Normales Café – und doch besonders
Lebenshilfe startet Gastro-Angebot
Gestern zur Marktzeit war sie endlich weg, die Folie am Eingang des Edwin-Scharff-Museums. Drinnen zu sehen: das in verschiedenen Grautönen mit ein paar roten Akzenten gestaltete Interieur, die Dekoration auf den hölzernen Tischen – und ein fleißiges Team beim Ein- und Aufräumen. Auf den ersten Blick ein ganz normales Café. Doch tatsächlich ist es für Betreiber und Beschäftigte etwas Besonderes: „Das ist ein Leuchtturm für uns, da sind wir stolz darauf“, schwärmt Edgar Saar, Leiter der Donau-IllerWerkstätten Neu-Ulm.
Der Grund für die Freude: Das Museumscafé im neu gestalteten Eingangsbereich ist ein Inklusionsprojekt, in Service und Küche werden hauptsächlich Menschen mit Behinderung arbeiten, voraussichtlich werden es acht sein, angeleitet von Mitarbeitern der Lebenshilfe. Was aber die Qualität des Angebots nicht schmälern soll. Nach der Eröffnung soll es dort unter anderem ein großes Frühstücksangebot, Kuchen, verschiedene Pfannkuchenund Waffelvariationen sowie überbackenes Ciabatta-Brot geben. Und natürlich Kaffee. Schon seit einiger Zeit wird dafür geübt, sagt Leiterin Diana Kling. Ein bisschen Feingefühl und Geduld seien im Umgang mit den Geräten schon gefragt, sagt die gelernte Hotelfachfrau.
Beim Personal handelt es sich um Menschen, die vorher in den Werkstätten der Lebenshilfe tätig waren und die sich selbst auf die Stellen beworben haben. So wie Gudrun Maurer und Manuela Stahl. Beide schieden nach ihren Ausbildungen – Maurer ist Kauffrau, Stahl Hauswirtschafterin – wegen psychischer Erkrankungen aus dem normalen Berufsleben aus. Das Café bedeutet für beide die Chance, die Abgeschiedenheit der Werkstätten zu verlassen und zurück ins normale Leben zu kommen. „Wenn wir hier etwas leisten, ist das etwas anderes als in der Werkstatt“, sagt Maurer.
Stahl freut sich, durch das Café wieder in ihrem alten Beruf zu arbeiten. Beide wissen aber: „Wir brauchen uns gegenseitig.“Auch, weil manche der neuen Kollegen eine geistige Behinderung haben. Aber egal: „Wir werden den Laden hier rocken“, ist sich Maurer sicher. Morgen, Freitag, versorgt das Team die Besucher der Eröffnungsfeier mit Getränken und Häppchen, am Samstag geht es dann richtig los. Dann natürlich in der frisch gelieferten Arbeitskleidung: schwarze Hose, schwarzes Hemd, rote Schürze. Täglich außer Mon tag von 9 bis 18 Uhr.