Der neue Kindergarten – ein Projekt mit Ecken und Kanten
Mit knapper Mehrheit entscheiden sich die Illertisser Stadträte für ein außergewöhnliches Architekturkonzept
Ist es ein Bienenstock oder vielleicht sogar eine Weltraumstation: Diese Frage könnte sich so mancher beim Anblick der Pläne für den neuen Kindergarten in der Mozartstraße stellen. Hochbauexperte Manfred Norrenbrock hatte kürzlich mehrere Ideen vorgestellt, wie das Gebäude aussehen könnte, eine davon (Variante eins) sah eine Kombination aus achteckigen Räumen vor. Augenscheinlich eine außergewöhnliche Konstruktion, weshalb Norrenbrock in einer Sitzung des Stadtrats denn auch gleich vorausschickte: „Machbar ist das und auch schön.“Wie praktisch dieses Gebäude sei, dazu erwarte er unterschiedliche Ansichten. Und die wurden dann auch vorgebracht.
Rat Ansgar Bauer (Freie Wähler) sprach sich für die Achtecke aus, die ihn an Sonnenschirme erinnerten, wie man sie etwa über einen Sandkasten spanne, um Kinder zu schützen. Die anderen von Norrenbrock vorgeschlagenen Alternativen – rechteckige Gebäude mit Sattel- und Pultdachkonstruktionen – muteten nach Bauers Einschätzung optisch dagegen eher wie Supermarktgebäude an.
Der Freie-Wähler-Rat lobte, dass sich Norrenbrock selbst daran gemacht hatte, Pläne zu entwerfen. Er warf jedoch auch die Frage auf, was geschehe, wenn der städtische Hochbauexperte wie angekündigt demnächst in den Ruhestand gehen sollte. Und ob es dann nicht besser sei, das ganze Projekt gleich an ein Architektur-Büro zu vergeben. Norrenbrock werde die Planungen zumindest noch solange begleiten, bis Arbeiten vergeben würden (also bis zur sogenannten Leistungsphase). Dann könne das Vorhaben immer noch übertragen werden. Bis dahin werde das Engagement des Mitarbeiters der Stadt 50 000 bis 60000 Euro an Planungskosten sparen, hieß es.
Für attraktiv hielt Rüdiger Stahl (ÖDP/AB/Grüne) die Achtecks-Variante zwar. Besser nutzbar seien wegen der Räume und größeren Flächen hingegen wohl die rechteckigen Gebäudekörper. Stahls Favorit war eine mit einem versetzten Pultdach, bei dem durch mehrere Fenster reichlich Licht ins Innere fallen könnte. Wohingegen Andreas Fleischer (SPD) die Wabenkonstruktion charmant fand – immerhin mache sich Illertissen als Bienenstadt einen Namen. Dass Bienen sechseckige Waben bauen, wurde nicht näher thematisiert.
Eine Mischung regte Susanne Kränzle-Riedel (CSU) an – was Planer Norrenbrock jedoch für unmöglich hielt: „Kein Chance.“Bürgermeister Jürgen Eisen (CSU) überlegte, ob die Achtecke genug Platz böten. So bräuchten die Kinder etwa im Gang reichlich Raum für Bobbycar-Rennen.
Die verschiedenen Auffassungen schlugen sich in der Abstimmung nieder: Mit einer denkbar knappen Mehrheit von elf von 21 Stimmen entschieden sich die Räte für die Achtecks-Variante. Jene müsse nun an die Erfordernisse angepasst werden, die aus dem KindergartenRaumkonzept hervorgehen, sagte Hauptamtsleiterin Kerstin Breymaier, die im Rathaus unter anderem für das Kindergartenwesen zuständig ist. So sei etwa daran zu denken, einen Kinderwagenabstellplatz beim Eingangsbereich vorzusehen. Denn neben etwa 50 Kindergartenkindern (in zwei Gruppen) sollen zwölf jüngere Krippenkinder in der Mozartstraße betreut werden.
Die achteckige Variante werde höhere Ausgaben verursachen als andere Baustile, heißt es in den Unterlagen zu dem Entwurf. Nach ersten Schätzungen liegen die Kosten von 1,87 Millionen Euro zwar unter denen für einen rechteckigen Körper (2,25 Millionen). Doch die Nutzfläche ist mit 558 Quadratmetern kleiner. Für den Kindergarten erwartet man im Rathaus Zuschüsse in Höhe von 1,2 Millionen Euro – unabhängig von den tatsächlichen Baukosten.