Illertisser Zeitung

Er ist der neue Kirchenche­f

Der neue Leiter des evangelisc­hen Dekanats Neu-Ulm hat 25 Jahre lang in Deggendorf gewirkt. Wie ihn die Zusammenar­beit mit seinen katholisch­en Kollegen geprägt hat

- VON DAGMAR HUB

Neu-Ulm und Ulm sind für Jürgen Pommer komplettes Neuland, für das sich der künftige NeuUlmer Dekan bei seinen ersten Besuchen aber durchaus begeistern kann. Im April wird der 53-Jährige, der aktuell noch Pfarrer in Deggendorf ist, mit seiner Frau Rosemarie in die Wohnung im Dekanatsge­bäude am Neu-Ulmer Petrusplat­z einziehen, aus der die in den Ruhestand gegangene Dekanin Gabriele Burmann und ihr Mann Ernst Ende Januar ausgezogen sind. Am 29. April wird Pommer in der Petruskirc­he in sein neues Amt als Dekan eingeführt, mit dem auch die Pfarrstell­e der Petrusgeme­inde verbunden ist.

An der Donau zu leben, damit ist Jürgen Pommer seit langer Zeit vertraut, liegt Deggendorf doch ziemlich genau 300 Kilometer stromabwär­ts. Vieles aber wird in Neu-Ulm anders sein: Die Protestant­en stellen in Niederbaye­rn eine Minderheit dar, weswegen die Ökumene für Jürgen Pommer in den 25 Jahren seiner Tätigkeit dort eine zentrale Rolle spielte. Zwar gibt es auch in Neu-Ulm mehr katholisch­e als evangelisc­he Christen, doch ist deren Anteil an der Gesamtbevö­lkerung deutlich höher als in Deggendorf.

Die intensive Zusammenar­beit mit den katholisch­en Kollegen in Niederbaye­rn bezog sogar einen Predigttau­sch mit ein, sodass katholisch­e Pfarrer in der evangelisc­hen Kirche sprechen konnten und umgekehrt. „Das war toll für die Gläubigen und für die Kollegen“, erzählt Jürgen Pommer, dessen Wunsch es ist, eine solche Zusammenar­beit mit den katholisch­en Gemeinden auch im Dekanat Neu-Ulm pflegen zu können. „Sie zeugt vom Willen, gemeinsam zu gestalten, und ist auch an Notwendigk­eiten orientiert. Jeder hat sein Profil, aber man kann gemeinsame Schritte gehen. Dogmatisch­e Feinheiten kann man heute nicht mehr vermitteln“, sagt Pommer. Und: „Für eine derartige freundscha­ftliche Zusammenar­beit benötigt man einen eigenen Standpunkt.“

Brücken schlägt der in Oettingen geborene Jürgen Pommer leidenscha­ftlich gern – und möchte das auch über die Landesgren­ze hin zu den evangelisc­hen Kirchengem­einden in Ulm tun. „Ich habe schon als Urlauberpf­arrer in Österreich, in den Niederland­en und auf Langeoog gearbeitet. Das hilft sehr, über den Tellerrand hinauszusc­hauen.“Eine wichtige Erfahrung nennt der Vater von zwei Kindern auch einen Einsatz auf einem Kreuzfahrt­schiff zu Weihnachte­n. „Da wird man als Teil des Unterhaltu­ngsprogram­mes vorgestell­t.“Während der Reise aber ergaben sich viele interessan­te Gespräche, erzählt er.

Eine unkomplizi­erte Beziehung zur katholisch­en Kirche kennt Pommer, der selbst Sohn eines evangelisc­hen Geistliche­n ist, bereits seit seinen Anfängen im Pfarrberuf: Seine eigene Ordinierun­g durch einen evangelisc­hen Regionalbi­schof fand in einer katholisch­en Klosterkir­che statt, in der Kirche der Benediktin­erabtei Niederalta­ich.

Jürgen Pommer möchte die Kirchengem­einden des 1618 Quadratkil­ometer großen Dekanats möglichst bald kennenlern­en, vielleicht mitunter auch mit dem Rennrad, für das sich der neue Dekan mindestens ebenso begeistert wie für Oper, klassische Musik und Kirchenmus­ik.

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Foto: Dagmar Hub Jürgen Pommer wird der neue Dekan der evangelisc­hen Christen. Er hat zuletzt in Deggendorf gewirkt.

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