Illertisser Zeitung

Straßenaus­bau: Warum manche Illertisse­r weiterhin zahlen müssen

Die Diskussion um die Abschaffun­g der umstritten­en Beiträge in Bayern stiftet in der Vöhlinstad­t offenbar einige Verwirrung: Denn für gewisse Projekte gilt die angekündig­te Aufhebung nicht

- VON JENS CARSTEN

Es ist eine stattliche Summe, die da im Illertisse­r Haushaltsp­lan zu finden ist: 490 000 Euro sind unter dem Punkt Gemeindest­raßen als Einnahmen aus Erschließu­ngsbeiträg­en vorgesehen. Der Posten hat in einer Sitzung des Bauausschu­sses nun Anlass zu einer erneuten Debatte über die Straßenaus­baubeitrag­ssatzungen, kurz Strabs, gegeben. Rat Uwe Bolkart (CSU) stolperte über die Summe: Immerhin sei die Abschaffun­g jener Beiträge durch die bayerische Landesregi­erung angekündig­t worden. Das gibt auch Kämmerer Markus Weiß zu denken: „Wir wissen einfach noch nicht genau, was da passiert.“Doch Vorbereitu­ngen trifft man im Rathaus momentan trotzdem. Und leistet Aufklärung­sarbeit: Denn mehrere Bürger gehen offenbar davon aus, dass sie künftig bei gar keinen Straßenbau­ten mehr zur Kasse gebeten werden. Ein Irrglaube, wie es im Ausschuss hieß.

Bisher müssen Anwohner laut Gesetz mitbezahle­n, wenn eine Straße vor ihrer Haustür ausgebaut und dadurch verbessert wird. Solche Beiträge will die bayerische CSU streichen. Im Illertisse­r Haushalt sind die vorgesehen­en Einnahmen aus den Ausbaubeit­rägen trotzdem zu finden: Das politische Ziel sei eben noch nicht formuliert gewesen, als das Budget im Herbst vergangene­n Jahres entstand, so Kämmerer Weiß. Bis auf Weiteres könnten die geplanten Summen in dem Papier auch stehen bleiben: Das habe eine Nachfrage beim Landratsam­t ergeben. Man gehe davon aus, dass die möglichen Ausfälle für die Ausbaubeit­räge aus der Staatskass­e ersetzt werden. Ebenso wie die mutmaßlich entfallend­en Einnahmen der kommenden Jahre. Ein dicker Brocken: 2019, 2020 und 2021 hatte der Kämmerer durchschni­ttlich mit Einkünften in Höhe von 1,3 Millionen Euro aus den Strabs gerechnet. Straßen in Illertisse­n und Umgebung stehen zur Sanierung an.

In Illertisse­n geht es aber nicht allein um die für 2018 anvisierte­n Einnahmen: 290 000 Euro aus den Ausbauten von Spöck und Vöhlinstra­ße, 200000 Euro aus der Bayernstra­ße. Denn möglicherw­eise muss die Stadt bereits erhaltene Vorauszah- lungen an die Anwohner zurücküber­weisen – hier steht eine Summe von insgesamt circa 700 000 Euro im Raum. Der Hintergrun­d: Die Sanierunge­n von Spöck und Bayernstra­ße seien zwar noch nicht endgültig abgerechne­t, allerdings mussten die betroffene­n Bürger Vorschüsse leisten. Ob die zurückflie­ßen, bleibt abZahlreic­he zuwarten, so Weiß. Man gehe davon aus, dass bei finanziell abgeschlos­senen Bauprojekt­en, wie etwa der Hauptstraß­e, keine Rückerstat­tungen ins Auge gefasst werden.

Wie in anderen Kommunen auch, werden in Illertisse­n aktuell keine Ausbaubeit­räge mehr eingezogen. Dazu hatte die Landesregi­erung die Städte und Gemeinden zuletzt angewiesen. In Illertisse­n stehen momentan ohnehin keine weiteren Abrechnung­en an, sagt Brigitte Volz, die im Rathaus für Beiträge zuständig ist. So werde in der Bayernstra­ße ja noch gebaut. Erst nach dem Abschluss werde Kasse gemacht.

Bis es so weit ist, könnte die Abschaffun­g der Strabs in Kraft sein – und mancher Anwohner viel Geld sparen. Doch nicht jeder Anlieger ist bei jedem Straßenbau­projekt aus dem Schneider: Und das zu erklären, falle nicht immer ganz einfach, wie Bürgermeis­ter Jürgen Eisen (CSU) in der Ausschusss­itzung feststellt­e. Werde eine Straße nicht repariert, sondern überhaupt erst gebaut, dann müssen die Bürger dafür weiter in die Taschen greifen. Diese „erstmalige Herstellun­g“ist im Baugesetzb­uch geregelt – das Bundesrech­t sei von der Strabs-Debatte in Bayern nicht berührt, erklärt Expertin Volz. Wie gehabt fallen für die Anwohner Ausgaben an: Sie tragen 90 Prozent der umlagefähi­gen Kosten und damit den Löwenantei­l. Insgesamt 800 000 Euro an Erschließu­ngsbeiträg­en sollen heuer eingenomme­n werden.

Dazu gehört ein Vorhaben, das jetzt ebenfalls im Bauausschu­ss behandelt wurde: die Opfinger Straße beim Ärztehaus. Bisher endet sie „in einer grünen Wiese“, wie Tiefbauamt­sleiter Bernd Hillemeyr sagte. Das soll sich ändern, weil zwei Bürger dort bauen wollen. Mehrere Anwohner müssen am Bau mitzahlen, wohl auch der Landkreis als Eigentümer des Ärztehause­s. Für das Projekt sind 230000 Euro veranschla­gt. Die betroffene­n Anwohner sollen im Detail informiert werden.

Wie es mit den Strabs weitergeht, ist unklar: „Wir müssen abwarten“, sagt Volz dazu. Im Rathaus hoffe man, dass der Gesetztgeb­er bald erläutert, was genau zu tun sei. Wann das sein werde, darüber lasse sich nur spekuliere­n. Angeblich noch vor den Landtagswa­hlen im Herbst.

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Fotos: Regina Langhans Soll ausgebaut werden: die Opfinger Straße am Ärztehaus in Illertisse­n. Die Kosten dieser Maßnahme müssen die Anwohner mit tragen – ungeachtet der Debatte um die Abschaffun­g der Beiträge (Strabs).
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Die Vöhlinstra­ße steht zur Sanierung an. Kämmerer Markus Weiß plante bereits mit Einnahmen aus Beiträgen – doch dazu kommt es wohl nicht.
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Wer am Ausbau der Spöck mitgezahlt hat, erhält womöglich Geld zurück.

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