Ist die Aktienhausse vorbei?
Zinsangst, Zollangst und jetzt noch Kriegsangst: Die Unsicherheiten am Markt nehmen zu
VON ROBERT HALVER Margendruck aufgrund zollbedingt anziehender Einfuhrpreise für Vorprodukte. Doch auch die Angst vor grundsätzlich abflauenden Neuaufträgen kommt im verarbeitenden Gewerbe zum Ausdruck. Obwohl sich die Neuauftragseinschätzung noch auf absolut hohem Niveau bewegt, hat sich mit der dritten Verschlechterung in Folge ein Abwärtstrend etabliert. Trumps martialische Handelsrhetorik fordert ihren Tribut auch am US-Aktienmarkt.
Immerhin wirkt den jahresanfänglichen Zinsängsten eine auf Kontinuität ausgerichtete US-Notenbank entgegen. Was die Zinsen in den USA betrifft, will die Fed weiter einen umsichtigen Weg beschreiten.
Für die Finanzmärkte schwer einzuschätzen ist die Kriegsangst, die US-Präsident Trump durch seine martialische und widersprüchliche Positionierung im Syrien-Konflikt pflegt. Ist der Aktienfrieden insgesamt bedroht?
Wie gesagt, dieses Thema ist für die Finanzmärkte schwer zu fassen. Denn die Positionierung des US-Präsidenten im Syrien-Konflikt ist ähnlich wechselhaft wie das Aprilwetter. Während er noch vor zwei Wochen den Komplettrückzug Amerikas aus dem Krisenland verkündete, spricht er anschließend davon, Russland zügig die neuen smarten US-Raketen im SyrienEinsatz zu zeigen. Grundsätzlich müsste der Gesprächsfaden zwischen den Präsidenten der USA und Russland wieder geknüpft werden. Das russische Gesprächsinteresse müssen US-Investoren bis zum 7. Mai ihr Anlagegeld aus allen russischen Firmen abziehen, deren Entscheidungsträger eng mit der Kreml-Führung verbunden sind.
Haben politische Börsen aber auch diesmal kurze Beine? Es bleibt abzuwarten, ob und inwiefern ein potenzieller Militärschlag der USA in Syrien für eine Zuspitzung des Konflikts des Westens mit Russland sorgt. Steigende Öl- und Goldpreise signalisieren sicherlich ein Stück Kriegsangst, mindestens aber Unsicherheit über das, was noch kommt.
ist Leiter des Bereichs Kapitalmarkt analyse der Baader Bank und einer der führen den Börsenexperten.