Neuer Glanz für die Martinskirche
Nach der Außensanierung folgt der Innenraum: In Illerberg wird das mehr als 320 Jahre alte Gotteshaus für rund 1,1 Millionen Euro renoviert. Damit soll vor allem ein Problem gelöst werden
Seit 324 Jahren steht die Martinskirche in Illerberg weithin sichtbar über dem Illertal. „Bei Tag und bei Nacht gleicht sie einem Leuchtturm des christlichen Glaubens“, wie Kirchenpfleger Martin Lieble sagt. Das Gotteshaus hat gute und schlechte Zeiten gesehen, Kriege sind über das Land gezogen. Auch mehrere Renovierungen hat das Kleinod des schwäbischen Barock – erbaut zwischen 1690 und 1694 – schon überstanden. In diesem Jahr allerdings steht wohl eine der größten Restaurierungen in der Geschichte der Kirche an: Für rund 1,1 Millionen Euro soll der Innenraum renoviert werden. Am Sonntag, 15. April, wird die vorerst letzte Messe in der Kirche gefeiert. Dann bleibt sie für etwa ein Jahr geschlossen.
Den Wunsch, das Gotteshaus wieder in neuem Glanz erstrahlen zu lassen, gibt es schon lange. Im Jahr 2014 wurde mit der Instandsetzung des Dachstuhls und der Außensanierung begonnen. Rund 840000 Euro waren unter anderem erforderlich, um Schäden durch Nässe am Gemäuer auf die Spur zu kommen. Vor allem die starke Verschmutzung des Innenraums aber ist nicht gerade eine Zierde.
Zurückzuführen sei der mittlerweile grau gewordene Anstrich auf die hohe Luftfeuchtigkeit und die Unterbank-Strahlheizung. Über einen mehrjährigen Zeitraum seien Temperatur- und Feuchtigkeitsmessungen durchgeführt worden, sagt Lieble. Die Messungen hätten im Durchschnitt Werte um die 90 Prozent Luftfeuchte ergeben. „In Spitzenzeiten reichte die Luftfeuchtigkeit sogar bis an die 98 Prozent heran.“Wie viel Wasser sich zu diesen Zeiten im Gebäude befand, zeigte der Betrieb einer Entfeuchtungsmaschine an Weihnachten 2011. In drei Tagen wurden dem Kirchenraum mehr als 180 Liter Wasser entzogen. Der Abbau dieser hohen Feuchtigkeit im Innenraum dauerte meist mehrere Wochen. Eine Verbesserung brachte die Öffnung eines Deckels im Gewölbe der Kirche.
Um effektive Maßnahmen ergreifen zu können, wurde schließlich sogar das Fraunhofer-Institut bemüht. Die Experten kamen zu dem Ergebnis, dass ein umfassendes Lüftungskonzept sowie eine Flächentemperierung installiert werden sollte – entweder in Form einer Fußbodenheizung oder einer Wand-, beziehungsweise Bauteiltemperierung. Aus Kostengründen wurden beide Vorschläge allerdings verworfen. Stattdessen entschied man sich für eine Niedertempera- Der Lüftungsproblematik soll mit einfachen Mitteln abgeholfen werden: Fenster und Lüftungsdeckel im Kirchengewölbe sollen sich künftig automatisch öffnen und schließen. Auch kann bei Bedarf mit einer Entlüftungsmaschine nachgerüstet werden.
Bevor es aber an die Innenrenotur-Unterbankheizung. vierung gehen konnte, wurde vonseiten der Diözese eine Standsicherheitsprüfung angeordnet. „Das hat sich als sehr sinnvoll erwiesen“, sagt Lieble. Denn im Bereich der Fundamente wie auch am Dachstuhl wurden gravierende Mängel festgestellt, die zuerst behoben werden mussten. Damit musste die Innenrenovierung verschoben werden. Entmutigen ließ man sich jedoch nicht. Mit zahlreichen Aktionen wurde und wird versucht, genug Geld für die Umsetzung aller Maßnahmen zu sammeln. Denn obwohl die Stadt den Erhalt des kunsthistorisch wertvollen Baus großzügig unterstützt und auch die Diözese ihren Obolus leistet, ist die Kirchenverwaltung auf Spenden angewiesen.
Wenn der Innenraum neu gestaltet wird, dann wird auch ein barrierefreier Zugang zum Gotteshaus geschaffen. Dafür werden nochmals 40 000 Euro fällig. Was im Einzelnen im Innenraum geplant ist, listet Lieble so auf: „Die gesamte Elektroinstallation wird erneuert, es gibt ein neues Lichtkonzept für Altarraum und Kirchenschiff, die Lautsprecheranlage wird verbessert, auch gibt es eine neue Liedanzeige plus einer Alarmanlage.“
Die Kirchenmalerarbeiten sehen die Reinigung der Wand- und Deckenflächen vor, die Raumschale wird retuschiert und ausgebessert, Risse und Schlitze werden ausgeglichen und in der Sockelzone wird der Putz erneuert. Auch die Orgel muss überarbeitet werden. Will heißen: Das Instrument wird gereinigt und Maßnahmen zur Schimmelbekämpfung werden unternommen.
„Wir wollen alles unternehmen, damit die Kirche wieder in neuem Glanze erstrahlen kann“, sagt Lieble. „Aber wir hoffen auch, dass sich die Kirche wieder mit Leben füllt“. Während der Renovierungszeit werden Werktagmessen, Vorabendmessen, Eucharistiefeiern, Rosenkranz und Andachten im Pfarrheim stattfinden. „Die Gottesdienste an Feiertagen würden wir gerne in der Aula der Schule feiern. Das muss noch mit Schule und Stadt abgeklärt werden.“Zum Weihejubiläum 2019 soll die Kirche dann feierlich wiedereröffnet werden.
Kirche soll sich wieder mit mehr Leben füllen