Streit um Feucht kocht weiter hoch
SPD stellt Antrag an Oberbürgermeister
Die „Grenze des guten Geschmacks“wurde nach Meinung der SPD im Ulmer Gemeinderat von Altstadtrat Walter Feucht in seiner Kolumne im Stadtmagazin
weit überschritten. Nach Meinung der Sozialdemokraten mögen die „rassistischen und ausgrenzenden Äußerungen“von der Meinungsfreiheit gerade noch gedeckt sein. Doch gerade im toleranten und bewusst entwickelten internationalen Ulm fehl am Platz. Mit dem Beschluss des Konzepts „Ulm Internationale Stadt“wurde 2012 das Engagement vieler Vereine und Institutionen der Stadtgesellschaft gewürdigt und die Haltung der Stadt Ulm als Lebens- und Schutzraum, als Heimat für Menschen jedweder Herkunft vom Gemeinderat festgeschrieben. Deswegen solle die Thematik Feucht auf die Tagesordnung der nächsten Sitzung des Internationalen Ausschusses gesetzt werden, damit der Diskurs im zuständigen städtischen Gremium geführt werde.
Auch die Neu-Ulmer Grünen möchten die umstrittene Kolumne nicht unkommentiert stehen lassen. Deswegen schrieben die Stadtratsfraktion, der Kreisverband und der Neu-Ulmer Ortsverband einen gemeinsamen offenen Brief an den Herausgeber des Stadtmagazins. Wörtlich heißt es: „Wir Grüne aus NeuUlm möchten Sie, Herr Köstner, auffordern, eine eindeutige Stellung zu beziehen und Konsequenzen zu ergreifen. Nehmen Sie Ihre Arbeit und Verantwortung ernst und tragen Sie Sorge, dass die Kolumnen nicht zu Hetztiraden werden (Meinungsfreiheit hat Grenzen).“Wie berichtet, schrieb der Jogging-BrotErfinder unter dem Titel „Schlaraffiade“in „Feuchts Einwurf“über „möglicherweise 520000 Flüchtlinge, Migranten und Zuwanderer“, die ohne jeglichen Kontakt zu den Behörden spurlos verschwunden seien. Weiter ist die Rede von „Maghrebgebildeten“, die in Zügen onanierten.
Michael Köstner, der Chef des Ulmer Verlags KSM, in dem das Stadtmagazin erscheint, verteidigt auf Anfrage den bereits im Dezember erschienen Text, der jüngst über 30 Organisationen zu einem Protestschreiben veranlasste. Köstner teile zwar nicht immer die Meinung von Feucht, doch der Unternehmer habe nicht über das Ziel hinaus geschossen. Der ehemalige Stadtrat habe sehr pointiert den Finger in eine Wunde gelegt.