Mit einer Blockflöte fing alles an
Musikpädagogin Franziska Schweigart hat auf eine Künstlerkarriere verzichtet und unterrichtet lieber
Kindergarten „Pusteblume“, ein Freitag im März, Mittagsstunde. Zeit eigentlich für einen zumindest kleinen Imbiss. Nicht für Franziska Schweigart. „Das habe ich mir schon lange abgewöhnt“, sagt die 28-jährige Musikpädagogin und lacht, allerdings schränkt sie ein: „Vielleicht mal einen Apfel zwischendurch.“
Mehr lässt ihr eng getakteter Stundenplan nicht zu. Eben hat die hoch musikalische Holzheimerin ein halbes Dutzend quirlige Vorschulkinder aus der musikalischen Früherziehung ins Wochenende entlassen, schon stapfen ihre Blockflöten-Zöglinge erwartungsvoll die Treppe hoch. „So geht es täglich“, bemerkt sie, wirkt dabei freilich keineswegs gestresst oder gar frustriert. Im Gegenteil. „Ich mag das“, freut sich die „Franzi“, wie sie auch von den Kindern gerufen wird. „Natürlich sind die Arbeitstage lang, aber sie wirken für mich nicht so, weil sie mit großer Abwechslung verbunden sind.“
Nur donnerstags habe sie beim Aufstehen „oft Bammel“, gesteht die Vielbeschäftigte, „das ist mein Horrortag“. Unterricht von acht Uhr am Morgen bis halb acht abends, eine halbe Stunde später beginnt die Probe in der Schützenkapelle. „Aber das ist mein Hobby.“Auf rund 38 Stunden beziffert Franziska Schweigart ihr reguläres Unterrichtsdeputat. Was für sich betrachtet durchaus normal wäre. Nur: Ihr Engagement verteilt sich auf drei Musikschulen: Nersingen, Senden und Neresheim. Und die wiederum kooperieren mit verschiedenen Einrichtungen, vor allem Grundschulen und Kindergärten.
Was im Klartext heißt: Viel Zeit verbringt sie als Pendlerin auf der Straße. „Ich kann ja Kleinkinder ab sechs Monaten unterrichten, aber auch Musikbegeisterte im Seniorenheim.“Damit verweist die Pädagogin nicht ohne Stolz auf die große Bandbreite ihrer Qualifikationen: musikalische Früherziehung, Instrumentalunterricht für Quer- und Blockflöte, Musik und Bewegung, Singen und Musizieren sowie Tanzen und Spielen auch mit Eltern-KindGruppen, Chor- und Orchesterleitung.
Studiert hat Schweigart Elementare Musikpädagogik am LeopoldMozart-Zentrum der Universität Augsburg. Vorher schon hatte sie zwei Jahre lang an der Berufsfachschule in Krumbach eine Ausbildung als Chor- und Ensembleleiterin absolviert, verbunden auch mit Gesangsunterricht. Nicht zu vergessen sämtliche einschlägigen Kurse des Allgäu-Schwäbischen Musikbunds (ASM), Dirigieren und Jugendausbildung inklusive.
Quasi nebenbei lernte sie an der Musikschule Ulm Oboe, lange zuvor schon in der Holzheimer Schützenkapelle Querflöte. Jetzt fungiert sie dort als Lehrerin für dieses Instrument. Angefangen hatte alles im Kindergarten mit der Blockflöte – mit dem Unterricht bei Manfred Haber, den sie im vergangenen Herbst abgelöst hat. Da ging der leidenschaftliche Musikerzieher in den Ruhestand. Damit schloss sich auch hier der Kreis. So ganz sicher in ihrem Berufsziel war sich Franziska Schweigart bei aller Begabung zunächst nicht. Sie wusste nur: „Einen Bürojob wollte ich nicht, lieber etwas tun mit Menschen.“Auch eine Laufbahn im medizinischen Bereich hatte sie erwogen. Dann jedoch, nach dem Abitur in der Ulmer Valckenburgschule, fiel ihre Entscheidung für die Musik. Nach dem vierten Semester an der Uni eine weitere: keine Künstler-Karriere, vielmehr der pädagogische Weg. „Den habe ich ganz bewusst gewählt und ich bin heute dankbar dafür.“Als erste ihrer musikbegeisterten Familie hat sie ihr Hobby zum Beruf gemacht.
Ihre Begabung kommt nicht von ungefähr: Von der einen Oma hat sie ihrer Einschätzung nach die Singstimme geerbt, die andere spielte Orgel und leitete über viele Jahre den örtlichen Kirchenchor. Vater Xaver spielt Posaune, ist Ehrendirigent der Schützenkapelle und leitet jetzt deren „alte Hasen“, die Seniorenmusiker sozusagen. Bruder Stefan spielt Trompete, Schwester Ulrike Flügelhorn. „In der Schützenkapelle liegen meine Wurzeln“, sagt Schweigart. Wobei sie kein Einzelfall sei: „Viele studierte Musiker bleiben ihren Heimatvereinen treu, ganz unabhängig vom jeweiligen Niveau.“