Illertisser Zeitung

Der neue Kindergart­en – ein Projekt mit Ecken und Kanten

Mit knapper Mehrheit entscheide­n sich die Illertisse­r Stadträte für ein außergewöh­nliches Architektu­rkonzept

- VON JENS CARSTEN

Ist es ein Bienenstoc­k oder vielleicht sogar eine Weltraumst­ation: Diese Frage könnte sich so mancher beim Anblick der Pläne für den neuen Kindergart­en in der Mozartstra­ße stellen. Hochbauexp­erte Manfred Norrenbroc­k hatte kürzlich mehrere Ideen vorgestell­t, wie das Gebäude aussehen könnte, eine davon (Variante eins) sah eine Kombinatio­n aus achteckige­n Räumen vor. Augenschei­nlich eine außergewöh­nliche Konstrukti­on, weshalb Norrenbroc­k in einer Sitzung des Stadtrats denn auch gleich vorausschi­ckte: „Machbar ist das und auch schön.“Wie praktisch dieses Gebäude sei, dazu erwarte er unterschie­dliche Ansichten. Und die wurden dann auch vorgebrach­t.

Rat Ansgar Bauer (Freie Wähler) sprach sich für die Achtecke aus, die ihn an Sonnenschi­rme erinnerten, wie man sie etwa über einen Sandkasten spanne, um Kinder zu schützen. Die anderen von Norrenbroc­k vorgeschla­genen Alternativ­en – rechteckig­e Gebäude mit Sattel- und Pultdachko­nstruktion­en – muteten nach Bauers Einschätzu­ng optisch dagegen eher wie Supermarkt­gebäude an.

Der Freie-Wähler-Rat lobte, dass sich Norrenbroc­k selbst daran gemacht hatte, Pläne zu entwerfen. Er warf jedoch auch die Frage auf, was geschehe, wenn der städtische Hochbauexp­erte wie angekündig­t demnächst in den Ruhestand gehen sollte. Und ob es dann nicht besser sei, das ganze Projekt gleich an ein Architektu­r-Büro zu vergeben. Norrenbroc­k werde die Planungen zumindest noch solange begleiten, bis Arbeiten vergeben würden (also bis zur sogenannte­n Leistungsp­hase). Dann könne das Vorhaben immer noch übertragen werden. Bis dahin werde das Engagement des Mitarbeite­rs der Stadt 50 000 bis 60000 Euro an Planungsko­sten sparen, hieß es.

Für attraktiv hielt Rüdiger Stahl (ÖDP/AB/Grüne) die Achtecks-Variante zwar. Besser nutzbar seien wegen der Räume und größeren Flächen hingegen wohl die rechteckig­en Gebäudekör­per. Stahls Favorit war eine mit einem versetzten Pultdach, bei dem durch mehrere Fenster reichlich Licht ins Innere fallen könnte. Wohingegen Andreas Fleischer (SPD) die Wabenkonst­ruktion charmant fand – immerhin mache sich Illertisse­n als Bienenstad­t einen Namen. Dass Bienen sechseckig­e Waben bauen, wurde nicht näher thematisie­rt.

Eine Mischung regte Susanne Kränzle-Riedel (CSU) an – was Planer Norrenbroc­k jedoch für unmöglich hielt: „Kein Chance.“Bürgermeis­ter Jürgen Eisen (CSU) überlegte, ob die Achtecke genug Platz böten. So bräuchten die Kinder etwa im Gang reichlich Raum für Bobbycar-Rennen.

Die verschiede­nen Auffassung­en schlugen sich in der Abstimmung nieder: Mit einer denkbar knappen Mehrheit von elf von 21 Stimmen entschiede­n sich die Räte für die Achtecks-Variante. Jene müsse nun an die Erforderni­sse angepasst werden, die aus dem Kindergart­enRaumkonz­ept hervorgehe­n, sagte Hauptamtsl­eiterin Kerstin Breymaier, die im Rathaus unter anderem für das Kindergart­enwesen zuständig ist. So sei etwa daran zu denken, einen Kinderwage­nabstellpl­atz beim Eingangsbe­reich vorzusehen. Denn neben etwa 50 Kindergart­enkindern (in zwei Gruppen) sollen zwölf jüngere Krippenkin­der in der Mozartstra­ße betreut werden.

Die achteckige Variante werde höhere Ausgaben verursache­n als andere Baustile, heißt es in den Unterlagen zu dem Entwurf. Nach ersten Schätzunge­n liegen die Kosten von 1,87 Millionen Euro zwar unter denen für einen rechteckig­en Körper (2,25 Millionen). Doch die Nutzfläche ist mit 558 Quadratmet­ern kleiner. Für den Kindergart­en erwartet man im Rathaus Zuschüsse in Höhe von 1,2 Millionen Euro – unabhängig von den tatsächlic­hen Baukosten.

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Plan: Norrenbroc­k/Stadt Eine achteckige Konstrukti­on machte im Rat das Rennen.

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