ist. Entgegen der landläufigen Meinung habe man eben nicht ständig nur mit Falschparkern zu tun, ein Großteil der motorisierten Besucher verhalte sich richtig. Das soll am 14. Februar, dem Tag der Liebenden, gewürdigt werden. Etwa 400 Schokoherzen stehen bereit.
Mit der Verteilung ist eine Außendienstmitarbeiterin betraut, die durch einen Praktikanten verstärkt wird, sagt Matzner. „Der hilft beim Tragen.“In der Zeit von 9 bis 13Uhr werden die beiden durch die Innenstadt patrouillieren und die Süßigkeiten an den Windschutzscheiben von richtig stehenden Fahrzeugen zurücklassen. Und dazu ein Faltblatt: Darauf fänden die Bürger unter anderem Informationen über die kostenfrei zur Verfügung stehenden Parkplätze der Vöhlinstadt. Zum Beispiel hinter der Schranne, beim Feuerwehrhaus und in der Tiefgarage beim CarnacPlatz (hier zumindest zwei Stunden lang). Die Idee mit den Valentinstags-Grüßen ist nicht ganz neu: Im vergangenen Jahr hat man bei der KVÜ zum ersten Mal zur Verteilung angesetzt. Und gute Erfahrungen gemacht: „Wir haben richtig viele positive Reaktionen bekommen“, sagt Matzner. Deshalb lassen die Mitarbeiter das Strafzettel-Gerät am Mittwoch erneut stecken. Man wolle am Tag der Liebenden unter den Parkern keine Zwietracht sähen: Die einen bekommen ein Geschenk, die anderen ein Knöllchen – „das fänden wir komisch“, sagt die KVÜ-Leiterin. Für Parksünder sei es wohl schon Strafe genug, dass sie keine Schokolade bekommen. Zahlen müssen sie für ihre Verstöße nicht. Anders als sonst.
Bei zehn Euro beginnen die Gebühren für Fehlverhalten auf ausgewiesenen (und zeitlich beschränkten) Parkflächen, etwa wenn die Scheibe nicht gestellt ist oder die erlaubte Zeit überschritten wird. Die Summe steigt auf bis zu 30 Euro, wenn jemand die Parkdauer um mehr als drei Stunden überzieht. Das sei jedoch selten, so Matzner. Meistens lägen die teuersten Knöllchen bei 20 und 25 Euro. Oft werden solche in der Hauptstraße ausgestellt, wo nicht nur Kunden ihre Fahrzeuge abstellten, sondern auch viele Anlieger – und dann manchmal die Zeit vergessen. Sonderregeln für Anwohner gibt es dort nicht, rund um die Innenstadt seien genug Stellflächen vorhanden, sagt Matzner.
Narrenfreiheit haben Wildparker am Mittwoch freilich nicht: Wer sein Auto zum Beispiel so abstellt, dass es zu einer Gefahr wird (vielleicht, weil es anderen die Sicht nimmt), muss sich mit der Polizei auseinandersetzen. Die verständige man in solchen Fällen, so Matzner. Es gehe dann ja darum, das Fahrzeug möglichst schnell zu entfernen.
Es gibt Momente, da schlagen den KVÜ-Mitarbeitern Wut und Zorn entgegen. „Niemand bekommt gerne einen Strafzettel“, weiß Matzner. Doch man sei im Erdulden geschult: Deeskalation laute dann die Strategie. Dass Schimpfworte über die Straße hallen, käme zwar vor. So richtig übel werde es aber selten. Einmal sei eine Kollegin angegriffen worden – ein Fall für die Polizei. Die meisten Ertappten zeigten durchaus Einsicht. Auch dafür ist morgen das süße Lob gedacht.