Coman Verletzung schockt den FC Bayern
Der Luxus eines fast kompletten Kaders ist für Jupp Heynckes vorbei. Nun rücken zwei Routiniers in den Fokus, deren Vertrag im Sommer ausläuft
Nach dem Verletzungsschock um Kingsley Coman wird Franck Ribéry beim FC Bayern zeigen müssen, wozu er mit fast 35 Jahren noch fähig ist. Wochenlang fällt der 21-jährige Coman nach einer Operation wegen des gerissenen Syndesmosebandes am linken Sprunggelenk aus. Der in der Champions League zuletzt nur als Vertreter aufgebotene Oldie Ribéry steht plötzlich wieder im Rampenlicht. Dagegen muss Coman um seine WM-Chancen in der mit vielen Offensivkönnern besetzten Équipe Tricolore bangen.
Ribéry links, Robben rechts – die Flügelzange glorreicher Spielzeiten wie im Triplejahr 2013 könnte jetzt noch einmal mehr gefordert sein. „Wir werden noch viel Freude an ihnen haben. Ich weiß, dass diese Spieler noch ganz wichtig sind“, sagte Trainer Jupp Heynckes bereits vor der Coman-Blessur. Der 72-Jährige hatte wohl schon am Samstag nach dem 0:0 gegen Hertha BSC Schlimmeres bei Coman geahnt, wenngleich spontan eine teilweise Entwarnung übermittelt worden war. Coman fällt nun doch lange aus, Nationaltorhüter Manuel Neuer fehlt immer noch, dazu ist James Rodríguez angeschlagen – der Luxus eines fast kompletten Kaders ist für Heynckes vorbei. An anderer Stelle herrscht für den Trainer hingegen Konstanz: Wie gestern bekannt gegeben wurde, bleibt Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen bis 2023 bei den Bayern.
Für das Viertelfinale der Champions League in der ersten April-Hälfte können die Münchner nicht mit Coman planen. Höchstens im Saisonendspurt wird der junge Franzose noch eingreifen können. Dabei war der 2015 verpflichtete Turbodribbler in dieser Spielzeit so stark wie nie beim Rekordmeister. Über die Qualitäten des bereits seit 2007 für die Münchner wirbelnden Ribéry brauchte Heynckes nicht lange zu referieren: „Über Francks Stärken zu reden, ist überflüssig.“
Die Statistiken sehen Coman in dieser Saisonaber leicht im Vorteil. Beim 5:0 gegen Besiktas Istanbul stand dieser in der Startelf und schoss ein Tor. „Eine Momentaufnahme“sei das gewesen, sagte Heynckes, als neben Ribéry auch Robben erst als Joker ran urfte. Man dürfe Robben und Ribéry nie unterschätzen, betonte der BayernCoach.
Im Triplejahr 2013 seien die beiden mitentscheidend für den großen Erfolg gewesen, erinnerte Heynckes. Doch nun muss sich zeigen: Können Rib & Rob das jetzt immer noch?
Als die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem FC Augsburg angepfiffen wurde, wirkte die Szenerie auf der weltgrößten Stehplatztribüne gespenstisch. Die Gegner einschüchternde „Gelbe Wand“verdiente ihren Namen nicht, statt Fangesängen und Fahnen prägten Schweigen und der Blick auf grauen Beton das Abendspiel. Die frostigen Temperaturen, der uninspirierte und leidenschaftslose Auftritt der Dortmunder Profis – es fügte sich ins triste Bild. Als bekundeten Reus und Co. ihre Solidarität mit der aktiven Fanszene. Als würden auch sie keinen Gefallen an Bundesligafußball am Montagabend finden und deshalb ihre Leistung verweigern.
In Frankfurt flogen Tennisbälle und gaben Trillerpfeifen den Ton an, in Dortmund mutete der Protest gegensätzlich leise an. Nicht nur 350 Fanklubs des BVB hatten das Spiel boykottiert, ebenso waren etliche Plätze auf den Sitztribünen leer geblieben. Der Deutschen Fußball Liga (DFL) sollte vor Augen geführt werden, wie die Stimmung in Stadien künftig ausfallen wird, sollte der Dachverband an Montagsspielen festhalten.
Die Debatten darüber werden nicht nur weitergehen, vielmehr werden sie noch intensiver geführt werden. Denn die DFL gerät in Erklärungsnot. Ihr vermeintlich schlagkräftigstes Argument, die Ansetzung am Montagabend entlaste EuropaLeague-Teilnehmer, ist fadenscheinig. Spätestens beim nächsten Mon- tagsspiel der Saison, wenn Bremer und Kölner aufeinandertreffen – weder die einen noch die anderen spielen international –, wird dem Fußballfan die Illusion geraubt. Längst ist die Tarnung aufgeflogen, nicht sportliche, sondern monetäre Gründe bestimmen das Handeln der Liga- und Klub-Bosse. Ihr Ansinnen: mehr Geld aus der TV-Vermarktung. Ihr Motto: Fernsehen first. Beständig gut besuchte Spiele in der jüngeren Vergangenheit haben ihren Wagemut wachsen lassen. Nun testen sie anhand der Spieltagszerstückelung, wie viel sie dem Anhänger im Stadion zumuten können. Wann geht er im Wortsinn auf die Barrikaden?
Die stimmgewaltigen Fankurven kämpfen für hehre Ziele: für Bundesligaspiele am Wochenende und gegen den Bedeutungsverlust des Zuschauers im Stadion. Ihre Erfolgsaussichten indes sind überschaubar. Bis Sommer 2021 sind Montagsspiele in den TV-Verträgen verankert. Dass es danach ein Zurück gibt, scheint geradezu ausgeschlossen.