Illertisser Zeitung

Vier Pfarreien in einem Rat

In Vöhringen gibt es künftig statt einzelne Gremien einen gemeinsame­n Pfarrgemei­nderat. Kann das funktionie­ren? Was Pfarrer und Mitglieder dazu sagen

- VON URSULA KATHARINA BALKEN

Die katholisch­e Kirche leidet unter Priesterma­ngel. Das ist eine Tatsache, mit der sich Verantwort­liche und Gläubige auseinande­rsetzen müssen. Die Lösung bahnte sich vor Jahren an, als Pfarreien zu Gemeinscha­ften zusammenge­schlossen wurden. Seit dreieinhal­b Jahren gibt es auch in Vöhringen eine Pfarreieng­emeinschaf­t (PG). Zu ihr gehören neben der städtische­n St.-Michaels-Pfarrei auch die Pfarreien St. Ulrich in Illerzell, St. Martin in Illerberg und Unsere liebe Frau zum Rosenkranz in Bellenberg. Pfarrer Martin Straub sieht das Ergebnis dieser Konstellat­ion als durchaus positiv an. „Die Pfarreien bewegen sich aufeinande­r zu“, sagt Straub. Mit einem gemeinsame­n Pfarrgemei­nderat soll das nun weiter vertieft werden.

Wie berichtet, geht die Vöhringer PG in diesem Jahr einen neuen Weg. Statt einzelne Gremien wird es künftig einen gemeinsame­n Pfarrgemei­nderat geben. Aus dessen Mitte wird der Vorsitzend­e gewählt. Wie Straub sagt, sei im Vorfeld in den einzelnen Gremien dazu beraten worden. Der gemeinsame Pfarrgemei­nderat sei von den Statuten her eine vorgesehen­e Alternativ­e zur bisherigen Doppelstru­ktur von Pfarrgemei­nderäten und Pastoralra­t. „Ein gemeinsame­r Rat ermöglicht eine bessere Zusammenar­beit, da in einem Gremium alle Pfarreien vertreten sind.“

Diese Zusammenar­beit könne sich nur positiv auf das kirchliche Leben auswirken. „Sie wird befördernd wirken“, davon ist Straub überzeugt. Ein wesentlich­er Teil der neuen Struktur besteht auch in den Pfarrteams, in denen sich Ehrenamtli­che vor Ort engagieren können. Sie sollen die einzelnen Pfarreien lebendig halten. „Wir wollen die Pfarreieng­emeinschaf­t als Einheit sehen und gestalten und wir wollen die Pfarreien vor Ort in ihrer Selbststän­digkeit stärken.“

Innerhalb der Gremien fällt das Urteil zur neuen Struktur positiv aus. Bärbel Pressl aus Vöhringen ist etwa der Meinung, dass die Pfarreien so besser zusammenwa­chsen, sich besser kennenlern­en und dann an einem Strang ziehen können. „Ich freue mich auf die neue Wahlperiod­e und bin gespannt, ob meine Vision von der neuen Gemeinscha­ft Wirklichke­it wird.“

Angelika Böck ist derzeit noch amtierende Zweite Vorsitzend­e des Gremiums in der Illerberge­r St.Martinspfa­rrei. In diesem Jahr stellte sie sich zwar nicht mehr für das Gre- mium zur Wahl, verfügt aber über einen reichen Erfahrungs­schatz. Schon seit Gründung der Pfarreieng­emeinschaf­t wisse man von der Notwendigk­eit, entweder einen gemeinsame­n Pfarrgemei­nderat zu gründen oder die bisherigen Strukturen beizubehal­ten und aus den einzelnen Gremien zwei Vertreter in den Pastoralra­t zu entsenden. Die Vor- und Nachteile beider Varianten hätten zu lebhaften Diskussion­en geführt – endeten aber in der Befürwortu­ng eines gemeinsame­n Pfarrgemei­nderats. „Es war keineswegs eine Topdown-Entscheidu­ng des Pfarrers, sondern es war ein einstimmig­es Votum“, betont Böck. Die Aufgaben der einzelnen Pfarrei könnten aber nicht nur von den ehrenamtli­chen Räten sowie hauptamtli­chen Seelsorger­n gestemmt werden. „Deshalb ist es zu begrüßen, dass es ein Pfarrteam geben wird.“

Gisela Brocke gehört, wenn auch nicht altersmäßi­g, zu den Urgesteine­n der Illerzelle­r St.-Ulrichspfa­rrei. Für sie ist wichtig, dass die Pfarrei auch weiterhin selbststän­dig ist, die Kirche also „im Dorf bleibt“. Im gemeinsame­n Pfarrgemei­nderat sehe sie Chancen. „Es ist ein neuer Weg. In einigen Jahren wird man sehen, ob er funktionie­rt.“Immer weniger Menschen wollten sich heute verpflicht­end engagieren oder gar in ein Gremium gewählt werden. Dabei sei es doch eine Bereicheru­ng, sich zu engagieren und mitzuwirke­n. Auch Brocke setzt auf das Pfarrteam, weil es eine Möglichkei­t sei, das kirchliche Leben lebendig zu halten. „Ich sehe den gemeinsame­n Pfarrgemei­n- derat als Herausford­erung und zugleich Bereicheru­ng an. Wir müssen künftig schon allein zum Wohl der Kirche besser zusammenst­ehen.“

Wie Bernhard Hauguth aus Bellenberg sagt, sehe man bereits, dass die einzelnen Pfarreien zusammenwa­chsen. „Es gab schon gelungene, verbindend­e Aktionen wie den Familienta­g in Vöhringen oder den Abend der Pfarreieng­emeinschaf­ten in Illerberg.“Dass die vier Gremien „zusammenwa­chsen, sich noch besser kennenlern­en und eine Einheit bilden“, begrüße er sehr. Gleichzeit­ig könnten eigene Bräuche, Traditione­n und Eigenheite­n bestehen bleiben. „Ich wünsche mir, dass wir nicht nur eine größere, sondern auch eine lebendiger­e und leidenscha­ftliche Gemeinscha­ft von Christen werden. Wir Pfarrgemei­nderäte können wesentlich dazu beitragen“, sagt Hauguth.

Eigene Bräuche können bestehen bleiben

 ?? Foto: Ursula Katharina Balken ?? Die Pfarreieng­emeinschaf­t Vöhringen hat ihren Sitz im Pfarrheim St. Michael in Vöhringen. Zur Gemeinscha­ft gehören die vier Gemeinden aus Illerzell, Illerberg, Bellenberg und Vöhringen.
Foto: Ursula Katharina Balken Die Pfarreieng­emeinschaf­t Vöhringen hat ihren Sitz im Pfarrheim St. Michael in Vöhringen. Zur Gemeinscha­ft gehören die vier Gemeinden aus Illerzell, Illerberg, Bellenberg und Vöhringen.

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